Julia Exklusiv Band 0197
nahm und seine Aktentasche auf den Tisch legte, wurde Leandros jäh aus seinen Fantasien gerissen. Die Frau, mit der er noch immer verheiratet war, schenkte ihrem Anwalt ein aufmunterndes Lächeln, als würde es nicht um ihre, sondern um seine Scheidung gehen.
Dir wird das Lachen gleich vergehen, dachte er. Die Schlacht konnte jeden Augenblick beginnen. Doch wer als Sieger aus ihr hervorgehen würde, stand schon jetzt fest.
„Dann können wir jetzt wohl anfangen“, sagte Takis und setzte sich neben Leandros. „Als Erstes möchte ich dir, Isobel, versichern, dass uns sehr daran gelegen ist, eine Lösung zu finden, die beiden Seiten gerecht wird.“
„Das freut mich“, erwiderte Isobel und lehnte sich entspannt zurück. „Aber willst du mir nicht erst Guten Tag sagen, Onkel Takis?“
Wenn sie es darauf angelegt hatte, dem erfahrenen und mit allen Wassern gewaschenen Anwalt den Wind aus den Segeln zu nehmen, so war es ihr auf beeindruckende Weise gelungen.
„Habe ich das denn noch nicht getan?“, fragte er verlegen, und Leandros meinte erkennen zu können, dass der weltgewandte Mann ein wenig rot wurde. „Dann entschuldige ich mich hiermit in aller Form“, ergänzte Takis und stand auf, um seinen Worten mit einer Verbeugung Nachdruck zu verleihen.
„Ich werde es überleben“, erwiderte Isobel gleichgültig und ignorierte seine ausgestreckte Hand.
Leandros musste einsehen, dass er seine Frau maßlos unterschätzt hatte. Offenbar war sie immer noch in der Lage, ihren verdammten Dickkopf durchzusetzen – notfalls auch mit unlauteren Mitteln, wie ihm klar wurde, als er ihre grellrot lackierten Fingernägel sah.
„Wo war ich stehen geblieben?“ Takis war so verunsichert, dass er den Faden verloren hatte. Selbst als er wieder Platz genommen hatte, dauerte es einen Moment, bis er sich wieder auf seine eigentliche Aufgabe konzentrieren konnte. „Im Auftrag meines Klienten habe ich einen Vertrag aufgesetzt, der eine schnelle und gütliche Einigung erlauben sollte“, sagte er schließlich förmlich, ehe er eine Mappe aus seiner Aktentasche nahm und sie Isobel reichen wollte.
Doch sie ignorierte ihn erneut und überließ es ihrem Anwalt, die Papiere entgegenzunehmen und einer kritischen Prüfung zu unterziehen.
„Wie Sie unschwer bemerken werden, sind die Vorschläge meines Mandanten überaus fair“, fuhr Takis leicht irritiert fort. „In Anbetracht der Fakten scheint mir vor allem die finanzielle Regelung mehr als großzügig.“
„An welche Fakten denken Sie?“, fragte Lester skeptisch.
„In erster Linie meine ich damit die Tatsache, dass unsere Klienten seit drei Jahren getrennt leben“, erwiderte Takis.
Seit drei Jahren, einem Monat und vierundzwanzig Tagen, verbesserte Isobel ihn in Gedanken und sah unwillkürlich zu Leandros. Dessen feindseliger Blick bewies ihr, dass er es kaum erwarten konnte, sie aus seinem Leben zu verbannen.
Nach allem, was er ihr angetan hatte, sollte sie sich wenigstens in diesem Punkt mit ihm einig sein. Doch zu ihrem Leidwesen wollte es ihr einfach nicht gelingen. Dafür schmerzte die offene Ablehnung zu sehr, die ihr entgegenschlug, seit sie den Raum betreten hatte. Leandros hatte sie von Kopf bis Fuß gemustert, und sein Gesichtsausdruck hatte Bände gesprochen. Offenbar war es ihm ein Rätsel, wie er eine Frau, die sich derartig geschmacklos kleidete, je hatte begehren können.
Unterdessen hatte Takis begonnen, die Liste Punkt für Punkt durchzugehen und Lester zu erklären, was es mit den jeweiligen Regelungen auf sich hatte.
Am liebsten hätte Isobel laut aufgeschrien und dem Spuk ein Ende gemacht. Nahm irgendjemand in diesem Raum ernsthaft an, dass materielle Dinge sie auch nur im Geringsten interessierten? Dachte Leandros wirklich so schlecht von ihr, dass er meinte, sich freikaufen zu können?
„Glaubst du wirklich, ich wäre auf dein verdammtes Geld aus?“, fragte sie ihn, ohne nachzudenken.
„Aus welchem Grund solltest du sonst gekommen sein?“, erwiderte er abfällig.
Ehe Isobel ihrer Empörung Luft machen konnte, riss Takis das Gespräch wieder an sich. „Da beide Parteien grundsätzlich in die Scheidung eingewilligt haben, macht es wenig Sinn, sich mit der Schuldfrage zu beschäftigen“, erklärte er nachdrücklich.
„Ich bin ganz Ihrer Meinung“, stimmte Lester ihm zu.
Einzig sie war entschieden anderer Auffassung. Ungläubig sah sie den Mann an, der sie einst dreiundzwanzig Stunden am Tag ignoriert und so getan hatte, als würde sie
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