Julia Exklusiv 0227
für den nächsten Morgen um zehn ab Heathrow gebucht. Das Ticket lag für sie am Schalter der Fluggesellschaft bereit.
Sie hatte es kategorisch abgelehnt, nach Chile zu fliegen, denn sie wollte bei ihrer Mutter bleiben. Das Gespräch mit Carducci war alles andere als erfreulich verlaufen. Eine Woche später hatte er ihr telefonisch mitgeteilt, ihr Vater sei gestorben. Den Termin für die Beerdigung hatte er ihr natürlich auch genannt. Julia hatte jedoch ihre Mutter, die sich nur langsam erholte, nicht allein lassen wollen.
Ihr war klar, was Carducci jetzt dachte, nachdem sie sich nicht um ihren Vater gekümmert und noch nicht einmal zu seiner Beerdigung erschienen war. Es wäre sicher besser und vernünftiger gewesen, sie hätte ihm reinen Wein eingeschenkt.
Ihn wieder zu sehen erfüllte sie mit Unbehagen. Als sie zum ersten Mal ihren Vater besucht hatte, hatte sie ihn kennengelernt. Randolfo war Italiener und geschäftlich in Chile gewesen. Seiner Stiefmutter Ester zuliebe, Carlos’ Schwester, hatte er Julias Vater besucht. Für Julia hatte er zu einer anderen Generation gehört, er war ihr ziemlich steif und unnahbar vorgekommen.
Schon damals war er ein erfolgreicher Geschäftsmann gewesen, obwohl er erst siebenundzwanzig gewesen war. Seine schöne Verlobte Maria hatte er in einem Nachtklub in Santiago kennengelernt, wo sie als Sängerin aufgetreten war. Ihre Mutter hatte als Köchin auf der Hazienda der Familie Eiga gearbeitet.
Mutig öffnete Julia die Tür. Doch niemand war in dem Raum, der elegant und luxuriös ausgestattet war. Sie durchquerte das Zimmer und setzte sich auf eins der beigefarbenen Ledersofas. Enttäuscht und frustriert ließ sie die Schultern sinken. Sie hatte sich auf die zu erwartende Auseinandersetzung mit Randolfo vorbereitet und fand es entmutigend, warten zu müssen. Während sie noch überlegte, was sie machen sollte, kam er herein.
Sekundenlang blickte sie ihn verblüfft an. Er war mindestens einen Meter achtzig groß. Sein schwarzes Haar wies an den Schläfen silberne Strähnen auf und war perfekt geschnitten. Seine gerade Nase, die hohen Wangenknochen und das energische Kinn wirkten beeindruckend. Er hatte eine faszinierende Ausstrahlung und war der attraktivste Mann, der ihr jemals begegnet war. Sie gestand sich jedoch ein, dass sie nur wenige Vergleichsmöglichkeiten hatte. Nach der aufgelösten Verlobung hatte sie sehr zurückgezogen gelebt.
Der elegante hellgraue Anzug saß perfekt, und das weiße Seidenhemd, dessen oberste Knöpfe geöffnet waren, betonte seine gebräunte Haut. Er hatte schmale Hüften, kräftige Oberschenkel und lange Beine. Julia hob den Kopf und blickte Randolfo in die dunklen Augen. Er zog die dichten Augenbrauen zusammen und wirkte seltsam streng. Er hat sich nicht verändert, dachte Julia leicht spöttisch.
Schon damals hatte sie sich in seiner Nähe unbehaglich gefühlt. Er war dreizehn Jahre älter als sie und hatte immer missbilligend die Stirn gerunzelt, besonders wenn sie mit Enrique zusammen gewesen war.
Im Nachhinein wurde ihr klar, dass sie ihn genauso wenig gemocht hatte wie er sie. Sie hatte ihm seine freundschaftliche Beziehung zu ihrem Vater übel genommen, während sie erst angefangen hatte, ihren Vater kennenzulernen. Außerdem hatte es ihr nicht gefallen, dass er mit Enrique Eiga befreundet gewesen war, den sie für die große Liebe ihres Lebens gehalten hatte.
Sie verdrängte die Erinnerungen und stand auf. Als er plötzlich höflich lächelte, bekam sie Herzklopfen. Seine Lippen wirkten ungemein sinnlich. Sie erbebte und wusste selbst nicht, warum. Ich habe mich getäuscht, er hat sich verändert, er ist noch arroganter und kühler als damals, sagte sie sich.
Julia nahm sich zusammen und reichte ihm die Hand. „Mr Carducci, es freut mich, Sie wieder zu sehen.“
„Nennen Sie mich Randolfo, so wie damals.“ Interessiert musterte er sie. Das volle kastanienbraune Haar hatte sie zu einem Zopf geflochten, sodass ihr schönes Gesicht zur Geltung kam. Die grünen Augen wurden von dichten, langen Wimpern umrahmt, und ihre verführerischen Lippen schienen geradezu zum Küssen einzuladen. Was für eine Frau, dachte er und betrachtete den Ansatz ihrer Brüste. Sogleich versteifte er sich. Sie war nicht mehr der viel zu schlanke Teenager, sondern eine sexy wirkende, begehrenswerte Frau.
Ihm fiel ihr leicht besorgter Blick auf. Sie hat auch allen Grund, beunruhigt zu sein, dachte er ironisch. Acht Jahre lang hatte er sie nicht
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