Julia Collection Band 57
sodass er sie nur ratlos ansah.
„Ich werde nicht in dem Flugzeug sitzen.“
„Was soll das heißen?“
„Tut mir leid, Sheriff.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an den Türrahmen. Mit einem kleinen Lächeln sagte sie: „Ich bleibe in Belle Terre, bis diese Sache geklärt ist.“
„Verdammt, Maria Elena …“ Es verschlug ihm die Sprache, als sie plötzlich den seidenen Mantel von den Schultern gleiten ließ. „Was tust du?“
„Ich will mich anziehen.“ Sie wandte sich um. „Und das solltest du auch tun. Es sei denn, du willst in diesem Aufzug gehen, was allerdings sehr unprofessionell wirkt.“ Sie lachte leise.
„Wohin gehen? In was für einem Aufzug?“
„Zum Ort des Verbrechens, Liebling. Ich habe ja nur mein Kleid, aber möchtest du als Sheriff wirklich dort in Smokinghose aufkreuzen, sodass jeder sofort merkt, dass du gerade mit deiner Frau geschlafen hast?“
„Sagtest du mit meiner Frau?“
„Vorläufig noch. Bis du eine andere findest.“
Jericho lächelte halbherzig. Maria Elena hatte endlich die Worte ausgesprochen, auf die er schon so lange gewartet hatte, allerdings zu einer sehr unpassenden Zeit. Denn sie durfte eben nicht bei ihm bleiben, sondern musste schleunigst verschwinden. Wenn er sie doch nur davon überzeugen könnte! Aber auch wenn er ihre Entscheidung bedauerte, so wusste er doch, dass er an ihrer Stelle ganz genauso entschieden hätte.
Für die Welt war sie Maria Delacroix. Für Jericho war sie Maria Elena Rivers, eine Frau von außerordentlichem Mut. Seine Frau …
„Für mich bedeutet diese Ehe für immer und ewig“, sagte er und nickte grimmig. „Sofern ich dich beschützen kann.“
3. KAPITEL
Maria Elena Delacroix Rivers bewegte sich geschmeidig wie eine Raubkatze. Eine sehr erfahrene Katze, die sich im Dschungel auskannte. In jeder Art von Dschungel, also auch in diesem von Menschen verursachten Durcheinander.
Ihr Mietwagen stand als ausgebranntes Wrack auf dem leeren Parkplatz. Dem Jungen, der das Auto auf dem einsamen Parkplatz kurzgeschlossen hatte, um nachts mit ihm durch die Stadt zu fahren, war nicht viel passiert. Er hatte Hautabschürfungen, ein paar Verbrennungen, vielleicht einen leichten Bruch. Die Sache war noch einmal glimpflich für ihn ausgegangen, und man konnte nur hoffen, dass er seine Lektion gelernt hatte.
Während sich die Leute vom Rettungswagen und die Polizei um den Jungen kümmerten, ging Maria langsam um den Wagen herum und besah ihn sich von allen Seiten. Und Jericho wiederum beobachtete sie dabei.
Sie hatte während ihrer Karriere als Nachrichtenredakteurin auch als Auslandskorrespondentin in verschiedenen Ländern gearbeitet, unter anderem im Nahen Osten. Sie war selbst mit Mikrofon und Kamera an den Brennpunkten der Welt gewesen und hatte schon mehrmals den Pulitzerpreis für ihre bewegenden Fotos gewonnen.
„So was hast du wohl schon früher mal gesehen“, vermutete er.
„Ja, etwas sehr Ähnliches“, sagte sie leise, „es sieht allerdings anders aus als die Fahrzeuge, die ich nach Bombenanschlägen fotografiert habe.“ Maria richtete sich auf und sah Jericho an. „Zuerst hatte ich den Eindruck, dass der Täter sich mit Sprengstoff nicht auskannte. Aber jetzt bin ich eher der Meinung, dass er genau wusste, was er tat. Das Einzige, was er in seine Überlegungen nicht einbeziehen konnte, war unser junger Autodieb. Der hatte das Pech, zur falschen Zeit am richtigen Ort zu sein.“
„Du glaubst also nicht, dass die Explosion etwas mit der Zündung zu tun hatte?“
„Wenn ja, dann nur zufällig. Aber ich glaube nicht, dass da ein direkter Zusammenhang besteht.“ Maria strich sich das Haar zurück. „Ich könnte wetten, dass deine Experten bereits eine Zeitschaltuhr gefunden haben. Wahrscheinlich als Teil eines Brandsatzes mit einer entsprechenden Verbindung zum Benzintank.“
Jericho nickte nur und sah sie weiterhin gespannt an.
Sie ging noch einmal um den Wagen herum. „Das war eine Warnung, Jericho.“ Sie blickte hoch und sah seiner düsteren Miene an, dass ihm gerade genau der gleiche Gedanke durch den Kopf gegangen war. „Aber in diesem Fall war es mehr als dumm.“
Er hob überrascht eine Augenbraue, sagte aber nichts.
Maria verschränkte die Arme vor der Brust. Wie heiter und unbeschwert waren sie noch vor wenigen Stunden gewesen … Wieder musterte sie das Autowrack, dann sah sie Jericho an. „Wer auch immer es war, er war nicht nur dumm, sondern hat sich selbst auch
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