JULIA EXTRA BAND 0274
sie Scotts Mutter ist, nicht, dass sie ihn dir wegnehmen will“, korrigierte er sie. „Das vermuteich jedenfalls. Außerdem … glaubst du wirklich, deine Eltern würden einfach zuschauen, ohne einzugreifen?“
„Aber …“ Vielleicht hatte er recht, und Sonia dachte gar nicht daran, Scott zu sich zu nehmen. Vielleicht hatte sie Jeremy wirklich nur die Wahrheit gesagt – genauso wie sie jetzt Jed die Wahrheit gesagt hatte.
Verstohlen sah sie ihn an. Was er wohl von all dem hielt? Er zeigte nicht die geringste Emotion. Vermutlich war es ihm völlig gleichgültig, ob sie Scotts Mutter war oder nicht. Und warum auch nicht? Morgen reiste er ab, erleichtert, dass er diesem komplizierten Haushalt endlich den Rücken kehren konnte.
Aber mit dem, was er über Sonia und Scott sagte, konnte er tatsächlich recht haben.
Das herauszufinden war nicht schwer.
Ohne ein weiteres Wort verließ sie sein Zimmer.
Jed sah ihr nach, dann setzte er sich langsam wieder auf das Bett. Er war noch ganz benommen von dem, was er gehört hatte.
Wie war so etwas möglich? Welche Frau akzeptierte, ohne mit der Wimper zu zucken, das Kind, das ihre Schwester nicht wollte, um es als ihr eigenes großzuziehen?
Die Frau, die ich liebe, gestand er sich ein. Mehr als je zuvor liebte er sie, jetzt da er wusste, zu was sie fähig war. Nichts, absolut gar nichts hatte sie davon abbringen können. Und sie würde es sofort wieder tun …
Was für eine Frau!
Sie war einmalig. Selbstlos. Hinreißend.
Alles, was er wollte, war, sie in die Arme zu schließen, sie zu lieben und zu beschützen. Für den Rest seines Lebens.
Er hielt den Atem an: Gelobte man das oder so etwas Ähnliches nicht in der Kirche? Vor dem Traualtar?
Das bedeutete, dass er Meg heiraten wollte.
Wie hatte er nur so blind sein können? Natürlich wollte er sie heiraten, etwas anderes kam für ihn nicht infrage.
Ich muss es ihr sagen. Jetzt. Sofort!
Er stand auf, dann setzte er sich wieder. Jetzt war nicht der richtige Moment, sie hatte andere Sorgen. Sein Timing war wie üblich miserabel.
Und dennoch – er sehnte sich danach, hinunterzugehen und sie vor versammelter Familie in die Arme zu schließen. Er wollte ihr sagen, wie sehr er sie liebte und dass er sie nie verlassen würde. Komme, was wolle.
Nur … Wollte sie das auch? Wollte Meg seine Frau werden? Was, wenn sie seinen Antrag ablehnte?
„Jed?“
Er sah auf: David stand in der Tür; sein Gesicht war bleich.
„Ist etwas mit Meg?“, fragte Jed alarmiert.
„Nein, alles ist in Ordnung. Sie, Sonia und Lydia besprechen gerade die notwendigen Schritte, damit sie Scott offiziell adoptieren kann.“
„Dem Himmel sei Dank! Wissen Sie, dass Sie eine außergewöhnliche Tochter haben, David?“
„Ja, das weiß ich. Aber nicht nur eine – auf ihre Art ist Sonia ebenso außergewöhnlich. Man braucht sehr viel Mut, um sein Kind einer anderen Frau anzuvertrauen, weil man selbst nicht die nötige Mutterliebe aufbringen kann, die es braucht.“
So hatte er das noch nicht gesehen! Vielleicht ist Davids Einschätzung richtig, gab er widerstrebend zu. Sonia war dreiundzwanzig gewesen, als das Kind auf die Welt kam. Unverheiratet, denn auf ihren Liebhaber konnte sie nicht zählen. Und sie fürchtete sich vor dem Los einer alleinstehenden Mutter. Das änderte jedoch nichts daran, dass Meg eben dieses Los willig akzeptiert hatte – nicht für ihr eigenes Kind, sondern für das ihrer Schwester.
Anscheinend konnte David Gedanken lesen. „Zwillinge sind seltsam“, sagte er ruhig. „Sie teilen etwas, das andere Geschwister nicht haben. Scott war von Anfang an sowohl Megs als auch Sonias Sohn. Verstehen Sie, was ich meine, oder klingt das zu absurd?“
Doch, Jed wusste, was der alte Herr meinte, und in gewisser Weise traf es wohl auch zu. Aber für ihn spielte das keine Rolle, ihm lag nur etwas an einer der beiden. „Sie glauben also, dass alles gut gehen wird?“
„Davon bin ich überzeugt“, erwiderte David zuversichtlich. „Lydia und ich werden dafür sorgen. Scott ist uns sehr ans Herz gewachsen.“
Jed bezweifelte nicht, dass er sein Wort halten und Lydiaihn nach Kräften unterstützen würde. Sie wusste, was es bedeutete, ein Kind zu verlieren.
Es hinderte ihn nicht daran, unruhig auf und ab zu gehen, während er auf Meg wartete. Aus ihrem Mund wollte er hören, dass nun alles in Ordnung war.
Er brauchte nicht lange zu warten. Ein paar Minuten später klopfte es, und als er aufmachte, stand sie vor der
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