Julia Extra 260
Leben.
Und jetzt, da sie erschöpft nebeneinanderlagen, verspürte er wieder dieses seltsame Gefühl. Er zog sie enger an sich und küsste sie zärtlich auf Mund und Augen.
„Du bist perfekt“, sagte er mit einer tiefen und rauen Stimme. „Absolut perfekt.“
Als er den Kopf hob, um ihr in die Augen zu schauen, sah er, wie ihre Miene sich aufhellte und ihre Augen leuchteten, als schiene die Sonne in ihnen.
Das gefiel ihm.
Gefiel ihm sehr.
3. KAPITEL
Der Schnee knirschte unter Vanessas Winterschuhen, die Bergluft schmerzte in ihren Lungen. Vom Fuß der Piste aus blickte sie ängstlich den steilen Berghang hinauf, während die ersten Schatten das Ende des Wintertages in den Alpen ankündigten. Ein kleiner Punkt bewegte sich in dramatischen Kurven den Berg hinunter.
Vor Furcht fast gelähmt, musste sie sich zwingen, ruhig zu bleiben. Markos war ein hervorragender Skifahrer, das wusste sie, und er kam auch mit gefährlichen Abfahrten bestens zurecht. Aber mit den Augen der Anfängerin sah sie nur die tiefen Spalten, die herausstehenden Felsen und die schwierigen Wendungen.
Wenn Markos irgendetwas zustieße, würde sie sterben.
Während sie mit angehaltenem Atem beobachtete, wie er näher kam, überlegte sie wieder einmal, wie es eigentlich zu diesem Wunder hatte kommen können.
Niemals hätte sie sich vorstellen können, dass sich von ihrem ersten Tag in Paris an ihr Leben für immer ändern würde. Und tatsächlich hatte sie es nicht gleich am ersten Tag gemerkt, auch nicht an den folgenden Tagen, sondern erst nach der unglaublich märchenhaften Nacht, in der sie sich geliebt hatten.
Aber seitdem wusste sie es, sicher und absolut.
Sie war verliebt.
Verliebt in den wunderbarsten Mann der Welt.
Noch nie zuvor war sie verliebt gewesen. Wie auch? Sie hatteein ruhiges und beschauliches Leben geführt, war hin und wieder mit einem ihrer Arbeitskollegen oder mit Freunden ausgegangen – mit Männern, bei denen ihre Großeltern keine Angst um ihre Enkelin hatten haben müssen. Natürlich hatte sie ein paar Küsse ausgetauscht, aber mehr nicht. Nichts, um sich nach mehr zu sehnen, nichts, um sie wie Eis in der Hitze schmelzen zu lassen, wie Markos’ Küsse und Berührungen es getan und ein Feuer in ihrem Inneren entzündet hatten, wie seine Blicke sie liebkost, seine Arme sie gehalten, sein Körper sie in Besitz genommen hatte.
Er hat mich gewählt – von allen Frauen hat er sich für mich entschieden!
Warum, verstand sie immer noch nicht genau. Und jetzt, da sie seinen Lebensstil kannte und wusste, dass er alles und jeden haben konnte, wenn er wollte, wunderte sie es noch mehr, dass er mit ihr glücklich war.
Aber sie war glücklich, mit ihm zusammen sein zu dürfen. Mehr wollte sie nicht. Die Vergangenheit hatte aufgehört zu existieren, genau wie die Zukunft.
Nichts anderes existierte mehr.
Nur Markos – und sein Verlangen nach ihr und ihre Liebe zu ihm.
Er war ihre Welt. Und das war genug – mehr als genug.
Jetzt kam er Schnee aufspritzend vor ihr zum Stehen, stemmte seine Skistöcke tief in den Boden und schob das Visier seines Helms hoch.
„Dachtest du, ich würde mich umbringen?“, fragte er grinsend.
Sie nickte, unendlich erleichtert, dass er die Schwarze Piste sicher gemeistert hatte.
„Bald wirst du selbst die Schwarze Piste fahren“, meinte er lachend und nahm den Helm ab.
Vanessa wurde blass.
„Oh nein, das kann ich nicht.“
Immer noch lachend reichte er Taki seinen Helm.
„Wie war deine Unterrichtsstunde?“
Leicht gequält verzog sie das Gesicht. „Der arme Christian war sehr höflich, aber er weiß, dass ich unfähig bin.“
„Möchtest du einen anderen Lehrer?“
„Es liegt nicht am Lehrer, ich fürchte, die Schülerin ist dasProblem“, erwiderte sie bedauernd.
Wieder lachte er, während er sich bückte, um die Bindungen zu lösen. Er ließ die Skier liegen, damit Taki sich darum kümmerte, ging zu Vanessa und umarmte sie.
„Vielleicht sollte ich dich unterrichten. Immerhin war ich in anderen Fächern ein sehr guter Lehrer, nicht wahr?“
Bei seinem verführerischen Tonfall errötete sie. Und dieser Anblick begeisterte Markos noch immer. Obwohl sie seit fünf Monaten zusammen waren, war sie immer noch erstaunlich zurückhaltend. Selbst ein harmloser Kommentar wie, sie daran zu erinnern, wie viel er sie über sexuelles Vergnügen gelehrt hatte, brachte ihre Schüchternheit zumVorschein. Nicht, dass er etwas dagegen einzuwenden hätte. Es war einer der Gründe,
Weitere Kostenlose Bücher