JULIA EXTRA Band 0286
denn sein Boot verlangsamte und knallte dann auf die Felsen. Die anderen Boote preschten daran vorbei. Sie hatten den Unfall gesehen und wussten, dass dies die einzige vernünftige Reaktion war.
Alexanders Boot wurde ins Wasser zurückgeschleudert. Er war darunter gefangen …
Ellie erstarrte. Sofort kamen ihr die Bilder vom Unfall ihres Vaters in den Sinn. Ihn hatte sie nicht rechtzeitig erreichen können …
Die Unwetterwolken hatten den Himmel verdunkelt, als Ellie hektisch ihre Schwimmweste abwarf und ihre Flipflops abstreifte. Dann warf sie den Rettungsring ins Wasser und zwang sich dazu, erst eine Leuchtrakete abzufeuern. Sie drückte den Mayday-Knopf und sprang endlich ins eiskalte Wasser. Immer wieder tauchte sie unter, nur um wieder an die Oberfläche zu kommen und es dann erneut zu versuchen. Das Boot war leer. Nirgendwo eine Spur von Alexander.
Wieder an der Oberfläche schnappte Ellie nach Luft. Der Sturm wurde immer schlimmer, ihr Schlauchboot befand sich bereits außer Reichweite, und sie wurde zusehends erschöpfter. Es kostete sie ihre ganze Kraft, sich an den Rettungsring zu klammern, aber sie würde nur ganz kurz ausruhen, um es erneut zu versuchen.
Alexander stieß nahe den Felsen an die Oberfläche. Sein erster Gedanke war, umzukehren und nach Ellie zu sehen. Er erkannte ihr Schlauchboot, das führerlos dahintrieb. Er sah auch den Rauch der Leuchtrakete und dankte Gott, dass Ellie sie abgeschossen hatte. Aber wo war sie? Alexander tauchte erneut ins Wasser.
Immer wieder suchte er nach ihr, nicht bereit aufzugeben. Unaufhörlich sagte er sich, dass sie überleben würde. Doch war das wirklich genug? War irgendein Mensch stark genug, um das hier zu überleben?
Sie hatte schon beinahe aufgegeben, als sie den Helikopter hörte. Das Adrenalin rauschte durch ihre Adern, und sie schrie und winkte heftig. Wie durch ein Wunder entdeckten die Männer im Hubschrauber sie …
Alexanders Herz zog sich erleichtert zusammen, als er ihre winkenden Arme durch die Gischt hindurch sah. Der Helikopter war über ihnen, und sie würden bald gerettet werden, aber Ellie hing nur noch mit den Fingerspitzen an dem Rettungsring. Er konnte nicht auf Hilfe warten – so viel Zeit hatte sie nicht mehr.
Der Gedanke, dass er sie verlieren könnte, trieb ihn vorwärts. Innerhalb von Sekunden erreichte er sie und zog sie in seine Arme. Sie war beinahe bewusstlos und völlig unfähig, irgendwie mitzuhelfen. Die Strömung riss sie in die eine Richtung, während er in die andere schwamm. Es war ein Kampf von Wind und Regen gegen die Überlebensinstinkte, doch schließlich schaffte er es, sie beide zu ihrem Schlauchboot zu bringen. Mit letzter Kraftanstrengung hievte er sie an Bord und bedeutete den Männern im Hubschrauber, dass sie in Sicherheit war.
Sofort begann sie zu husten und zu keuchen. Sie fühlte den Schmerz wie Messerstiche in der Brust, während sie Unmengen von Meerwasser ausspuckte. Doch nichts von alledem spielte eine Rolle, denn Alexander war bei ihr. Er hielt sie in den Armen, während sie immer noch weiter Wasser ausspie. Jetzt wird alles gut, dachte Ellie, ja alles wird gut …
Im nächsten Moment verlor sie das Bewusstsein.
Ellie wachte total zerschlagen auf. Ihr Kopf fühlte sich an, als sei eine Herde Elefanten darübergetrampelt. Sie brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass sie in einem Krankenhauszimmer lag. Der Geruch nach Desinfektionsmitteln war unverkennbar. Doch es gab auch noch einen wesentlich angenehmeren Duft, den sie in diesem Augenblick wahrnahm: Rosen.
Als sie sich umblickte, sah sie mindestens zwölf Dutzend der wunderschönen Blumen, die auf mehrere Vasen verteilt in ihrem Zimmer standen. Auf dem Nachttisch neben ihrem Bett lag ein ganzer Stapel Karten und Briefe.
Ellie setzte sich ruckartig auf, sodass der stechende Schmerz in ihrem Kopf sie erneut in die Kissen sinken ließ. Jemand tröstete sie mit leiser Stimme, während sie stöhnte.
„Willkommen im Leben …“ Die Schwester neben ihrem Bett lächelte freundlich.
„Wie lange habe ich geschlafen?“
„Gut vierundzwanzig Stunden.“
„Vierundzwanzig Stunden!“ Ellie setzte sich wieder auf. „Alexander?“, wisperte sie ängstlich.
„Machen Sie sich keine Sorgen“, beruhigte die Schwester sie sofort und drückte sie wieder in die Kissen. „Es geht ihm gut.“
„Wenn es ihm gut geht – warum ist er dann nicht hier? Wo ist er?“ Ellie war allmählich einer Panik nahe. „Ich möchte ihn sehen.“
„Kirie
Weitere Kostenlose Bücher