Julia Collection Band 50 - Ebook
auf dem Hügel, auf dem sich der kleine Familienfriedhof befand, geschah.
„Vater im Himmel, wir geben jetzt die Seele von Seamus Patrick Rafferty in deine Hände.“ Der Pfarrer nahm eine Schaufel voll Erde und ließ sie auf den Sarg fallen. „Asche zu Asche. Staub zu Staub. Möge Gott deiner Seele gnädig sein.“ Dann drückte er die Bibel an seine Brust und senkte den Kopf. „Lasst uns beten.“
Mit lauter tragender Stimme trug er das Gebet vor, doch Willa hörte ihm kaum zu. Sie war zu aufgewühlt. Sie weigerte sich zu den drei Männern, die Schulter an Schulter auf der anderen Seite des Grabes standen, hinüberzuschauen und hielt den Blick auf den Sarg gerichtet. Diese Männer hatten kein Recht hier zu sein. Absolut kein Recht.
Die silbernen Handgriffe des Sarges reflektierten die Sonne, die sich für einen Moment den Weg durch die dicken Wolken gebahnt hatte, und Willa ballte die Fäuste. Verflixt, Seamus. Wie konntest du mir so etwas antun?
„Amen“, beendete der Reverend schließlich das Gebet, und alle Anwesenden folgten seinem Beispiel – alle, außer den drei Enkeln von Seamus. Sie standen noch genauso schweigsam und mit trockenen Augen da, wie am Anfang der Zeremonie.
Zach Mahoney, Matt und Maude Ann Dolan, J.T. und Kate Conway, Edward Manning, Maria und die Rancharbeiter waren die Einzigen, die an diesem Begräbnis teilnahmen. Eine traurige Beerdigung für einen Mann, dachte Willa.
Ja, es war traurig, dass so wenig Menschen von ihm Abschied nehmen wollten, aber daran trug Seamus selbst die Schuld. Über die Jahre hinweg hatte er sich, von Edward Manning abgesehen, jedem Freund und jedem Nachbarn in und um Clear Water herum entfremdet.
Für einen Moment standen die Cowboys verlegen mit den Hüten in ihren Händen herum und schauten von Willa zu Seamus’ Enkeln und wieder zurück, um zu entscheiden, wem sie zuerst ihr Beileid bekunden wollten.
Edward löste schließlich ihr Dilemma, indem er sich zuerst liebevoll Willa zuwandte und dann erst zu den drei Männern und den zwei Ehefrauen hinüberging. Der Reverend folgte seinem Beispiel, und die erleichterten Arbeiter taten es ihnen gleich. Nachdem die Männer einige Worte des Beileids gemurmelt hatten, liefen sie so rasch wie möglich zu ihrer Unterkunft hinüber, froh diese unangenehme Sache hinter sich zu haben und endlich wieder die Sonntagskleidung ausziehen zu dürfen.
Als auch der letzte Cowboy gegangen war, hakte sich Willa bei der Haushälterin ein. „Komm, Maria. Lass uns gehen.“
„Aber, Willie, du hast doch noch gar nicht mit den señores gesprochen.“
„Und das habe ich auch nicht vor.“ Trotzdem warf sie einen Blick zu den Brüdern hinüber, bevor sie auf das schmiedeeiserne Tor, den Ausgang des Friedhofes, zuging.
„Willie? Warte“, rief Edward ihr hinterher.
Die Haushälterin blieb stehen, und Willa folgte missmutig ihrem Beispiel. In dem maßgeschneiderten Anzug und dem Kaschmirmantel wirkte Edward wie immer fehl am Platz auf der Ranch. Die Kälte hatte seine Wangen gerötet, und sein Haar war vom Wind zerzaust. Doch obwohl er ihr nachlaufen musste, zeigte sein Gesicht keine Spur von Verärgerung, sondern nur Mitgefühl und Sympathie.
„Willie, ich weiß, dass ich die Dinge vielleicht zu schnell vorantreibe. Aber ich würde dich gern fragen, ob wir die Testamentseröffnung nicht schon heute hinter uns bringen könnten? Ich habe morgen bereits in aller Frühe eine Besprechung in Bozeman.“
Willa schaute an ihm vorbei zu Seamus’ Enkeln und den beiden Frauen hinüber. Erneut stieg Wut in ihr auf. Erst gestern hatte sie erfahren, dass ihr Stiefvater das Testament geändert und Colleens Söhne ebenfalls begünstigt hatte. Sicherlich handelte es sich nur um Geldbeträge, mit denen er sein Gewissen beruhigen wollte. Trotzdem machte allein der Gedanke sie zornig, dass diese hergelaufenen Fremden etwas erben sollten.
„Meinetwegen. Je schneller wir es hinter uns bringen, je schneller werden sie verschwinden.“
Alle, die in Seamus’ Testament genannt wurden, hatten sich bereits im Arbeitszimmer versammelt, als Willa eintrat. Maria, Pete Brewster und Bud Langston, der Vorarbeiter. Nur Edward fehlte noch.
Willa setzte sich in einen der Sessel neben dem Kamin. Alle anderen hatten bereits Platz genommen, alle, außer Zach Mahoney. Er stand neben dem Bücherregal, ein wenig abseits von den anderen, die Hände in die Taschen seiner Anzughose gesteckt. Während seine Brüder leise mit ihren Frauen sprachen, wartete
Weitere Kostenlose Bücher