Julia Extra 360
haben will? Vielleicht spiele ich ja mit dem Gedanken, dir die Räumlichkeiten unentgeltlich zu überlassen. Ich möchte dir ein Geschäft anbieten. Lass uns ein Treffen vereinbaren, dann reden wir darüber.“
Gisele lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. „Lieber verdiene ich mein Geld auf dem nächsten Straßenstrich, als mit dir Geschäfte zu machen“, konterte sie.
„Ein Angebot sollte man sich immer erst anhören, bevor man es ablehnt. Es könnten sich überraschende Vorteile ergeben.“
„Die Vorteile kann ich mir vorstellen“, meinte sie verächtlich. „Mietfreie Räumlichkeiten im Tausch gegen meinen Körper und meinen Selbstrespekt. Nein danke.“
„Du solltest es dir wirklich überlegen, Gisele. Du willst doch sicherlich nicht alles aufs Spiel setzen, wofür du so hart gearbeitet hast, oder?“
„Ich habe schon einmal alles verloren und trotzdem überlebt.“ Sie wusste, dass ihre Herausforderung angekommen war, als sie ihn scharf die Luft einziehen hörte.
„Bring mich nicht dazu, mit harten Bandagen zu kämpfen, Gisele“, warnte er grimmig.
Sie wusste, wie skrupellos er sein konnte. Er kannte Mittel und Wege, ihr das Leben schwer zu machen, noch schwerer als damals, als er sie wenige Wochen vor der Hochzeit einfach hinausgeworfen hatte. Noch heute konnte sie nicht einmal ein Brautkleid im Schaufenster ansehen, ohne sofort wieder diese schreckliche Verzweiflung zu durchleben. Aber das hieß nicht, dass sie nach seiner Pfeife tanzen musste.
„Weder brauche noch will ich deine Hilfe. Da gehe ich doch lieber betteln, bevor ich etwas von dir annehme.“
„Vor Kurzem habe ich ein Projekt für eine große Kaufhauskette fertiggestellt. Mit einem einzigen Mausklick könnte ich deinen Laden von dem kleinen lokalen Unternehmen zu einer überall bekannten Marke machen.“
Gisele dachte an ihre Pläne für die nächsten Jahre. Wie sie sich vorgenommen hatte, ihre Waren auch in anderen Boutiquen anzubieten und schließlich die großen Kaufhäuser zu beliefern. Bisher konnte sie weder eine solide Finanzierung noch die richtigen Kontakte vorweisen.
Sie kämpfte mit sich. Sie wollte Nein sagen und einfach auflegen. Wenn sie das tat, ließ sie sich jedoch eine Chance entgehen, von der die meisten Leute nur träumten. Tat sie es nicht, würde sie Kontakt mit Emilio haben müssen.
Kontakt, den sie nicht haben wollte.
Vielleicht sogar intimen Kontakt …
„Denk darüber nach, Gisele. Du kannst nur gewinnen, wenn du mir erlaubst, wieder für eine Weile an deinem Leben teilzuhaben.“
„Für eine Weile an meinem Leben teilhaben?“, hakte sie misstrauisch nach.
„Ich möchte, dass du für einen Monat mit mir nach Italien kommst“, sagte er, „um herauszufinden, ob sich die Dinge zwischen uns richten lassen. Für die Zeit, die wir zusammen verbringen, werde ich dich natürlich entschädigen.“
„Ich verbringe nicht eine einzige Minute mit dir.“ Ihre Entschiedenheit erhielt neuen Auftrieb. „Ich lege jetzt auf. Ruf mich nicht wieder an.“
„Es wäre auch die perfekte Gelegenheit, dich mit meinen Kontakten bekannt zu machen“, fuhr er fort, als hätte sie nichts gesagt. „Wie hört sich eine Million Dollar als Entgelt für einen Monat an?“
Eine Million?!
Konnte sie das? Würde sie einen Monat mit Emilio überstehen? Früher hatte sie aus Liebe das Bett mit ihm geteilt. Ob sie sich heute aus Hass in sein Bett legen konnte?
Wer sagte denn, dass er sie in seinem Bett haben wollte?
Natürlich wollte er das! Sie hatte doch das Glühen in seinen dunklen Augen gesehen, als er in den Laden gekommen war. Und jetzt hörte sie die vertraute Heiserkeit in seiner Stimme, die ihr noch immer ein Prickeln über den Rücken jagte. „Ich … ich muss darüber nachdenken“, sagte sie.
„Was gibt es da nachzudenken? Für dich kommen dabei nur Vorteile heraus. Wenn wir nach einem Monat feststellen, dass es keinen Sinn hat, nimmst du das Geld und gehst.“
Sie kaute an ihrer Lippe. „Und du willst mich in deinem Leben haben, obwohl du genau weißt, wie sehr ich dich verabscheue?“
„Ich verstehe, warum du besorgt bist. Aber ich will sicher sein können, dass wir beide nicht den größten Fehler unseres Lebens machen, wenn wir die Möglichkeit einer gemeinsamen Zukunft von vornherein ausschließen.“
Gisele runzelte die Stirn. „Warum tust du das? Warum belassen wir nicht alles, wie es ist?“
„Sobald ich dich sah, wusste ich, dass da noch etwas zwischen uns ist. Ich fühlte es,
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