Julia Extra 360
anstrengend, ständig ein so riesiges Ego mit sich herumzuschleppen? Du zahlst für einen Monat –, mehr als den bekommst du nicht.“
Emilio beherrschte sich. So widerspenstig hatte er sie nicht in Erinnerung, im Gegenteil. Wo war die süße junge Frau geblieben, die so eifrig jedem seiner Vorschläge zugestimmt hatte? „Ich hatte mir vorgestellt, dass wir in meiner Suite essen“, sagte er schließlich. „Das ist privater als in einem Restaurant.“
Sie kniff die Augen zusammen. „Spar dir die große Verführungsszene, Emilio. Es wird nicht funktionieren.“
Eine Herausforderung, die ihm direkt in die Lenden fuhr. „Meinst du?“
„Ich weiß es.“ Sie schob ihr Kinn vor.
Brennend heiße Flammen loderten in seinem Körper. Diese neue forsche Gisele reizte ihn über alle Maßen. Mehr als alles andere liebte er die Herausforderung. Nur so hatte er schließlich die Armutsverhältnisse, aus denen er stammte, hinter sich lassen können. Sein Vermögen hatte er damit gemacht, das Unmögliche für anspruchsvolle Klienten möglich zu machen. Durch den Skandal hätte er fast alles verloren, aber er hatte sich wieder aufgerappelt.
Und Gisele war ein weiteres unmögliches Projekt. Doch wie bei allen seinen Projekten plante er, auch dieses erfolgreich zu Ende zu bringen.
Nichts und niemand würde ihn davon abhalten.
3. KAPITEL
Gisele hielt sich steif wie eine Statue, als Emilio sie in seine Suite geleitete. Sie hatte das Gefühl, in der Zeit zurückversetzt zu sein. Wie oft waren sie in Hotels in ganz Europa gemeinsam in seine Suite hinaufgefahren? Erotische Bilder stürzten auf sie ein, sie biss sich auf die Lippe, um sie zurückzudrängen.
Damals war sie so eifrig bemüht gewesen, ihm zu gefallen. Hatte nichts infrage gestellt, hatte ihn einfach nur bedingungslos geliebt. Wie hatte sie sich so angreifbar und verletzlich machen können? Die Gewichtung in ihrer Beziehung war von Anfang an komplett falsch gewesen – sie hatte ihn zu stark geliebt, er sie überhaupt nicht.
Es war lediglich sein Stolz, der ihn zurückgebracht hatte. Er wollte der Welt zeigen, dass er ein fairer Mann war und die Angelegenheit bereinigte. Das verlangten seine Stellung und sein Image. Die Presse hatte sich überschlagen mit den Berichten über die Wiedervereinigung der Zwillinge. Eigentlich erstaunte es Gisele, dass Emilio noch nichts von einer angeblichen Versöhnung mit ihr hatte durchsickern lassen.
Der Lift hielt an, die Türen glitten auf. Gisele trat auf den Korridor, fest entschlossen, sich nicht anmerken zu lassen, wie nervös sie war. Emilio schien so viel mehr zu sehen, als sie ihn sehen lassen wollte. Wie lange würde es dauern, bis er merkte, dass der Schmerz in ihren Augen sich nicht nur seinetwegen dort eingebrannt hatte, sondern weil sie ihr Kind verloren hatte? Das Kind, dessen weiche Babydecke ordentlich zusammengefaltet in ihrem Koffer lag. Sie hatte es nicht über sich gebracht, diese letzte Verbindung zu Lily zurückzulassen.
„Entspann dich, cara .“ Emilio schloss die Tür zu seiner Suite auf. „Du siehst aus, als würdest du in die Höhle des Löwen treten.“
„Ich habe Kopfschmerzen.“ Es war nicht einmal gelogen. Das dumpfe Pochen hinter ihren Schläfen hatte sich inzwischen zu einem Stakkatohämmern entwickelt.
„Wann hast du zuletzt etwas gegessen?“
Dass sie tatsächlich nachdenken musste, entging ihm nicht, sie konnte es an seiner gerunzelten Stirn sehen. „Ich weiß es nicht. Ich hatte zu viel zu erledigen, Essen gehörte nicht zu meinen Prioritäten. Du hast mir nicht gerade viel Zeit gelassen“, hielt sie ihm vor.
„Tut mir leid, aber ich muss nach Rom zurück. Ich arbeite für einen wichtigen Kunden – ein Projekt von mehreren Millionen.“
Gisele dachte an all das Geld, das er mit seinen Projekten verdiente. In den Schoß gefallen war es ihm bestimmt nicht. Emilio war das lebende Beispiel dafür, dass man alles erreichen konnte, wenn man entschlossen vorging. Und Entschlossenheit besaß er definitiv genug. In den Wochen, die vor ihr lagen, würde sie sich gegen seine überwältigend starke Persönlichkeit behaupten müssen. Ein beunruhigender Gedanke. Wer würde letztendlich wohl als Sieger hervorgehen?
„Ich lasse das Dinner sofort kommen“, sagte er jetzt. „Der Page hat dein Gepäck bereits heraufgebracht. Soll ein Zimmermädchen für dich auspacken?“
„Nein!“ Das kam viel zu schnell, viel zu heftig. Es wurde ihr bewusst, als sie seine Augenbrauen in die Höhe
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