Julia Extra 260
Angst, Faszination, Erstaunen. Die Zeit setzte plötzlich aus. Am Rande von Markos’ Bewusstsein regte sich etwas. Etwas Fremdes.
Von dem er nicht wusste, was es war.
Was er aber wusste, war, dass er kurz davor stand, eine Affäre zu beginnen, die seine Langeweile sehr, sehr effektiv vertreiben würde.
Je weiter der Tag fortschritt, desto klarer wurde dieses Wissen. Vanessa war anders als alle Frauen, die er jemals verführt hatte. Nicht nur, weil sie überhaupt nicht bemerkte, dass sie verführtwurde, nicht nur, weil sie sich tatsächlich für die Sehenswürdigkeiten von Paris interessierte, zu denen er sie begleitete – vom Eiffelturm über den Arc de Triomphe, von Versailles bis zu Sacré-Cœur und allem, was dazwischen lag. Auch nicht, weil sie weiterhin darauf bestand, ihre Tickets und Restaurantrechnungen selbst zu bezahlen, was ihn so sehr amüsierte, dass er Taki und Stelios weiterhin verbannte und anstatt seiner Limousine Taxen benutzte. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit führte er sie nicht zu den bekannten Pariser Haute-Couture- Geschäften, um dort seinen Reichtum zur Schau zu stellen, den sie offenbar weder bemerkte noch interessant fand. Sie war anders, weil … weil …
Es war etwas, das er nicht in Worte fassen konnte. Vanessa war anders, das war alles – und das faszinierte ihn so sehr, wie ihn ihre Schönheit berauschte.
Und in der Nacht, in der er endlich den unvermeidlichen Triumph seiner Verführung feiern konnte, entdeckte er noch etwas an ihr, was sie zu einer einzigartigen Frau machte.
Bereitwillig war sie seiner Einladung in sein Apartment gefolgt und hatte voller Erstaunen die kostbare Einrichtung bewundert. Doch sie sagte nichts, was Markos nicht überraschte. In der Zeit, die sie zusammen verbracht hatten, hatte sie nicht den leisesten Versuch unternommen, etwas über seinen Reichtum herauszufinden. Für sie war er einfach ein Geschäftsmann – wie sein Geschäft aussah und ob es lukrativ war, hatte sie nie gefragt. Ihre einzige Frage bei ihrem ersten Dinner hatte sie eher aus Höflichkeit denn Interesse gestellt. Und als er „Import und Export“ murmelte, nickte sie bloß und beließ es dabei. Von der milliardenschweren Makarios Corporation hatte sie offensichtlich noch nie gehört.
Ihre Augen weiteten sich, als sie das impressionistische Gemälde an der Wand entdeckte – und offensichtlich annahm, wie Markos amüsiert feststellte, es handele sich um eine Kopie und nicht um das unbezahlbare Original, das es tatsächlich war. Er schlenderte zu dem Schrank aus dem achtzehnten Jahrhundert, dessen Innenleben zu einer Bar umfunktioniert worden war, und nahm eine Flasche eisgekühlten Champagner heraus.
„Oh“, hauchte sie, als er mit zwei perlenden Gläsern auf sie zuging. Zögernd nahm sie ein Glas in die Hand.
„Ich habe bereits Wein zum Abendessen getrunken“, meinte sie unsicher.
„Von Champagner wird man nicht betrunken.“ Markos lächelte.
Immer noch unsicher sah sie ihn an. In diesem Moment stieß er mit seinem Glas sanft gegen ihres, dann hob er den Kelch an seine Lippen.
„Auf uns, Vanessa!“
Aber sie trank nicht, sondern stand einfach nur da. Wie lodernde Flammen fielen die wundervollen Haare über ihre nackten Schultern, die das hellgrüne Abendkleid nicht bedeckte.
Sie sagte auch nichts. Doch ihre Augen teilten ihm viel wortreicher, als ihre Stimme es gekonnt hätte, mit, dass sie heute Nacht ihm gehörte.
„Genießen Sie den Champagner, Vanessa“, forderte er sie auf.
Erst jetzt hob sie gehorsam das Glas an die Lippen und trank einen winzigen Schluck.
„Und jetzt, genieß mich“, flüsterte er, senkte den Kopf, und endlich, nach so vielen Tagen, tat er das, was er schon seit dem ersten Moment hatte tun wollen.
Ihre Lippen erzitterten unter seinem zärtlichen Ansturm, dann erwiderte sie seinen Kuss voller Hingabe. Als er mit der Zungenspitze in ihren Mund eindrang, erbebte ihr gesamter Körper, und ein leises Stöhnen entrang sich ihrer Kehle.
„Vanessa“, wisperte er, und während er die Lippen öffnete, um ihren Namen zu flüstern, öffnete auch sie ihren Mund.
Lang und tief und erfahren küsste er sie. Ließ die Zunge in ihren Mund gleiten und erforschte die seidige Höhle.
Widerstandslos überließ sie ihm ihr Champagnerglas, das er zusammen mit seinem auf dem kleinen Beistelltisch abstellte, bevor er Vanessa an sich zog.
Als ihre Brüste sich gegen seinen Körper drängten, schüttelte ein lustvoller Schauer seinen Körper.
Er
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