Julia Extra 0357
entschwand seinem Blick hinter einem Ständer mit Badeanzügen. Dann kehrte sie zurück und strahlte. So entspannt hatte er sie seit ihrer Ankunft in Charlevoix nicht mehr gesehen. Auch Nana Jo lächelte entzückt.
Dann war es die Sache wert, dachte Thomas. All die Lügen, die ganze Scharade. Nana Jo so glücklich zu sehen, wog alles auf.
Umso enttäuschter würde sie allerdings sein, wenn sie erfuhr, dass aus der Hochzeit, auf die sie sich seit Monaten freute, doch nichts wurde. Sofort meldete sich sein schlechtes Gewissen. Was sollte es sonst sein? Seine eigene Enttäuschung?
In diesem Moment blickte Nana Jo in seine Richtung und entdeckte ihn. Sie wandte sich Elizabeth zu und zeigte zum Fenster. Nun sah auch sie in seine Richtung und wurde ernst.
Ich habe ihr die gute Laune verdorben, dachte Thomas und winkte automatisch, um seine Verlegenheit zu verbergen, ertappt worden zu sein.
Die Eistüte hatte er völlig vergessen. Inzwischen war das Eis geschmolzen, rutschte aus der Tüte und direkt auf seinen rechten Schuh.
Während des restlichen Nachmittags war Thomas seltsam befangen. Nicht nur wegen des Flecks auf seinem Schuh. Elizabeth hatte sich nur bereit erklärt, die Verlobte zu spielen, weil sie seine großzügige Spende für ihre Stiftung benötigte. Nun beschäftigte ihn aber eine Frage immer mehr: Würde sie sich auch noch für ihn interessieren, nachdem das Geld auf ihrem Konto eingegangen war?
Er schien ihr sympathisch zu sein, und ihre Reaktion auf seine Küsse ließ vermuten, dass sie sich ebenso zu ihm hingezogen fühlte wie er zu ihr. Außerdem hatten sie sich innerhalb kürzester Zeit sehr gut kennengelernt. Bei anderen Frauen hatte Thomas mindestens zwei Monate gebraucht, bevor sich diese Art von Vertrautheit einstellte.
Vielleicht lag es daran, dass Elizabeth so eine gute Gesprächspartnerin war. Sie konnten zusammen lachen und hatten genug Informationen übereinander ausgetauscht, um ein Wochenende lang ein glücklich verlobtes Pärchen spielen zu können.
Doch Thomas wollte mehr von ihr wissen. Viel, viel mehr. Am liebsten alles. Elizabeth war die faszinierendste Frau, die er je kennengelernt hatte. Normalerweise beendete er eine Beziehung, wenn sie zu emotional wurde. Bei Elizabeth war jedoch alles anders. Er konnte es kaum erwarten, ihr näher zu kommen. Emotional und körperlich.
10. KAPITEL
Nana Jo hatte für neunzehn Uhr einen Tisch im Edwards bestellt. Es blieb also noch genug Zeit, sich vorher etwas auszuruhen. Gleich nach der Rückkehr in die Wohnung entschuldigte sich seine Großmutter. Sie wollte ein Nickerchen machen. Thomas und Elizabeth beschlossen zu duschen, bevor sie sich zum Abendessen umzogen. Gentlemanlike ließ er ihr den Vortritt.
Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte.
Elizabeth war in Rekordzeit fertig. „Das Bad ist frei“, raunte sie ihm zu, als sie sich auf dem Flur begegneten.
Ihr Haar war unter einem zum Turban geschlungenen Handtuch verborgen, ihr Körper unter einem kurzen Bademantel, der einen erregenden Blick auf die schönen Beine und das verführerische Dekolleté bot.
Dieses erotische Bild verfolgte ihn bis ins Bad. Seine Fantasie arbeitete auf Hochtouren, sodass er sich nicht auf die Rasur konzentrieren konnte und sich zwei Mal schnitt.
Selbst eine ausgiebige kalte Dusche zeigte keine Wirkung, denn in der Duschkabine stellte er sich vor, wie das Wasser über Elizabeths nackten Körper perlte, während sie die Beine um seine Hüften schlang, damit sie ihn tief in sich spüren konnte.
Thomas atmete tief ein und stöhnte, denn ihr sinnlich-weiblicher Duft hing noch in der Luft und regte seine Fantasie erst recht an. Frustriert verließ er die Duschkabine und entdeckte auf dem Schrank neben dem Waschbecken einen kleinen Make-up-Koffer und eine Shampooflasche. Neugierig öffnete er den Verschluss und schnupperte. Ein frischer, schnörkelloser Duft. Genau wie die Frau, die ihn trug. Genießerisch schloss er die Augen und fuhr erschrocken zusammen, als es plötzlich klopfte.
„Ja?“
„Ich bin’s, Elizabeth. Entschuldige die Störung. Wärst du so lieb, mir meinen Make-up-Koffer herauszureichen? Ich möchte den Nagellack auf meinen Zehennägeln auffrischen.“
Ausgerechnet! Thomas musterte den Koffer, als enthielte er Kryptonit.
Währenddessen wartete sie nervös auf Thomas’ Antwort. Kurz darauf öffnete er die Tür und reichte Elizabeth wortlos das Köfferchen. Dabei fiel ihr auf, dass ihr überhaupt kein Dampf entgegenschlug. Seltsam,
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