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Julia Extra 260

Julia Extra 260

Titel: Julia Extra 260 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia James
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erkannte einige, die sie interviewt hatte, und nickte einem Paar zu. Niemals hätte sie erwartet, so bald wieder hier zu sein, und schon gar nicht aus diesem Grund – ein Fischerboot wurde vermisst.
    „Wie viele sind an Bord?“, fragte sie.
    „Sechs.“ Sean hob die Kamera herunter und musterte sie mit seinen dunklen Augen. Er bemerkte, wie sie die Situation mit professionellem Blick erfasste und ihn erst dann ansah. Doch die Röte, die ihre Wangen überzog, überraschte ihn, und er runzelte die Stirn. „Was ist?“
    Maggie schaute nervös hinunter auf ihre Füße. Plötzlich wirkte sie wie ein junges Mädchen, das zufällig seinem Schwarm begegnet. „Sean, ich war eine totale Idiotin“, platzte sie heraus.
    „Mir ist bewusst, wie töricht du dich benommen hast, aber dies ist weder die richtige Zeit noch der richtige Ort.“
    „Ich muss doch nur …“ Sie trat einen Schritt auf ihn zu, doch er wich zurück.
    Sein Gesicht war ausdruckslos. „Du musst wissen, das vermisste Boot – es ist das, mit dem wir gefahren sind. Wir kennen die Besatzung.“
    Ihre grünen Augen weiteten sich vor Schreck. „Mike McCabes Boot?“
    „Ja“, bestätigte er ernst.
    Plötzlich wurden all ihre Probleme zweitrangig. Sie sah die Männer vor sich, als stünden sie direkt vor ihr. Maggie dachte an jenen Tag auf dem Meer, als ihr so schlecht geworden war, obwohl kaum Seegang geherrscht hatte. Wie mussten erst dieMänner sich dort draußen jetzt fühlen, ohne zu wissen, ob sie je wieder nach Hause kommen würden? Und sie wusste, dass sie ihre Geschichte erzählen musste, egal, wie sie ausging, und dass es wichtiger war als alles andere.
    Sie hoffte inständig, dass Seans Verhalten ihr gegenüber hauptsächlich der angespannten Situation zuzuschreiben war und nicht einem grundsätzlichen Widerwillen, ihr zuzuhören.
    Sean schien zu begreifen, was in ihr vorging. Mitfühlend legte er die Hand auf ihren Arm. „Wir müssen hier jetzt durch. Alles andere muss warten. Konzentrier dich, Maggie.“ Dann wies er mit dem Kopf zu der kleinen Gruppe von Menschen. „Geh hinüber und sprich mit ihnen, zeig ihnen, dass dir etwas daran liegt, und vergewissere dich, jedem zu zeigen, dass wir mit ihnen leiden. Hör ihnen zu, ich weiß, dass du es kannst.“
    Etwas von seiner Stärke schien tatsächlich auf sie überzugehen. „Also gut.“
    Sean wies auf ein Gebäude. „Das da drüben ist das Gemeindezentrum. Die meisten Angehörigen sind da drin.“
    „Dahin gehen wir.“
    Es war vonVorteil, dass manche sie noch von ihrem letzten Besuch her kannten, und dazu die Tatsache, dass die meisten Maggies Gesicht schon einmal im Fernsehen gesehen hatten. Sie war eine von ihnen, eine Freundin, die sie jeden Abend um sechs in ihren Wohnzimmer besuchen kam, und es fiel ihnen leicht, mit ihr zu sprechen. Alle waren offen und gesprächig und erzählten von vorangegangenen Stürmen der letzten Jahre, davon, wie sie nachts in ihren Betten gelegen und darum gebetet hatten, dass alle Boote heil nach Hause kommen würden. Geschichten, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden, über Großväter und Väter, die nicht wieder zurückgekehrt waren.
    Es waren mitreißende, packende Geschichten, und Maggie spürte ihre Angst, als sei es ihre eigene.
    Sie blieb bei Thelma McCabe und ihren Schwiegertöchtern, auch nachdem Sean aufgehört hatte zu filmen. Auch er hielt sich noch länger auf, lächelte, war charmant, und Maggie fiel auf, wie positiv gerade die Frauen auf ihn reagierten. Sie selbst hatte erlebt, wie geborgen und sicher man sich in seiner Gegenwart fühlen konnte. Und das war ein Grund von vielen für sie, ihn zu lieben, ein Grund, aus dem sie an ihn hätte glauben sollen.
    Nach einer Weile warf er einen Blick in ihre Richtung, dannstand er einfach auf und verschwand.
    Schon bald bemerkte sie seine Abwesenheit und schaute sich suchend um. Sie hatte ihm doch noch so viel zu sagen!
    Plötzlich bemerkte sie, dass der Wind wieder stärker geworden war. Wo war Sean bloß?
    Maggie runzelte die Stirn. Auch Seans Kamera war verschwunden. Ob draußen etwas vor sich ging?
    Der Regen peitschte wild über das Meer. Mit gesenktem Kopf kämpfte sie sich vor bis zur Landungsbrücke. Dort standen bereits Polizei und Krankenwagen. Eines der Rettungsboote war kurz davor, wieder auszulaufen. Die Crew machte eine letzte Lagebesprechung. Unter den Männern erblickte sie das vertraute Orange von Seans Windjacke. Als sie näher kam, sah sie, dass er sich gerade eine

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