Julia Extra 0357
dass der Hubschrauber über die Wüste flog, war sie leicht frustriert. Sie hatte keine Lust, in einem Zelt zu schlafen. Und sobald sie bei der Landung die vertraute Felsformation entdeckte, verzog sie den Mund.
Raja stieg zuerst aus und half ihr dann heraus. „Ich habe für den größtmöglichen Luxus gesorgt, aber es gibt leider keinen Supermarkt“, zog er sie auf.
Verblüfft betrachtete sie das riesige Zelt. „Was ist das denn?“
„Die Art von Lebensstil in der Wüste, die du bevorzugst, habibi “, verkündete er zufrieden. „Wir können unseren Hochzeitstag angemessen begehen und in Erinnerungen schwelgen …“
„Wie romantisch!“ Im Schatten des großen Vorzelts drehte sie sich in seinen Armen um und blickte ihn zärtlich an. Ihm zuliebe würde sie so tun, als würde sie jeden Moment dieses Aufenthalts genießen.
„Ich hätte das gern schon letztes Jahr gemacht, aber Hamid war noch so klein. Mir war klar, dass du ihn keine Nacht allein lassen würdest“, eröffnete er ihr.
Als sie das Hauptzelt betrat, kam Ruby aus dem Staunen nicht heraus. Gemütliche Sitzmöbel und echte Teppiche schufen eine behagliche Atmosphäre, während Ventilatoren für Abkühlung sorgten. In einem abgetrennten Bereich befand sich das Schlafzimmer und daneben das Bad. Glücklich strahlte sie Raja an. „Du weißt wirklich, wie man das Herz einer Frau erobert“, sagte sie. „Wie hast du das alles organisiert, ohne dass ich etwas davon mitbekommen habe?“
„Mit viel Einfallsreichtum und Geheimnistuerei. Ich habe es wochenlang geplant“, gestand er, bevor er sie an sich zog, um sie verlangend zu küssen. „Alles Gute zum Hochzeitstag, Eure Majestät. Auf viele weitere glückliche Jahre …“
Als sie ihm in die glutvollen dunklen Augen blickte, wurde ihr schwindelig vor Liebe und Verlangen. Erschauernd stellte sie sich vor, wie sie später nackt mit ihm in dem Wasserloch baden würde. Offenbar war er davon ausgegangen, dass sie diese Erfahrung nicht wiederholen wollte, aber sie würde ihn damit überraschen.
„Ich liebe dich so sehr“, sagte Raja rau.
„Heute Abend solltest du all deine Lieblingsgerichte bekommen. Jetzt verpasst du etwas …“
„Nein. In einigen Stunden wird ein Koch einfliegen, der sich um unser leibliches Wohl kümmert“, flüsterte er.
„Du hast wirklich an alles gedacht.“ Selig schmiegte sie sich an ihn und lauschte seinem regelmäßigen Herzschlag. „Das ist einer der Gründe, warum ich dich liebe.“
Daraufhin umfasste er ihr Kinn, um die Lippen erneut auf ihre zu pressen. Als sich alles um sie zu drehen begann, hob er sie hoch und trug sie zu dem großen Bett, das auf sie wartete. Überglücklich kostete sie seine Leidenschaft aus, die ein weiterer der vielen Gründe war, warum sie ihn über alles liebte.
– ENDE –
PROLOG
Der Hafen von Seattle sah genauso aus wie all die anderen Häfen, die Neo Stamos auf der Welt gesehen hatte, seit er mit vierzehn Jahren auf dem Frachter Hera angeheuert hatte. Und doch war dieser Hafen etwas Besonderes. Denn hier änderte sich Neos Leben: Er ging an Land und kehrte nie wieder auf die Hera zurück.
Er und sein Freund Zephyr Nikos hatten ein falsches Alter angegeben, als sie sich vor sechs Jahren um Aufnahme in die Crew bemüht hatten – ein kleines Opfer, um das Leben, wie sie es aus Griechenland kannten, hinter sich zu lassen. Als Mitglieder einer Athener Straßengang hatten Zephyr und er eine Gemeinsamkeit entdeckt: Sie wollten mehr im Leben erreichen, als sich die Ränge der Gang hochzuarbeiten.
Sie würden es schaffen, versprach sich der inzwischen einundzwanzigjährige Neo nun, als die Sonne im Osten aufging.
„Bereit für das nächste Kapitel?“, fragte Zephyr.
Neo nickte, den Blick auf den Hafen gerichtet, in den sie einliefen. „Es wird nicht mehr auf der Straße geschlafen.“
„Wir schlafen seit sechs Jahren nicht mehr auf der Straße.“
„Manch einer würde sich fragen, ob die Kojen auf der Hera so viel besser sind.“
„Sind sie.“
Insgeheim stimmte Neo zu, doch er sagte es nicht laut. Zephyr kannte seine Einstellung. Alles war besser, als sich mehr schlecht als recht durchzuschlagen und trotzdem noch den Regeln anderer gehorchen zu müssen. „Was jetzt kommt, wird besser sein.“
„Genau. Es hat uns sechs Jahre gekostet, um genug Geld zusammenzubringen, aber jetzt liegt ein neues Leben vor uns.“
Sechs Jahre harte Arbeit und Verzicht. Sie hatten praktisch jede Drachme zur Seite gelegt. Für zwei
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