Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
konnte.
„Hier entlang!“, rief Ameerah.
Obwohl sie eine schlaflose Nacht hinter sich hatte und ihr das Herz aufgrund der bevorstehenden Abreise schwer war, musste Lucy lächeln. Sie ließ sich von dem ungeduldigen Mädchen zur Box seines Ponys führen, das soeben gesattelt wurde. Ein Stallbursche kniete vor dem Pferd, um den Sattelgurt festzuschnüren.
Doch als der Mann sich aufrichtete, erkannte Lucy, dass es sich gar nicht um einen Stallburschen handelte. Es war Hanif. Er lächelte, als er sie bemerkte.
„Würdest du mir glauben, wenn ich dir sage, dass ich deine Gedanken auch jetzt wieder lesen kann?“
Mit klopfendem Herzen antwortete sie: „Glaub mir, in diesem Augenblick weiß ich selbst nicht, was ich denke.“
„Dann werde ich es dir sagen …“
„Nein!“, unterbrach sie ihn. In ihren Augen standen Tränen, die sowohl ihrer Freude als auch ihrer Trauer entsprangen. „Ich glaube, Ameerah platzt vor Ungeduld, wenn sie auch nur eine Sekunde länger warten muss.“
„Das geht mir genauso.“ Damit wandte er sich seiner Tochter zu, hob sie in den Sattel, setzte ihre Stiefel in die Steigbügel und zeigte ihr, wie sie die Zügel halten sollte. Anschließend lotste er das Pony einmal über den gesamten Innenhof, damit alle sehen konnten, wie großartig Ameerah sich im Sattel machte. Dann führte er das Tier aus der Arena nach draußen.
Lucy beschloss, den beiden nicht zu folgen – es war an der Zeit, dass Vater und Tochter endlich einmal allein waren. Als sie sich umdrehte, um die Stallungen zu verlassen, stand Fathia vor ihr.
„Werden Sie wirklich heute abreisen, Lucy?“
„Ich muss.“
„Hanif wird Sie vermissen.“
„Er hat seine Tochter. Die beiden haben viel nachzuholen.“
Die ältere Frau nahm Lucys Hand. „Gehen Sie zum Gartenhaus, Lucy. Ich werde Hanif dort hinschicken, sobald er die Reitstunde mit Ameerah beendet hat. Dann können Sie sich in Ruhe verabschieden.“
Eine leichte Brise wehte über den Teich, und es war angenehm kühl im Gartenhaus. Kurz nachdem Lucy hier eingetroffen war, brachte ein Diener Kaffee, Gebäck und eine Schale mit frischen Feigen.
Nach einer Weile erschien Hanif. Lucy goss ihnen beiden Kaffee ein. Als sie ihm eine Tasse reichte, hielt er ihre Hand fest.
„Du hast also beschlossen, uns zu verlassen?“
„Hast du das in meinen Gedanken gelesen?“
„Nicht nur das.“
Nein. Wahrscheinlich hatte er noch viel mehr darin gelesen. Genau das hatte sie befürchtet. „Du brauchst mich nicht mehr, Han.“
Er lächelte. „Du bist um meinetwillen geblieben?“
Sie schluckte. „Ich muss gehen. Aber vorher möchte ich dich noch um etwas bitten.“
Er ließ ihre Hand los. „Wenn es mit deinem Mann zu tun hat …“
„Nein. Nicht mit ihm.“ Sie zögerte. „Steve hat in Rumaillah mit einer Frau zusammengelebt. Jenny Sanderson. Sie leitet das Büro von Bouheira Tours. Und sie erwartet ein Baby …“
Lucy erinnerte sich nur zu gut an den Moment, als sie in das Büro gekommen war und sich mit folgenden Worten vorgestellt hatte: „Hallo, ich bin Lucy Mason. Ich bin auf der Suche nach meinem Mann …“
Auch ohne die zahlreichen Fotografien, auf denen Steve mit Jenny Sanderson zu sehen war, hätte Lucy die Wahrheit auf der Stelle erkannt. Der Ausdruck auf dem Gesicht der Frau zeigte nur zu deutlich, wessen Kind sie erwartete …
Hanif sagte etwas, was Lucy nicht verstand und was wie eine Verwünschung klang. Sie bat ihn nicht, es zu wiederholen.
„Wie lange ist es her, dass er dich geheiratet hat, Lucy? Doch erst einige Wochen, oder? Und wie lange ist diese Frau schon schwanger?“
„Er muss wirklich dringend Geld gebraucht haben. Aber was auch immer er getan hat, diese Frau und ihr Kind trifft keine Schuld.“
Er widersprach nicht, noch stimmte er ihr zu. „Und du möchtest mich bitten, dass ich dieser Frau helfe?“
Lucy nickte. „Ich glaube, dass sie Unterstützung braucht, und Steve ist wahrscheinlich nicht in der Lage, ihr diese zu geben. Vielleicht braucht sie Geld, um nach Hause zurückzufliegen. Ich weiß nicht, ob die Firma noch etwas wert ist oder ob die Papiere, die ich unterschrieben habe, überhaupt rechtens sind, aber wenn ich durch den Verkauf der Firma etwas Geld erhalte, möchte ich es benutzen, um Jenny Sanderson zu helfen.“
„Lass mich dir etwas sagen, Lucy. Diese Frau, für die du so viel Mitgefühl empfindest, ist die Person, die am Telefon bestritten hat, jemals von dir gehört zu haben. Wenn ich nicht in der Nähe
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