Julia Exklusiv 0180
Bett nur undeutlich wahr. „Rose?“ Rasch blinzelte sie die Tränen fort und erkannte eine große schlanke Frau, deren dunkles Haar mit Silberfäden durchzogen war. „Hassan hat mich gebeten, Sie nach Hause zu bringen.“
„Nach Hause?“ Ins kalte, graue London? Aber ihr Zuhause war hier. Bei Hassan. „Wie meinen Sie das?“
„Ihre Mutter erwartet Sie.“
Erst jetzt wurde Rose bewusst, wer die Frau war. „Sie sind Hassans Mutter, stimmt’s? Und Nadeems. Die Ähnlichkeit ist unverkennbar.“
„Hassan sagt, Sie wollten mich sprechen.“
„Entschuldigen Sie bitte, aber ich weiß nicht, wie ich Sie anreden soll.“
Die Frau kam lächelnd näher und setzte sich zu ihr ans Bett. „Aisha. Ich heiße Aisha.“
„Aisha.“ Für diese königliche Lady erschien es Rose zu wenig. „Hassan hat sicher Wichtigeres im Kopf. Und Sie ebenfalls, da Faisal nach Hause zurückkehrt.“
„Ich habe schon mit Faisal gesprochen. Er hat mich aus London angerufen. Was ist das, was Sie da in der Hand halten?“
Zögernd lockerte Rose ihren Griff, um Aisha die Wüstenrose zu zeigen. „Ein Geschenk. Von Hassan.“
„Aha.“ Seine Mutter wollte nach dem kristallinen Gebilde greifen, zog die Hand jedoch wieder zurück. „Ich habe sie lange nicht mehr gesehen.“ Sie blickte auf, und ihre dunklen Augen waren so faszinierend wie Hassans.
„Besitzt er sie schon lange?“
„Seit seiner Kindheit.“ Aishas Lächeln schien direkt aus dem Herzen zu kommen. „Sein Vater hat sie mir vor langer, langer Zeit geschenkt. Noch vor der Hochzeit, sogar noch …“
„Vorher?“
Hassans Mutter legte den Finger auf die Lippen, und ihr Lächeln verriet ihre eigene Liebesgeschichte.
„Und Sie haben sie Hassan geschenkt … als Sie Ihren zweiten Mann geheiratet haben.“
„Ich habe Hassan alles gegeben, was ich von Alistair hatte. Seine Sachen. Auch diesen Bademantel.“ Zärtlich strich Aisha über das flauschige blaue Gewand, das am Fußende des Betts lag. „Alles, was ich ihm und er mir gegeben hatte. Man kann die Erinnerungen an eine Liebe nicht ins Haus eines anderen Mannes mitnehmen. Auch Sie waren schon einmal verheiratet, wie ich gehört habe. Da verstehen Sie das sicher“, fügte sie leise hinzu, und es klang fast wie eine Frage.
„Ja, das verstehe ich.“ Nach Michaels Beerdigung hatte sie, Rose, das Haus mit allem Drum und Dran seiner zerstrittenen Familie überlassen. Auch ihre Ringe hatte sie abgezogen und ihr früheres Leben wieder aufgenommen. Sie hatte Michael, den Mann, geheiratet, nicht seine Besitztümer. Erst jetzt wurde ihr bewusst, was Aisha gesagt hatte. „Woher wussten Sie, dass ich verheiratet war?“
„Ihre Mutter hat es mir erzählt, als ich gestern mit ihr zu Mittag gegessen habe. Eine sehr interessante Frau.“
„Sie ist hier?“
„Schon seit zwei Tagen. Wussten Sie, dass Hassan ihr eine Nachricht geschickt hat, um sie wissen zu lassen, dass es Ihnen gut geht? Er hat sie gebeten, niemandem davon zu erzählen, und sie hat sich daran gehalten.“
„Meine Mutter!“ Rose wollte aufstehen, merkte jedoch, dass sie nackt war, und wurde verlegen.
Lächelnd hob Aisha den Bademantel hoch und hielt ihn einen Moment lang fest. Dann reichte sie ihn ihr. „Lassen Sie sich Zeit, Rose. Ich gehe ein wenig spazieren. Es ist lange her, dass ich das letzte Mal in der Wüste war.“
Sobald Aisha gegangen war, sprang Rose aus dem Bett. Ihre Mutter war hier! Warum hatte Hassan ihr kein Wort davon gesagt?
Rose trocknete sich das Haar, anschließend setzte sie sich vor den Spiegel und schminkte sich. Ihre Shalwar Kameez hatte man gewaschen und zusammengefaltet auf die Truhe gelegt. Sie zog sie an und drapierte sich den langen Schal übers Haar.
Als sie sich hergerichtet hatte, war Aisha von ihrem Spaziergang zurückgekehrt. Entspannt saß sie auf dem Diwan und trank Kaffee. Sie drehte sich um und betrachtete sie lächelnd. „Sie sehen zauberhaft aus. Möchten Sie auch eine Tasse Kaffee?“
„Gern. Und wenn Sie Zeit haben, würde ich Sie gern um Rat fragen.“
Während die Maschine ausrollte, wurde an der Nase die Flagge des Emirs gehisst, die die große Botschaft verkündete.
Hassan, der im Empfangskomitee bereitstand, um den heimkehrenden Emir zu begrüßen, betrachtete seinen Cousin. Abdullahs Miene war starr. Vor den versammelten Medienvertretern aus aller Welt blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten und seinen jungen Nachfolger zu begrüßen.
Hassan stand hinter ihm und beobachtete Rose, die
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