Julia Extra 0357
besorgt.
„Ich habe mich mit einem Arzt in Verbindung gesetzt. Es ist das Herz“, erklärte er.
„Bist du sicher?“ Auf sie hatte die alte Dame einen überaus rüstigen Eindruck gemacht. Andererseits verstand sie Thomas’ Sorge um seine Großmutter.
„Ja, es ist definitiv das Herz.“
„Das tut mir leid. Selbstverständlich komme ich mit.“
Wie soll ich die vierundzwanzig Stunden nur überstehen?, überlegte Elizabeth verzweifelt, als sie am späten Sonnabendnachmittag in Charlevoix ankamen. Jeder Blick, jedes Lächeln von Thomas zerriss ihr das Herz.
Nana Jo öffnete erst nach dem dritten Klingeln. „Entschuldigt, ich mache gerade meine Gymnastik und habe die Musik wohl zu laut gestellt und das Klingeln nicht gleich gehört“, erklärte sie fröhlich und etwas außer Atem.
„Ihr Herz? Eine Sache von Leben und Tod?“ Außer sich vor Wut funkelte Elizabeth den Lügner an. „Du Schuft!“ Sie machte auf dem Absatz kehrt und stürmte davon. Nana Jo rief sie noch zu: „Tut mir leid. Ich kann nicht bleiben.“
Thomas wollte sofort hinterher, doch seine Großmutter hielt ihn zurück. „Lass ihr zwei Minuten Zeit.“
„So eine verrückte Idee!“
„Warte erst mal ab. Elizabeth liebt dich, Tommy.“
„Hast du ihren Blick nicht gesehen? Sie hätte mich am liebsten umgebracht.“
„Gerade weil sie dich liebt.“
Nachdem Thomas bei einem Telefonat nach dem Besuch in Charlevoix auf Nana Jos bohrende Fragen hin die Scharade zugegeben hatte, hatte Nana Jo schallend gelacht und ihm auf den Kopf zugesagt, dass er bis über beide Ohren in Elizabeth verliebt wäre. Schließlich hatte er auch das gestanden, woraufhin sie sich diese List ausgedacht hatten, um Elizabeth ‚herumzukriegen‘.
„Liebe erfordert Mut, Tommy. Auf geht’s. Viel Glück, mein Junge. Und denk dran, vor ihr auf die Knie zu gehen.“
Er fand Elizabeth am Strand. Die Wellen schlugen krachend ans Ufer. Ein Sturm braute sich zusammen. Sehr passend, fand Thomas.
„Komm bloß nicht näher“, rief Elizabeth warnend.
Beruhigend hob er die Hände. „Ich möchte dir was erklären.“
„Du hast behauptet, sie hätte Herzprobleme.“
„Nein, ich habe nur von Herzproblemen gesprochen. Von meinen, Elizabeth.“ Der Schreck, der ihr offensichtlich in die Glieder gefahren war, machte ihm Mut. „Ich war beim Arzt, weil ich hier ständig Schmerzen hatte.“ Thomas zog ihre rechte Hand an seine linke Brusthälfte. „Er konnte nichts Organisches finden. Da habe ich mich selbst diagnostiziert. Es bricht mir das Herz, ohne dich zu leben, Elizabeth. Aber ich werde meinen Kummer nicht im Alkohol ertränken, falls du mich abweist. Allerdings wäre mein Leben mit dir an meiner Seite so viel schöner.“
Völlig überwältigt schaute sie ihn an. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“
„Wie wär’s mit ‚ich liebe dich‘? Du hast es schon einmal gesagt, aber da fühlte ich mich überfordert. Jetzt bin ich bereit, Elizabeth. Hoffentlich hast du es dir inzwischen nicht anders überlegt.“
Es kam ihm wie eine halbe Ewigkeit vor, bis seine Liebste endlich strahlend lächelte und ihm stürmisch um den Hals fiel. „Ich liebe dich so sehr, Thomas Waverly.“
„Dem Himmel sei Dank“, stieß er hervor. „Ich hatte schon befürchtet, dich für immer verloren zu haben.“
„Ich auch, Thomas. Die vergangenen Wochen waren unerträglich für mich.“
„Wem sagst du das.“ Vor lauter Glück hätte er fast vergessen, was Nana Jo ihm aufgetragen hatte. Er ging vor Elizabeth auf die Knie und schob ihr feierlich einen Ring über den linken Ringfinger. Nicht den seiner Mutter, weil zu viele traurige Erinnerungen daran hafteten, sondern Nana Jos funkelnden Brillantring. „Mein Großvater hat ihn Nana Jo zur Verlobung geschenkt. Sie waren fast vierzig Jahre glücklich verheiratet. Sie hat ihn mir zugeschickt, nachdem wir letzte Woche den Plan ausgeheckt hatten. Willst du meine Frau werden, Elizabeth?“
„Ja, das will ich.“ Überglücklich wischte sie sich eine Freudenträne von der Wange. „Dass ich das noch erleben darf …“, fügte sie neckend hinzu.
EPILOG
Sechs Monate später
„Howie! Bei Fuß!“ Der ungezogene Hund setzte hinter dem Postwagen her und kam nun mit eingezogenem Schwanz zurück zu seinem Frauchen.
Wir müssen dringend unser Grundstück einzäunen, dachte Elizabeth. Sie und Thomas waren gerade aus den Flitterwochen zurückgekehrt, die sie auf Hawaii verbracht hatten.
„Aha, die Post ist da.“ Thomas
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