Julia Collection Band 66
Unternehmerin, aufregende Junggesellin.“
Katherine winkte dem Publikum zu und lächelte in die Runde, obwohl sie wegen der grellen Scheinwerfer, die die provisorische Bühne des Oak Hill Country Clubs anstrahlten, kaum etwas sehen konnte. Die Gäste in Smoking oder Abendrobe bildeten den eleganten Rahmen der Benefizgala zugunsten von Waisenkindern. Katherine hatte ein Herz für Kinder, aber sie wünschte zum wiederholten Mal, sie hätte einen Scheck ausgeschrieben, anstatt sich für die Versteigerung zur Verfügung zu stellen.
„Meine Herren, ein Abend mit der charmanten, schönen Miss Ransome – ich höre das Eingangsgebot“, begann Lance.
„Eintausend Dollar!“, rief ein Mann, und die Gäste applaudierten. Katherine versuchte den Bieter im Meer der Gesichter auszumachen.
„Eintausend Dollar, ein guter Start! Wer bietet mehr?“ Lance lächelte auffordernd.
„Zweitausend“, rief ein anderer. Katherine erkannte die Stimme des Anwalts Wes Trentwood. Sie war erleichtert, dass geboten wurde, denn ihre Brüder hatten sie aufgezogen und behauptet, niemand würde sich für sie interessieren, weil sie sich Männern gegenüber immer so abweisend verhielt. Einen Abend mit Wes verbringen zu müssen, wäre nicht einmal so schlimm.
„Zweitausend Dollar“, wiederholte Lance. „Wer bietet dreitausend für einen Abend mit einer der tollsten Frauen im Umkreis?“
„Dreitausend“, kam es von irgendwoher, und sofort wurde auf viertausend erhöht.
„Ich biete fünfhunderttausend.“
Aufgeregtes Raunen ging durch die Menge, und alle sahen sich neugierig um. Katherine, die sich nicht vorstellen konnte, weshalb jemand so viel Geld für einen Abend mit ihr ausgeben sollte, schaute angestrengt in die Richtung, aus der die tiefe Stimme gekommen war.
Ein Mann erhob sich, und begeisterter Applaus begleitete ihn, während er sich zwischen den Tischen hindurchzwängte. Wegen der blendenden Scheinwerfer konnte sie sein Gesicht nicht erkennen, aber etwas an seiner Haltung, den breiten Schultern und dem dunklen Haar kam ihr vertraut vor. Verwundert verfolgte sie das Geschehen. Es ging zwar um einen guten Zweck, aber diese Spende war mehr als großzügig.
Als der Mann sich der Bühne näherte, konnte sie immerhin erkennen, dass er hochgewachsen war und sich mit der Anmut einer Raubkatze bewegte.
Plötzlich begann ihr Herz heftig zu pochen.
Das Blut rauschte ihr in den Ohren, und sie fühlte sich neun Jahre zurückversetzt.
Ihr erster Impuls war, ihm um den Hals zu fallen, doch sie stand genauso regungslos da wie er. Die Atmosphäre schien plötzlich elektrisch aufgeladen zu sein.
Ebenso schnell wie er gekommen war, war der magische Moment vorüber. Das Verlangen verblasste, Überraschung trat an seine Stelle.
„Du bist schöner denn je“, stellte er sachlich fest.
Seine Erscheinung und sein Auftreten waren verändert, doch seine Stimme war ihr noch immer vertraut. Das tiefe, warme Timbre ließ ihr einen Schauer über den Rücken rieseln, als hätte er sie berührt.
Bestürzt stand Katherine da, vor ihren Augen verschwamm alles, und einen Augenblick lang fürchtete sie, ohnmächtig zu werden.
„Cade“, flüsterte sie.
Cade Logan, der Mann, den sie einmal heiraten wollte, stand so dicht vor ihr, dass sie ihn ohne Probleme berühren könnte. Seit neun Jahren hatte sie ihn nicht mehr gesehen, seit er eine Woche vor ihrer Hochzeit verschwunden war.
Der Moderator sagte etwas, doch sie verstand nichts. Jemand rief nach ihm, und Lance entfernte sich.
Katherine war gefangen von Cades Blick. Neun Jahre, und nun stand er ihr plötzlich gegenüber. Oft hatte sie sich diese Situation vorgestellt, hatte sich ausgemalt, wie sie reagieren würde. Jetzt, da es wirklich geschah, war sie völlig unvorbereitet.
Ihr erster Gedanke war – und das beunruhigte sie noch mehr –, dass er unerhört gut aussah. Sie hatte sich eingebildet, Cade längst überwunden zu haben, gegen ihn immun zu sein. Dem war absolut nicht so. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, ihr Puls jagte.
Cade streckte ihr eine Hand hin, und Katherine ergriff sie automatisch. Sie war warm und erstaunlich sanft. Die Berührung durchfuhr sie wie ein Stromstoß.
Wut stieg in ihr auf und löschte alle anderen Emotionen aus. Sie riss ihre Hand zurück und kniff die Augen leicht zusammen. Am liebsten hätte sie Cade angeschrien, ihm mit den Fäusten auf die Brust getrommelt. Doch sie beherrschte sich, hob nur kühl das Kinn und wandte den Blick ab, als
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