Julia Collection Band 61 (German Edition)
nichts passiert.“
Sie musste lachen. „Danke. Ich wusste gar nicht, dass Sie sich mit den Küchenutensilien so gut auskennen. Sie hatten doch sicher immer einen Koch. Ich nahm an, Sie wüssten kaum, wo die Küche ist, geschweige denn, wo alles aufbewahrt wird.“
Er grinste. „Bitte sagen Sie es nicht weiter, aber ich habe mich als Kind oft in die Küche geschlichen, vor allem, nachdem ich herausfand, wo die Süßigkeiten aufbewahrt wurden.“
Annie legte den Deckel wieder auf den Topf. „Wenn Ihr Angebot ernst gemeint war, nehme ich es an. Ich trinke gern eine Tasse Tee.“
„Sehr wohl.“ Er machte eine formelle Verbeugung, dann setzte er frisches Wasser auf und holte die Teedose aus dem Schrank. „Setzen Sie sich doch hin. Das dauert ein paar Minuten.“
Annie, die ihren Chef beobachtet hatte, zuckte zusammen. Nick schüchterte sie ein, aber das durfte sie ihn nicht merken lassen. Sie setzte sich an den kleinen Küchentisch.
„Ich wollte Ihnen nicht auf die Nerven gehen, aber ich bin es nicht gewohnt, untätig dazusitzen, während ein anderer arbeitet. Und ich bin Ihnen sehr dankbar, dass ich während des Sturms hierbleiben darf. Ich wäre einfach unruhig und würde mir Sorgen machen, wenn ich nicht wüsste, wie es Ihnen geht.“ Sie stockte, dann fuhr sie hastig fort: „Ich meine, so ein Sturm ist doch eine gefährliche Sache. Ich habe noch nie einen Hurrikan erlebt. Wir sind hier doch gut vorbereitet, oder? Kann ich noch irgendetwas tun?“
„Werden Sie nicht hysterisch. Alles ist in Ordnung. Sie können sich auf mich verlassen.“ Er lächelte kurz.
Da war es wieder. Immer wenn er lächelte, hatte Annie in der letzten Zeit das Gefühl, dass eine große Veränderung bevorstand. Warum, das wusste sie selbst nicht, aber sie wurde diese seltsamen Vorahnungen nicht los.
Es war zweifellos etwas, das ihre Mutter irische Intuition nennen würde. Das Schicksal machte sich bemerkbar und würde bald eingreifen.
Annie war sicher, was es auch immer sein mochte, es hatte nichts mit dem drohenden Sturm zu tun. Dass der Hurrikan kam, wussten sie schon seit vielen Tagen. Nein, hier ging es um eine Veränderung, die mit ihr und Nick zu tun hatte. Das spürte sie ganz deutlich.
Er war in einem sehr viel besseren gesundheitlichen Zustand als an dem Tag, an dem sie auf die Insel gekommen war. Ohne Schwierigkeiten konnte er jetzt für sich selbst sorgen. Vielleicht dachte er daran, sie zu entlassen. Das sollte sie eigentlich nicht überraschen, auch wenn es ihr schwerfallen würde zu gehen. Sie hatte von Anfang an gewusst, dass dies keine Dauerstellung war.
„Reden Sie immer so schnell, wenn Sie nervös sind?“
„Ich glaube schon.“ Sie ließ ihn nicht aus den Augen, als er jetzt den Tee aufgoss und dann die Teetassen auf den kleinen Tisch stellte. Er hatte tatsächlich die dünnen Porzellantassen aus der Vitrine geholt. Würde ihre Mutter dem eine tiefere Bedeutung zuschreiben?
Nick stellte die silberne Teekanne auf den Tisch, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben Annie. „Sie brauchen sich wegen des Sturms keine Gedanken zu machen“, sagte er leise. „Ich habe schon oft einen Hurrikan erlebt. Das Wichtigste ist, gut vorbereitet zu sein. Meistens treffen nur ein paar Ausläufer die Insel, und man muss sich nur auf eine langweilige Zeit gefasst machen, während der man das Haus nicht verlassen kann.“
Wegen des Sturms war Annie nicht beunruhigt. Wenn sie etwas nervös machte, dann war es die Tatsache, dass sie immer häufiger eindeutige Fantasien von dem Mann hatte, der ihr Chef war und den sie vielleicht bald verlassen musste. Ein heißer Schauer durchrieselte sie, als ihr bewusst wurde, wie dicht er neben ihr saß.
„Möchten Sie einen Keks?“, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf und versuchte zu lächeln. Er war nah genug, dass sie seinen Duft wahrnehmen konnte, eine Mischung aus salziger Luft und teurem Aftershave. Ihr wurde plötzlich heiß.
„Wissen Sie, warum ich nicht wollte, dass Sie während des Sturms auf der Insel bleiben?“, fragte Nick, während er den Tee eingoss.
„Doch nicht, weil Sie Angst um meine Sicherheit haben?“
„Nein. Ich wollte allein sein, deshalb habe ich Sie und die anderen gebeten, ins Dorf zu gehen und dort zu übernachten.“
„Sie wollten heute unbedingt allein sein?“ Annie wusste, dass dies ein besonderer Tag für ihn war. Aber sie an seiner Stelle hätte ganz anders reagiert. Sie hätte sich an einem solchen Tag mit ihrer Familie und
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