JULIA EXTRA BAND 0274
denken, mir … mir …“ Sie ließ sich auf das Bett fallen und schlug die Hände vors Gesicht.
Er setzte sich neben sie und nahm sie bei den Schultern. „Meg, wenn du mir nicht sagst, was los ist, dann gehe ich hinunter und frage Sonia, das schwöre ich.“
Stumm schüttelte sie den Kopf.
„Bitte, Meg. Wie kann ich dir sonst helfen?“
„Niemand kann mir helfen, du am allerwenigsten.“ Trostlos starrte sie vor sich hin. „Und warum solltest du auch?Scott und ich, wir sind dir gleichgültig.“
„Das ist nicht wahr“, erwiderte er harsch. „Ihr bedeutet mir sehr viel. Und wenn dir Unrecht geschieht, dann …“
„Dann was? Auch du hast nicht den Einfluss, dieses Unrecht wiedergutzumachen.“
Abrupt stand er auf und ging zur Tür. „Jetzt langt es mir, du willst es nicht anders. Ich gehe hinunter und frage Sonia. Sie wird mir sagen, was hier vorgeht, da bin ich ganz sicher.“
Meg sah ihm nach. Sie war am Ende ihrer Kräfte. Er durfte nicht gehen, er durfte sie jetzt nicht allein lassen!
„Scott ist nicht mein Sohn!“
Jed blieb wie angewurzelt stehen, dann drehte er sich langsam um. „Er ist nicht mein Kind“, wiederholte sie brüchig.
Schweigend sah Jed sie an. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos.
Sie stand auf und lief unruhig im Zimmer auf und ab. Nach einer Weile begann sie zu sprechen.
„Als Sonia mit dem Studium fertig war, fing sie in einer Anwaltskanzlei an, wo sie mit einem der jüngeren Teilhaber eine Affäre hatte. Er war verheiratet, mit der Tochter des Seniorpartners. Wie es weiterging, kannst du dir vermutlich denken.“
„Sie wurde schwanger.“
Meg nickte. „Damals hatten wir in London eine gemeinsame Wohnung. Ich war entsetzt, als sie mir mitteilte, dass sie das Baby abtreiben wollte.“ Sie schluckte. „Gott sei Dank konnte ich sie davon abbringen. Ich versprach, dass ich sie nicht allein lassen würde, dass sie auf meine Hilfe zählen konnte … Ich war ganz sicher, dass sie, wenn das Baby erst da war, ihre Einstellung ändern und es lieb haben würde.“
„Aber das geschah nicht“, murmelte er.
„Nein.“ Wieder sah sie die Nacht, in der Scott auf die Welt kam, vor sich: wie Sonia sich abwandte, als man ihr das Baby brachte; wie sie, Meg, es in die Arme nahm und im selben Moment ein Gefühl tiefer Liebe für das winzige Geschöpf empfand …
Dennoch glaubte sie, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis sich ihre Schwester besinnen und das Baby so lieben würde, wie sie selbst es seit der ersten Minute liebte. Wiekonnte es auch anders sein?
Sie hatte sich geirrt. Als Sonia aus dem Krankenhaus entlassen wurde, wechselte sie die Anwaltskanzlei und nahm ihr früheres Leben wieder auf, so als existiere Scott überhaupt nicht. Meg blieb es überlassen, sich um ihn zu kümmern. Nach sechs Monaten teilte Sonia ihr mit, dass sie Jeremy kennengelernt habe und ihn heiraten wolle.
Was dann aus Scott werden würde, blieb offen.
Zu dem Zeitpunkt konnte Meg sich ein Leben ohne das Kind nicht mehr vorstellen. Sie hatte es nicht auf die Welt gebracht, aber in jeder anderen Beziehung war sie seine Mutter. Sie hegte und pflegte es, spielte mit ihm, lachte mit ihm –Scott war zum Mittelpunkt ihres Daseins geworden, sie liebte ihn bedingungslos.
Sonias Absicht zu heiraten versetzte sie in einen Zustand lähmender Panik. Jetzt würde ihre Schwester ihr das Baby wegnehmen, um es selbst aufzuziehen.
Ihre Furcht erwies sich als unbegründet. Sonia versicherte ihr, sie könne das Kind behalten – unter der Bedingung, dass niemand erfuhr, wer von ihnen die leibliche Mutter war.
Meg hielt sich an diese Abmachung. Sie mied ihre Eltern, um sie nicht anlügen zu müssen. Sie mied ihre Schwester, damit das Geheimnis um Scotts Geburt nicht durch eine unvorsichtige Bemerkung ans Licht kam. Denn Sonia befürchtete, dass Jeremy sie verlassen würde, wenn er die Wahrheit erfuhr. Kein Opfer war Meg zu groß, um Scott zu behalten.
Und nur, weil Sonia jetzt, nach über drei Jahren, Gewissensbisse bekam, sollte sie sich von ihm trennen? Nie und nimmer!
„Nein“, wiederholte sie, „sie hatte überhaupt kein Interesse an Scott. Und ich lasse nicht zu, dass sie ihn mir jetzt wegnimmt.“
„Glaubst du, dass sie das will?“, fragte Jed.
Sie sah ihn erstaunt an. „Du etwa nicht?“
„Nein“, erwiderte er nach einem Moment. „Das glaube ich nicht.“
„Hast du nicht gehört, was sie gesagt hat? Dass Jeremy Bescheid weiß und einverstanden ist?“
„Sie hat ihm gesagt, dass
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