Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
gewesen wäre, als sich dein Jeep in der Wüste überschlagen hat, wärst du jetzt tot. Du warst so weit von deiner Strecke abgekommen, dass niemand dich so schnell gefunden hätte.“
„Was meinst du damit?“
„Du wolltest doch zu dem Lager von Bouheira Tours am Fuße der Berge?“
„Ja …“
„Du warst viele Kilometer davon entfernt, bist in die vollkommen falsche Richtung gefahren. Das Navigationssystem an deinem Wagen war defekt.“
Lucy wurde ganz blass. „Woher weißt du das?“
„Zahir hat die letzten Tage damit verbracht, zu rekonstruieren, was passiert ist. Gestern Abend hat er mich angerufen. Jenny Sanderson hat offenbar geglaubt, dass du bei dem Unfall ums Leben gekommen bist, und hat jemanden in die Wüste geschickt, damit er das Wrack deines Jeeps entfernt. Sie wollte alle Spuren des Unfalls verschwinden lassen, um den Vater ihres Kindes zu decken.“
Lucy brauchte eine Weile, um sich von diesem Schock zu erholen. Dann sagte sie leise: „Sie hat versucht, ihr Kind zu schützen. Eine Mutter würde alles tun …“
Sie brach ab. Ohne es zu wollen, hatte sie ein hochsensibles Thema angeschnitten. Die Luft war auf einmal so spannungsgeladen, dass Lucy kaum zu atmen wagte.
„Du würdest dieser Frau also alles vergeben?“, fragte Hanif.
„Bitte, Han.“
Er hatte von dem Augenblick an gewusst, dass sie abreisen würde, als er sie im Pferdestall erblickt hatte. Sie war zu der Überzeugung gelangt, dass es das Beste war, wenn sie ihn verließ. Und als sie ihn mit Ameerah gesehen hatte, hatte ihr das die Entscheidung noch leichter gemacht.
Wenn der Schmerz über ihre Abreise nicht schon genug gewesen wäre, um ihn davon zu überzeugen, dass er sie liebte, hätte das Mitgefühl, das sie für diese fremde Frau empfand, seine letzten Zweifel ausgeräumt. Er selbst war der Meinung, dass diese Frau es nicht verdiente, dass man auch nur einen Gedanken an sie verschwendete, aber er konnte Lucy ihren Wunsch nicht abschlagen.
„In Ordnung, Lucy. Wenn du ihr vergeben kannst, muss ich es auch können. Ich werde dafür sorgen, dass ihr nichts geschieht.“ Er betrachtete sie aufmerksam. „Was ist denn mit Mason?“
„Mit Steve? Was soll mit ihm sein?“
„Er ist dein Ehemann. Was gedenkst du zu tun, nachdem du dich der schwangeren Geliebten entledigt hast? Willst du zu ihm zurückkehren?“ Diese Frage kam ihm nur schwer über die Lippen, aber er musste sie stellen. Er wusste, dass Lucy eine Frau war, die ein Versprechen um jeden Preis zu halten versuchte. Und das musste schließlich auch für ein Eheversprechen gelten.
„Hanif …“
Sie sagte seinen Namen, und er sah ein Spiegelbild dessen, was sie in seinen Augen erblicken musste.
„Lucy!“ Die Stimme aus dem Hintergrund ließ Lucy erstarren. Sie drehte sich um und fand sich dem Mann gegenüber, den sie geheiratet hatte. Dem Mann, der nicht nur sie so grausam betrogen hatte, sondern auch die Frau, die ein Kind von ihm erwartete.
„Mein Gott, Lucy! Dein Gesicht …“ Mason streckte die Hand aus, und es kostete Hanif seine ganze Beherrschung, um den Mann nicht von Lucy fortzureißen und gegen den nächsten Baum zu schleudern.
„Tut mir leid, Hanif“, ließ Zahir sich vernehmen, der nun ebenfalls herangetreten war. „Man hat mir gesagt, dass ich dich hier finden würde. Ich hatte angenommen, dass du allein sein würdest.“
Hanif nickte nur und wandte sich dann an Steve. „Gibt es irgendetwas, was Sie sagen möchten, Mason?“
„Durchlaucht“, antwortete dieser und verbeugte sich tief. „Ich möchte Ihnen untertänigst für alles danken, was Sie für Lucy getan haben.“
Hanif betrachtete den Mann mit unverhohlener Verachtung. „Ich meinte nicht, ob Sie mir etwas zu sagen haben. Sondern Ihrer Frau.“
Lucy starrte die beiden Männer mit großen Augen an, Hanif, den sie noch nie so gebieterisch erlebt hatte, und Steve, dessen Unterwürfigkeit sie geradezu beschämte. „Spar dir die Entschuldigungen“, sagte sie, bevor er den Mund öffnen konnte und ihr eine Geschichte auftischen konnte, an der er wahrscheinlich wochenlang gearbeitet hatte. „Sag mir einfach, warum du es getan hast.“
Es war merkwürdig. Nun, da sie keinerlei Gefühle mehr für ihn hegte, konnte sie genau erkennen, wann er log und wann er die Wahrheit sprach. Sie konnte exakt den Moment ausmachen, an dem er erkannte, dass es besser war, keine weiteren Ausreden zu benutzen.
„Du hast recht“, sagte er. „Du verdienst eine Erklärung.“
Lucy
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