JULIA EXTRA BAND 0274
wie wir sind. Es gibt nur ein kaltes Büfett.“
Wirklich, die Überraschungen nahmen kein Ende. In diesem Haus hatte man sich bisher immer umgezogen. „Dad, Jed möchte lieber an seinem Buch weiterschreiben.“
„Oh.“ Er schwieg, dann fragte er: „Könnten Sie das nicht aufschieben, Jed?“
Die beiden Männer sahen sich einen Moment lang schweigend an, dann zuckte Jed mit den Schultern. „Champagner klingt gut.“
„Aber …“
„Misch dich nicht ein, Meg“, wies David seine Tochter zurecht. „Auch Männer dürfen ihre Meinung ändern, wenn es um Champagner geht.“
Beide wussten, dass der Champagner nichts damit zu tun hatte – und dass es unpassend wäre, dieses Thema weiterzuverfolgen.
Auf der Treppe warf Meg ihm einen resignierten Blick zu, der besagte „Tut mir leid, ich hab’s versucht“. Mit einem beschwichtigenden Lächeln nahm er ihren Arm, dann folgten sie ihrem Vater ins Wohnzimmer, wo Lydia, Jeremy und Sonia auf sie warteten. Während David zwei Gläser Champagner holte, nahm Meg auf einem Stuhl etwas abseits von den anderen Platz, und Jed stellte sich neben sie. Die Eile, mit der sie ihn loswerden wollte, hatte ihn tief verletzt, aber er zeigte es nicht. Seine eigenen Gefühle waren im Moment nicht das Wichtigste.
„Warum setzt du dich nicht hier zu mir aufs Sofa, Meg?“ Aufmunternd zeigte Lydia auf den freien Platz neben ihr. Sie wartete, dass ihre Tochter der Einladung nachkam, bevor sie tief einatmete und mit einem unsicheren Lächeln begann.
„Als Erstes “, sagte sie leise, „sollten wir auf David anstoßen,den besten aller Ehemänner. Ihm haben wir es zu verdanken, dass wir heute zusammen sind und miteinander Weihnachten feiern können. Danke, David.“ Sie hob ihr Glas, und der Rest der Familie folgte ihrem Beispiel mit einem zustimmenden Murmeln. Jed nutzte die Gelegenheit, sich zu Meg auf die Sofalehne zu setzen.
„Dann“, fuhr Lydia fort, „möchte ich auf das Wohl meiner Töchter trinken. Auf meine schöne, erfolgreiche Sonia … und natürlich auf Meg.“
Jed hielt den Atem an – was würde Lydia über sie zu sagen haben? Was ihn betraf, so fand er die Jüngere bei Weitem anziehender als die Ältere, weil sie auch innerlich schön war, nicht nur äußerlich. Wusste ihre Mutter das?
„Meine kleine Meg“, sprach Lydia bewegt weiter. „Ich bin so stolz auf dich. Niemand könnte eine bessere Mutter sein als du, so warmherzig und liebevoll. Ich wünschte, ich wäre wie du gewesen, damals, als ihr noch klein wart … Auf euch beide.“ Erneut hob sie ihr Glas, um mit den drei Männern auf ihre Töchter zu trinken.
Jed spürte, wie er sich entspannte. Meg gehörte allem Anschein nach wieder zur Familie. Alles, was Lydia von ihrer jüngeren Tochter sagte, war richtig: Sie war schön und warmherzig. Großmütig, eine wundervolle Mutter …
Warum nur konnte sie ihn, Jed Cole, nicht lieben?
Er wusste, dass er ihr gefiel, der Zwischenfall in ihrem Zimmer bewies es. Aber sexuelles Verlangen war nicht gleichbedeutend mit Liebe, und die Tatsache, dass sie ihn möglichst schnell loswerden wollte …
Lydias Stimme unterbrach ihn in seinen Betrachtungen. „Es … es gibt noch jemanden, auf den ich anstoßen möchte“, sagte sie zögernd und streckte unwillkürlich die Hand nach David aus, der neben ihr stand. „Wir sind zu dem Entschluss gekommen, euch von … von …“ Sie verstummte.
„Lass nur, Lydia, ich sage es ihnen.“ David schwieg einen Moment, dann hob er sein Glas. „Auf das Andenken unseres Sohns James David.“
Meg und Sonia wurden leichenblass, Jed glaubte, sich verhört zu haben. Ein Sohn? David und Lydia hatten einen Sohn? Gehabt – wenn er richtig verstand. Unwillkürlich schaute er zu Lydia hinüber und sah die Bestätigung auf ihremschmerzerfüllten Gesicht. „Auf James David“, flüsterte sie kaum hörbar und trank einen Schluck, ohne Davids Hand loszulassen.
„Aber …“ Sonia fasste sich als Erste. „Ich verstehe nicht, Mummy. Du und Daddy …“
„Wir hätten es euch schon längst sagen sollen. Euer Vater wollte es, aber ich … ich habe mich geweigert.“ Tränen verschleierten ihren Blick. „James David kam zwei Jahre vor euch auf die Welt. Er war eine Frühgeburt und starb nach einer Woche. Die Ärzte taten, was sie konnten, aber alles war umsonst.“ Sie schluchzte leise: Ihr Schmerz war heute genauso groß wie damals.
Niemand sagte ein Wort. Ein Baby auf diese Art zu verlieren … Gab es etwas Schlimmeres? Megs Gesicht
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