Julia Extra 260
mit seiner wütenden Tirade. „Wenn du mich wirklich so sehr liebst, wie du sagst, dann würdest du mir wünschen, dass ich das bekomme, was ich so sehr möchte. Aber offenbar willst du das nicht.“ Er atmete tief durch und nahm wieder etwas Abstand, bevor er weitersprach. „Du liebst mich nicht genug , Maggie, das ist das Problem. Wenn es so wäre, würdest du mir vertrauen und daran glauben, dass ich in der Lage bin, dich zu lieben, egal, was passiert. Es geht dir nicht darum, etwas mir zuliebe zu tun, weil es deiner Meinung nach das Beste für mich ist. Du hast einfach nur zu viel Angst, es zu versuchen.“
Sie blinzelte ihn durch einen Schleier von Tränen an. Vielleicht hatte er ja recht, und sie machte gerade den größten Fehler ihres Lebens.
Sean fuhr sich erneut frustriert durch die Haare und blickte dann weg, als könne er ihren Anblick nicht mehr ertragen.
„Denk immer daran, das hier ist deine Entscheidung, nicht meine.“ Er drehte sich um und begann, sich von ihr zu entfernen. „Was ich empfinde, ist offenbar vollkommen ohne Bedeutung.“
16. KAPITEL
Sie war nicht darauf vorbereitet, am nächsten Tag vor der Kamera zu stehen. Aber sie musste zumindest über einen Teil ihres Lebens die Kontrolle behalten, wenn sie schon sonst ein solches Chaos angerichtet hatte.
Doch ein Blick in den Rückspiegel genügte, um festzustellen, dass sie wohl heute kein besonders professionelles Bild abgeben würde. Man konnte ihr einfach ansehen, dass sie die Nacht hindurch abwechselnd geweint oder in die Luft gestarrt hatte,während der Wind ums Haus toste. Doch ihr blieb keine Wahl.
Die Nacht hatte ihr auch einige Erkenntnisse gebracht, zum Beispiel, dass ihre Entscheidung gegen ein Leben mit Sean absolut und vollkommen falsch war.
Selbstsüchtig hatte er sie genannt. Und sie hatte stundenlang deswegen sowohl geweint wie ihn dafür gehasst. Denn sie hatte wirklich nicht selbstsüchtig sein wollen und hatte tatsächlich geglaubt, ihr Handeln sei durch und durch ehrenhaft und in seinem Sinn.
Wenn man jemand liebte, wollte man doch nur das Beste für diese Person. Besonders, wenn jemand schon so viel im Leben hatte durchmachen müssen. Ihrer Meinung nach war ihre Entscheidung selbstlos gewesen, auch wenn sie ihr im Herzen wehgetan hatte. Und sie war außerdem falsch gewesen.
Sie hätte es besser wissen müssen. Schließlich war sie es gewohnt, anderen Menschen zuzuhören, sie nicht vorschnell zu verurteilen, und zudem war sie doch jemand, der sich zuerst vom Herzen und nicht vom Verstand leiten ließ. Aber die Tatsache, dass in diesem Fall ihr Herz stärker involviert war, hatte es schwerer gemacht, den Überblick zu behalten. Und durch den Mangel an Urteilskraft in diesem speziellen Fall war ihr genau das gelungen, was sie am wenigsten wollte: Sean zu verletzen. Und zwar tief.
Sie war eine Idiotin.
Diese Erkenntnis brachte sie zu einer weiteren: Wie um alles in der Welt verdiente sie ihn nach all dem noch? Würde er sie überhaupt noch wollen, nachdem sie sich so töricht verhalten hatte?
Erst als die ersten Strahlen der Morgensonne durch die Vorhänge bis zu ihrem Bett gedrungen waren, hatte sie einen Hoffnungsschimmer gesehen.
Er liebte sie.
Er liebte sie, auch wenn sie ein Dummkopf war und versucht hatte, ihn abzuweisen.
Er liebte sie, obwohl sie sich vor seinen Augen nach anderen Männern umgeschaut hatte.
Er liebte sie, auch wenn sie ihm möglicherweise nicht das würde schenken können, was sie sich so sehr für sie wünschte.
Sean war stark und verantwortungsvoll. Er war ihr Freund. Und er kämpfte um sie. Warum konnte sie nicht genauso um ihn kämpfen, um seine Liebe, die wie er selten und kostbar war.
Er würde es ihr jetzt nicht leicht machen. Als sie losfuhr, warer schon unterwegs. Auf dem Weg zur Küste überlegte sie immer wieder, was sie ihm sagen wollte.
„Ich war eine komplette Idiotin“, wäre wahrscheinlich kein schlechter Anfang.
Nachdem sie den Wagen abgestellt hatte, stieg sie aus. Es regnete in Strömen. Doch das konnte sie nicht davon abhalten, sich auf die Suche nach Sean zu machen. Endlich fand sie ihn. Er ging bereits mit der Kamera herum und richtete sie auf verschiedene Leute in der Menge.
Mit einem tiefen Atemzug unterdrückte sie ihre Emotionen und trat an seine Seite. „Gibt es schon etwas Neues?“
Er schwenkte die Kamera herum und schaute sie aus dem Augenwinkel an. „Nein, sie suchen immer noch.“
Maggie blickte in die besorgten Gesichter ringsum. Sie
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