Julia Collection Band 66
versuchte, seine Worte und die Wirkung, die sie auf sie hatten, herunterzuspielen. „Du flirtest schamlos.“
„Genieße es doch einfach. Du bist gern mit mir hier. Zwischen uns funkt es. Ich denke nicht, dass du weißt, wie du das Leben genießen kannst.“
„Und du willst mir das zeigen?“
„Jederzeit und auf jede erdenkliche Weise, wenn du mich wirklich lässt.“
Nick strich leicht über ihren Hals. „Freunde dich mit mir an, Julia.“
Sie schaute in seine dunklen Augen. Wie sehr konnte sie ihm vertrauen? Wie tief sollte sie sich auf ihn einlassen, und wie sehr würde sie es später bereuen? Die letzte Frage brachte sie in die Realität zurück, und sie wandte den Blick ab.
Er erhob sich. „Kann ich dir etwas zu trinken bringen?“
„Nur einen Eistee.“
Mit einem Nicken ließ er sie allein.
Sie seufzte tief. Er wusste, wie sie auf ihn reagierte. Aber wusste er auch, wie stark diese Reaktion war? Hoffentlich nicht, dachte sie. Sie würde wetten, dass er sein Wort halten und sie früher oder später küssen würde. Heute Abend hatte er sie schon fast so weit gehabt. Wenn er jemand anders wäre …
Julia sah sich um. Es war ein schöner Abend. Der Mondschein ließ das Wasser glitzern, und am Himmel funkelten die Sterne. Alles war perfekt. Außer der unüberbrückbaren Kluft zwischen ihnen, die über die geschäftliche Konkurrenz hinausging. Seine Träume und Ziele waren ganz andere als ihre. Für ihn war ihr Bedürfnis nach einer festen Bindung sicher unvorstellbar. Er hatte wahrscheinlich schon vorher Beziehungen mit Frauen gehabt, die genau wie sie eine Ehe und eine Familie gewollt hatten. Er wollte nichts von all dem und ging wohl einfach darüber hinweg.
Nick kam mit den Getränken zurück. Als er Julia das Glas reichte, streifte er mit seinen warmen Fingern die ihren und setzte sich auf den Stuhl.
„Danke.“
„Woher rührt die Angst vor dem dunklen Wasser?“, fragte er beiläufig.
„Ich rede nicht gern darüber, aber es ist kein Geheimnis. Als ich ein Kind war, bin ich mit einer Freundin in einen schlammigen Bach gefallen. Sie fiel in ein Schlangennest, wurde gebissen und musste ins Krankenhaus. Mir ist zwar nichts passiert, aber ich hatte große Angst. Seit dieser Zeit mag ich kein dunkles oder trübes Wasser. Eine kindische Angst, die ich nie abgelegt habe.“
„Dann hast du sie aber gut verborgen. Ich hätte sie nicht bemerkt, wenn du nichts davon gesagt hättest. Du hättest es mir sagen sollen. Wir können nämlich auch andere Dinge tun, die dir mehr Spaß machen.“
„Tatsächlich hast du mich einige Mal vom Wasser und meiner Angst abgelenkt.“
„Tue ich das jetzt auch?“, fragte Nick betont unschuldig.
Julia lachte. „Das weiß du genau! Und jetzt erzählst du mir, wovor du Angst hast, Nick.“
„Davor zu verlieren“, meinte er leichthin.
Dennoch wusste sie, dass es eine ehrliche Antwort war. „Wie verlieren alle ab und zu. Ich nehme an, dass du bisher nur selten verloren hast.“
„Dennoch mag ich es nicht“, erwiderte er entschlossen. „Aber die meiste Zeit über bin ich glücklich mit dem, was ich tue.“
„Womit vertreibst du dir denn sonst noch gern die Zeit?“
„Auf der Ranch züchte ich Rennpferde. Ich habe eine Vorliebe für Pferderennen und Rodeos. Und was magst du?“
„Ich segle, wie du weißt. Halte mich durch Sport fit, wie du offensichtlich auch. Und ich liebe die Oper.“
„Wer ist dein Lieblingskomponist?“ Er nahm Julias Hand und verschränkte seine Finger mit ihren.
„Mozart.“
Nick strich mit dem Daumen über ihre Hand, und sie fühlte sich immer stärker von ihm angezogen. „Eine gute Wahl. Verdi ist auch großartig. Mozarts Zauberflöte wird nächste Woche an der Oper in Santa Fe gegeben. Willst du mit mir hinfliegen und sie dir ansehen?“
Ihre erste Reaktion war, das Angebot anzunehmen. Die Aussicht, mit ihm noch ein Wochenende zu verbringen und sich in Santa Fe die Oper anzusehen, war ungeheuer verlockend. Doch ihre Vernunft ließ das nicht zu. Er könnte ihr viel zu gefährlich werden, wenn sie erneut ein Wochenende mit ihm zusammen sein würde. „Vielen Dank für die Einladung, aber ich muss passen. Nach diesem Wochenende könnten wir eventuell nicht gut aufeinander zu sprechen sein.“
„Angsthase“, neckte Nick sie und streichelte ihre Wange. „Wir sind allein und kommen schon seit deiner Ankunft im Jachtclub bestens miteinander aus. Es gibt keinen Grund für die Annahme, dass sich das ändern wird. Wir haben
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