JULIA EXTRA Band 0286
einzigen Stimme bewirkt werden, und heute würde sie dafür sorgen, dass diese Stimme gehört wurde.
„Geh weiter, Ellie …“
Das Murmeln der Inselbewohner drängte sie vorwärts, sodass sie beherzten Schrittes die Bühne betrat. Sofort bewegte sich Alexander Kosta auf sie zu. Die Reflexe seiner Sicherheitsleute konnten sich offensichtlich nicht mit seiner Reaktionsschnelligkeit messen.
Ellie erstarrte. Und dann brach Chaos aus. Frauen schrieen und kreischten hysterisch, während Kostas Bodyguards alle Hände voll mit ihnen zu tun hatten.
„Fassen Sie mich nicht an! Wagen Sie es ja nicht!“, rief Ellie und wich ein Stückchen zurück. Der Ausdruck in Alexanders Augen machte ihr Angst. Seine überwältigende Männlichkeit versetzte sie in Panik.
„Jetzt sind Sie also nicht mehr so mutig, ja?“, bemerkte er mit einiger Befriedigung.
„Wozu sind Ihre Bodyguards eigentlich gut?“, entgegnete sie verächtlich und bemühte sich sehr, nicht weiter zurückzuweichen.
„Was wollen Sie?“, fragte er harsch.
„Nur die faire Chance, mein Anliegen zu Gehör zu bringen …“
„Und das ertricksen Sie sich auf diese Weise?“
„Wie soll ich es sonst schaffen, dass Sie mir zuhören?“ Ellie war bewusst, dass sie lauter wurde. „Werden Sie mich ausreden lassen?“
„Jetzt?“
Sie gab keinen Zoll nach. „Ich könnte mir keine bessere Gelegenheit vorstellen.“
„Was glauben Sie, hiermit zu erreichen?“ Er warf einen wütenden Blick über seine Schulter und schaute dann wieder zurück zu ihr.
„Ich spreche für die Menschen von Lefkis …“
„Ihre Menschen?“
Der Spott in seiner Stimme war zuviel. Ellie explodierte. „Ihnen sind sie ja egal“, rief sie leidenschaftlich aus, dabei hatte sie sich eigentlich geschworen, ruhig und souverän zu bleiben. „Sie sind genauso wie alle anderen Tyrannen, die Lefkis mit ihren schneeweißen Superyachten besuchen …“
„Für jemanden, der noch nicht mal auf der Insel geboren wurde, haben Sie aber ganz schön viel zu sagen“, bemerkte Alexander Kosta kühl.
„Mein Vater wurde hier geboren. Er war …“
„Ein Fischer? Ja, ich weiß. Und Ihre Mutter war eine Engländerin, die ihn verlassen hat. Sie selbst haben erst dann einen Fuß auf die Insel gesetzt, als sie gestorben war.“
Die herablassende Art, wie er über die Eltern sprach, die sie geliebt hatte, schürte Ellies Zorn noch mehr. „Als ich hierherkam, habe ich mich in die Insel und ihre Bewohner verliebt.“ Ein Teil ihres Verstandes weigerte sich einfach zu akzeptieren, dass sie auch so weit wie möglich davongelaufen war, und zwar vor einem alten Freund ihrer Mutter, der sie in dem Moment attackiert hatte, als ihre Schutzmauer eingestürzt war.
Er musste diese Frau hofieren. Er konnte sie nicht einfach zur Seite schieben, auch wenn er sich noch so sehr wünschte, genau das zu tun. Die Einheimischen vertrauten ihr, liebten sie sogar. Sie war der Schlüssel zur Insel, wenn er sie erst einmal geknackt hatte, dann stand seinen Visionen für Lefkis nichts mehr im Wege.
„Sie gehören nicht hierher!“, explodierte Alexander stattdessen. Es sah ihm überhaupt nicht ähnlich, so die Kontrolle zu verlieren – schon gar nicht, nachdem er die Sache rational durchdacht hatte. „Sie sind nicht mal Griechin!“
„Mein Herz gehört hierher!“, schrie sie zurück.
Sie schrie ihn an? War Alexander Kosta etwa im Begriff, seine berühmte Selbstbeherrschung zu verlieren? Es war an der Zeit, dass er die Dinge wieder in den Griff bekam. „Lefkis gehört jetzt mir“, erinnerte er sie und machte eine abschließende Handbewegung.
„Ich habe keine Angst vor Ihnen!“
Wusste sie einfach nicht, wann sie besser den Mund hielt? „Ach, nein?“, sagte er drohend. „Das lässt sich ändern.“
Ein Schauer lief Ellie über den Rücken, als sie zu Alexander aufblickte. Sein Ziel war klar, und er war mehr als entschlossen, es durchzuziehen.
Doch sie war es nicht minder. „Wir haben das Regime von Demetrios Lindos überlebt, und wir werden Sie besiegen …“
„Mutige Worte, Ellie Mendoras, aber wo ist Ihre Armee jetzt?“ Er blickte sich um. Das Publikum wartete geduldig auf seine Rückkehr. „Mir scheint es ganz so, als hegten Ihre Leute doch nicht den Wunsch, zusammen mit Ihnen und Demetrios Lindos in der Vergangenheit zu leben.“
Ellie wurde rot. Was die Vergangenheit anbelangte, hatte Kosta recht – ein Teil von ihr würde immer darin gefangen sein.
„Warum bleiben Sie auf der Insel?“,
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