Julia Collection Band 27
viel Sonne, schätze ich.“
„Bist du sicher, dass das der einzige Grund war? Wie geht es dir jetzt?“
„Offensichtlich bin ich genesen, sonst könnte ich jetzt nicht mit dir streiten!“, erwiderte sie spitz. Die Sache bedrückte sie. Sollte sie es ihm sagen … sollte sie es ihm nicht sagen? Sollte sie ihn bitten zu gehen oder ihn bleiben lassen, solange er wollte?
Sie sahen sich lange an, und Andrea traten Tränen in die Augen. Wütend wischte sie sie weg und ging wieder zu ihrem Sessel.
Keith seufzte und ging in den Wirtschaftsraum. Seine Sachen waren wahrscheinlich inzwischen trocken.
12. KAPITEL
Wieder vollständig bekleidet, stand Keith in Andreas Wohnzimmer am Fenster und starrte hinaus in die Dunkelheit. Worüber er nicht hinwegkam, war die erstaunliche Lüge, die Andrea ihm aufgetischt hatte, als er aus Mexiko angerufen hatte. Sie musste furchtbar wütend gewesen sein, sonst hätte sie sich nicht solche Mühe gemacht, ihn glauben zu lassen, sie hätte einen Mann zu Besuch. Hatte seine Abreise sie so verärgert? Oder waren es – und das glaubte er viel eher – die Nachwehen ihres Liebesspiels im Auto?
Keith runzelte die Stirn. Auf einmal bekam er ein schlechtes Gewissen. Er hatte Andrea zu sehr gedrängt. Er hatte ihr nachgestellt, ohne auf ihre Proteste zu achten, und er konnte sich als Gewinner betrachten, wenn man die Tatsache, eine Frau ins Bett zu bekommen, als Sieg betrachten wollte.
Aber er hatte nicht nur Sex von Andrea gewollt. Im Grunde war er selbst erzürnt darüber, dass er, obwohl er die besten Absichten gehabt hatte, solch ein Durcheinander angerichtet hatte. Konnte er das alles wieder ins Reine bringen? Er liebte Andrea.
„Verflixt“, murmelte er.
Als er zu Andrea sah, bemerkte er ihre sorgenvolle Miene. Keiner von ihnen war glücklich über die Lage der Dinge, und wenn sie nicht zu einer Verständigung kamen, würde sich nichts ändern. Vielleicht war heute die Nacht der Entscheidung.
Sein Blick schweifte von Andrea zu den Fotoalben auf dem Sofa, die vorhin schon sein Interesse erregt hatten. Um Zeit zu gewinnen, setzte er sich wieder, nahm das oberste Album vom Stapel und fragte: „Ist es okay, wenn ich mir die anschaue?“ Vielleicht boten ihm die Fotos einen Einstieg in ein offenes, ehrliches Gespräch.
„Sicher“, meinte sie teilnahmslos. Sie hatte keine Kraft mehr zu streiten.
„Danke.“ Er begann, die Seiten umzublättern, und stellte fest, dass es sich um Kinderfotos von Andrea handelte. Und auf fast jedem Foto war auch er.
Längst vergessen geglaubte Erinnerungen wurden wach, als er sich diese alten Aufnahmen anschaute. Fasziniert tauchte er in die Vergangenheit ein.
Keiths Interesse überraschte Andrea. Während sie ihn beobachtete, sah sie auf einmal sowohl den Jungen, der er gewesen war, als auch den Mann, der er jetzt war, und plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie jeder noch immer ein und dieselbe Person waren. Es kam einer Erleuchtung gleich, obwohl er natürlich der gleiche Mensch war wie früher. Sie hatte ihn nur nie mehr so gesehen. Wenn sie ihn damals so geliebt hatte, konnte sie ihn immer noch lieben.
Tat sie es?
Ihr Herz begann heftig zu klopfen, und sie versuchte verzweifelt, an etwas anderes zu denken – etwas, das ihre Welt nicht auf den Kopf stellen würde. Er war immer der attraktivste Mann gewesen, den sie kannte. Andrea stockte der Atem. Sie hatte Keith, den Jungen, geliebt und bewundert, und sie liebte und bewunderte Keith, den Mann.
Er lachte und riss Andrea aus ihren Gedanken. „Was ist so lustig?“, fragte sie, erleichtert über die Ablenkung. Sie stand auf und setzte sich neben ihn, um zu sehen, welches Foto ihn zum Lachen gebracht hatte.
„Schau dir das an“, sagte Keith.
Andrea sah auf den Schnappschuss. Sie war in rosa Tüll gehüllt – sie erinnerte sich, dass es alte Gardinen gewesen waren, die sie zum Verkleiden benutzt hatte –, und Keith trug seinen Piratenhut und ein Plastikschwert. Sie waren ungefähr sechs oder sieben Jahre alt.
„Erinnerst du dich an diese Aufnahme?“, fragte er.
„Nein. Sollte ich? Erinnerst du dich?“
„Ja. Wir beide wurden danach mächtig ausgeschimpft, weil wir Doktor gespielt haben.“
„Wir haben Doktor gespielt? Du im Piratenlook und ich in rosa Tüll? Daran kann ich mich nicht erinnern.“
„Wir hatten das nicht lange an.“ Wieder lachte Keith. „Nachdem eure Haushälterin das Foto gemacht hatte, ging sie ins Haus, und wir sind zu unserem Fort gegangen. Ich weiß nicht
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