Julia Exklusiv 0180
Ehrerbietung erweisen.
„Ich möchte, dass du den Vorsitz in der Majlis an meiner Stelle führst, Hassan.“
„Die Machtübergabe findet zu einem gefährlichen Zeitpunkt statt, Faisal. Da wäre es sehr schlecht, die Leute zu verunsichern.“
„Ich verunsichere niemanden. Du sollst die Majlis übernehmen, weil ich etwas Wichtiges übers Fernsehen bekannt geben will.“
„So? Und wann hast du das veranlasst?“
„Während meines Aufenthalts in London. Ich habe mit Nadeem telefoniert, und sie hat mir versprochen, eine Bekanntgabe vorzubereiten.“
Er, Hassan, hielt das nur für einen Schachzug. „Ich verstehe. Und was willst du bekannt geben?“
„Vielleicht möchtest du mir dabei helfen. Wie siehst du die zukünftige Entwicklung unseres Landes, Hassan? Was würdest du ändern?“
Hassan war überrascht. Bisher hatte er kaum zu hoffen gewagt, dass Faisal die Zügel so schnell in die Hand nehmen würde. „Willst du das wirklich wissen?“
„Klar. Ich möchte hören, was ihr alle denkt. Was Nadeem will, weiß ich. Und auch Bonnie hat einige großartige Vorschläge gemacht. Das Volk soll erfahren, dass es von einem Staatsmann gelenkt wird, dem das Wohl seiner Bürger mehr am Herzen liegt als sein eigenes.“
„Keine schlechte Idee. Wenn sie dich erst mal im Fernsehen erlebt haben, wird niemand mehr bezweifeln, wer der Emir ist.“
„So denke ich auch.“
Das war geklärt. „Ich habe mich schon gefragt, ob du kalte Füße bekommen hast, Faisal. Du bist viel länger fortgeblieben, als gut war. Abdullah dachte sicher schon …“
„Wieso sollte ich kalte Füße bekommen haben, großer Bruder?“ Faisal lächelte jungenhaft. „Jetzt, da ich Emir bin, brauche ich mir von dir nichts mehr vorschreiben zu lassen. Nicht mal, wen ich heirate.“
„Deine Frau ist dein Problem. Was das andere betrifft, verlass dich lieber nicht darauf.“
Hassan ging im Audienzsaal des Palasts auf und ab und überdachte die durchgreifenden Neuerungen, die sie vornehmen wollten. Nun fragte er sich, ob das Volk aufbrausen oder jubeln würde.
Nadeem und ihr Mann hatten zahlreiche Vorschläge zur Verbesserung der medizinischen Versorgung gemacht, besonders für Frauen und Kinder. Leila war unerwartet leidenschaftlich für die Schulpflicht aller Mädchen eingetreten. Erhebungen zur Modernisierung der landwirtschaftlichen Bewässerungssysteme war Bonnies Beitrag. Was das Volk von einer Prinzessin halten würde, die sich mit derartigen Dingen beschäftigte, blieb abzuwarten.
Hassan stellte den Fernseher lauter. Faisal trug jetzt die traditionellen Gewänder, doch er sah darin immer noch eher wie ein Rugbyspieler aus. Im letzten Jahr war er muskulöser geworden und wirkte sehr viel reifer.
Wie geplant, begann Faisal seine Fernsehansprache mit Danksagungen an seinen Cousin Abdullah als treu sorgender Verwalter des Landes. Danach versprach Faisal, das Wohl Ras al Hajars allem voranzustellen, und ging zu den Maßnahmen über, mit denen er den Staat zu einer zukunftsorientierten Gesellschaft machen wollte, in der Frauen gleichberechtigt waren.
„Noch heute Abend habe ich die Satzungen für ein neues Ministerium unterzeichnet“, fügte Faisal hinzu, „damit diese Maßnahmen unverzüglich in Angriff genommen werden können. In den nächsten Tagen erfahren Sie mehr darüber. Eins kann ich Ihnen jedoch bereits verraten. Das neue Ministerium wird für Frauen eingerichtet, und die Ministerin wird eine Frau sein.“
Stirnrunzelnd überlegte Hassan. Satzungen? Sie hatten über ein Ministerium für Frauen gesprochen, aber noch nichts entschieden. Schon gar nicht, wer es leiten würde.
Er drehte sich zu Simon Partridge um, der sich zu ihm gesellt hatte. „Was soll das?“, fragte er irritiert. „Was hat Faisal vor?“
Rose stand auf einer Seite des Studios und verfolgte die Übertragung von Faisals Ansprache, als ihr ein Bote einen dicken Umschlag mit dem königlichen Siegel überreichte.
Rasch riss sie den Brief auf, zog das umfangreiche Dokument heraus und las den kurzen Begleitbrief.
Gordon stand neben Rose. „Was ist das?“, flüsterte er, als sie das Dokument auseinanderfaltete.
Sie schüttelte nur den Kopf und steckte den Brief und den Vertrag mit bebenden Händen in die Tasche. „Ich sag’s Ihnen später. Wie steht’s?“
„Faisal kommt zum Schluss.“
„Vor vielen Jahren, als mein Großvater starb, beschied er mich zu seinem Nachfolger. Doch ich wusste – alle wussten es –, dass er lieber einen anderen
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