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Julia Collection Band 61 (German Edition)

Julia Collection Band 61 (German Edition)

Titel: Julia Collection Band 61 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Conrad
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Wucht an den Strand der geschützten Bucht, dass die Gischt hoch aufspritzte. Das normalerweise blaugrüne Wasser sah schwarzbraun aus und schien am Horizont mit dem bleifarbenen Himmel zu verschmelzen.
    Annie fröstelte trotz der feuchtschwülen Luft. „Den Delfinen wird doch hoffentlich nichts passieren?“ Sie sah Nick fragend an und hielt ihm die Hand hin.
    „Ich mache mir Gedanken um Sultana“, stieß er heftig hervor. „Sie wird in wenigen Tagen ihr Junges zur Welt bringen, die erste Geburt hier auf der Station. Wir haben getan, was wir konnten, und ich kann nur hoffen, das alles gut gehen wird.“ Er beachtete Annies Hand nicht und verschränkte seine Hände hinter dem Rücken.
    Auch in ihm schien ein Sturm zu toben, was ihn für Annie sehr viel menschlicher und damit leider noch anziehender machte.
    Nick seufzte resigniert. Er hätte gern noch ein paar Minuten für sich gehabt. Schlimm genug, dass er zusehen musste, wie seine Leute mit geübter Hand die Aufzuchtstation für Meerestiere gegen den Sturm absicherten, ohne dass er helfen konnte. Das hatte die Erinnerung an eine andere Situation heraufbeschworen. Auch damals hatte er nicht helfen können.
    Er rieb sich die Schläfen, als die quälenden Bilder wieder in ihm aufstiegen. Aber das Schlimmste an diesem Sturm war, dass er den Rest des Tages und die Nacht im Haus allein mit Annie verbringen musste.
    Er fühlte sich zu ihr hingezogen und musste viel zu viel an sie denken. Das passte ihm ganz und gar nicht. Die eine Frau, die er je geliebt hatte, war ihm gewaltsam genommen worden, und er wollte von keiner Frau, sei sie noch so attraktiv, in seiner Trauer gestört werden.
    Er wollte ein unzugänglicher Einzelgänger bleiben. Nur so konnte er seine Haltung bewahren. Ein kaltes Herz spürt keinen Schmerz, Kälte betäubt die Qual.
    Zwei Jahre lang war es ihm gelungen, sich von allem abzuschotten. Aber als Annie auf die Insel kam, brachte sie Wärme und Lebensfreude mit, und er musste schließlich feststellen, dass er sie begehrte.
    Nick hasste diese Gefühle, aber er wusste, dass seine Mutter kein Verständnis dafür hätte, wenn er Annie entließe. Sie war der Meinung, dass die Physiotherapie ihm guttat. Aber wenn Annie ihn weiter mit ihrer liebevollen Fürsorge umgab, konnte er für nichts mehr garantieren. Er hielt es einfach nicht mehr aus.
    Nun konnte er nur hoffen, dass sie in ihrem Zimmer auf der Rückseite des Hauses blieb, während er sich vorn im Büro aufhalten würde. Er ballte die Hände zu Fäusten. Christinas Todestag jährte sich zum zweiten Mal, und er sehnte sich danach, allein zu sein, um wieder schmerzlich zu spüren, wie sehr sie ihm fehlte. Er wollte sich auch wieder an seine Schwüre und Versprechen erinnern. Das würde ihm helfen, seine abweisende Haltung aufrechtzuerhalten.
    „Sie wird doch alles gut überstehen?“ Annie war einige Schritte näher an ihn herangetreten. „Sie haben doch gesagt, Sultana sei gesund.“
    Nick fuhr zusammen und wich ein wenig zurück, um der lebhaften jungen Frau nicht zu nahe zu kommen. In letzter Zeit hatte jede ihrer Berührungen elektrisierend auf ihn gewirkt. Dass Annie ihn sexuell erregte, hatte ihn bestürzt, denn er wollte kein Begehren mehr empfinden.
    In den letzten Wochen hatte er verzweifelt versucht, ihr aus dem Weg zu gehen. Er hatte sogar die vorgeschriebenen Übungen ohne ihre Hilfe machen wollen. Aber als seine Physiotherapeutin war sie für ihn verantwortlich und ließ sich nicht davon abbringen, dabei zu sein und ihn gegebenenfalls zu unterstützen.
    Bei dem Gedanken daran presste er kurz die Lippen zusammen. Sein Verlangen nach ihr wurde mit jedem Tag stärker, und er war kurz davor, die Wünsche seiner Mutter zu missachten und sich eine andere Physiotherapeutin zu suchen.
    Obgleich Annie seine Angestellte war, hatten die beiden Frauen sich bei den häufigen Besuchen seiner Mutter regelrecht angefreundet. Sie hatten sich gegen ihn verbündet, so erschien es ihm wenigstens.
    Es war schon schlimm genug, dass sein Vater ihm nie verzeihen würde, dass er das Familienunternehmen verlassen hatte, um hier auf der Insel Christinas Werk fortzuführen. Nun auch noch die Liebe und Wertschätzung seiner Mutter zu verlieren, das wollte er nicht riskieren.
    Die Familie war wichtig. Aber sosehr er seine Mutter auch liebte, er hasste es, dass sie in alles ihre Nase steckte.
    Seit seine Frau vor zwei Jahren gestorben war, war er oft unkonzentriert. Das war einer der Gründe, weshalb er sein

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