Julia Collection Band 51
und Mike ein und dieselbe Person sind“, erzählte Mildred.
„Ich bin sicher, sie fühlen sich verraten und bespitzelt.“
„Einige ja. Andere waren froh, einen Boss zu haben, der so bestrebt ist zu lernen, wie die inneren Angelegenheiten der Firma funktionieren. Michael entschuldigte sich für seine Täuschung. Er sähe ein, dass es der falsche Weg war. Er hat sich geändert, Sophia. Ihretwegen.“
„Ich weiß nicht, ob ich das glauben kann.“
„Ohne Sie ist er verloren“, fuhr Mildred fort. „Wenn ich morgens ins Büro komme, sitzt er mit trauriger Miene da und starrt aus dem Fenster. Stundenlang. Er nimmt keine Telefongespräche an und verschiebt die Termine. Rex kann sich nicht zur Ruhe setzen, solange Michael sich in einer solchen Verfassung befindet.
Mildreds Worte rührten Sophias Herz. „Das tut mir sehr leid.“
„Vielleicht würden Sie Michaels Versteckspiel besser verstehen, wenn Sie mehr über seinen Hintergrund wüssten.“
„Sie müssen ihn nicht verteidigen, Mildred.“
„Ich verteidige ihn nicht, Sophia. Ich nenne Ihnen nur die Fakten.“
„In Ordnung.“ Sophia lehnte sich zurück und lauschte gespannt den Erklärungen, die Rex Barringtons altbewährte Sekretärin ihr zu geben gedachte.
„Die Barringtons verfügten nicht von jeher über ein großes Vermögen. Sie waren einmal sehr arm. Aber Rex besaß Ehrgeiz und Träume. Als Michael fünf Jahre alt war, kaufte Rex sein erstes Hotel, und die Familie zog von St. Louis nach Los Angeles. In den folgenden Jahren wurden zwölf weitere Umzüge erforderlich, bis der Hauptsitz der Firma schließlich nach Phoenix verlegt wurde.“
Sophia sah vor ihrem inneren Auge den kleinen Michael. Selbst der Fünfjährige hatte sicherlich bereits dieses umwerfende Lächeln …
„Michael litt sehr darunter, sich von seinem Heim und seinen Großeltern trennen zu müssen. Er war ein schüchternes Kind und fand nur schwer Freunde. Da Rex selten zu Hause war, wurde Michael zum Vertrauten seiner Mutter.“
Das klingt sehr nach meinen eigenen Erfahrungen, dachte Sophia. Sie war überrascht zu hören, wie sehr ihre Kindheit der von Michael glich.
„Aber bald florierte das Geschäft, und Rex verdiente mehr Geld, als er es sich je erträumt hätte. Weil er kaum Zeit für seinen Sohn hatte, überschüttete er Michael mit Geschenken.“
„Michael kam sich von seinem Vater verlassen vor.“
„Ja. Rex verpasste den größten Teil von Michaels Kindheit, während er damit beschäftigt war, sein Imperium aufzubauen. Er hielt es für wichtiger, Geld für die Zukunft seines Sohnes anzusammeln, als mit ihm im Garten Fangen zu spielen. Erst viel später wurde ihm klar, was ihm entgangen war.“
Zum ersten Mal erkannte Sophia, dass sie etwas besaß, das mit Geld nicht zu kaufen war: die Liebe und Zuwendung einer Mutter.
„Michael begann bald, den Motiven seiner Freunde zu misstrauen, die mit ihm spielen wollten. Und als Teenager begann er zu rebellieren. Er war es leid, wegen seines Geldes geliebt zu werden. Nach einem Streit mit seinem Vater fuhr er mit seinem Motorrad davon und blieb einige Jahre fort. Bis er Erica kennenlernte.“
„Was war mit ihr?“
„Erica war nur auf sein Geld aus. Michael ahnte nicht, dass sie über seine Identität Bescheid wusste. Er war unsterblich in sie verliebt und plante, sie zu heiraten.“
„Was geschah dann?“ Sophia tat das Herz weh. Diese Informationen erklärten, warum Michael unter falschem Namen in seiner eigenen Firma arbeitete, warum er befürchtete, Sophia könnte nur auf sein Geld aus sein.
„Er löste die Verlobung. Gleichzeitig erkrankte seine Mutter an Krebs. Es war unendlich traurig. Auf dem Totenbett nahm sie ihm das Versprechen ab, mit seinem Vater Frieden zu schließen. Schließlich half ihm seine Arbeit im Unternehmen, die Trauer über den Verlust all dessen, was er liebte, zu überwinden.“
„Vielen Dank für Ihre Ausführungen, Mildred. Ich verstehe Michael nun besser, aber es ändert nichts. Ehrlichkeit bedeutet mir sehr viel. Michael hat mich belogen.“
„Fällt es Ihnen so schwer zu verzeihen?“
Die Frage ließ Sophia aufhorchen. „Ich …“ Kann es denn wahr sein, überlegte sie. Bin ich wie Jannette? Grolle ich, wo ich verzeihen sollte?
„Michael ist ein guter Mensch“, fuhr Mildred fort, „mit einem großen Herzen. Er hat nur Angst, es zu verschenken. Er braucht Sie, Sophia. Mehr als Sie ahnen. Geben Sie ihm noch eine Chance. Für Sie beide.“
Sophias Herz schmolz. Sie
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