JULIA EXTRA Band 0286
„Ich scheine alle Prüfungen bestanden zu haben, die du mir auferlegt hast.“ Als sie zu ihm aufblickte, machte er sich plötzlich wieder Sorgen um ihr Wohlergehen. „Ich kürze das hier ab“, sagte er. „Du musst dich ausruhen.“
„Ausruhen?“, protestierte sie. „Ich habe einen ganzen Tag geschlafen.“
„Genau“, sagte er, ohne einen Zoll nachzugeben.
„Du musst mich nicht verhätscheln.“
„Vielleicht möchte ich das aber“, erwiderte er.
Ellie hütete sich davor, zu viel in seine Worte hineinzuinterpretieren. Rasch drehte sie sich um. Es war eine Erleichterung, Alexander an ihrer Seite zu haben – sicher und wohlauf.
Als die Reden des Bürgermeisters und einiger anderer endeten, hatte sie den Arm voller Blumen. Nie wäre ihr in den Sinn gekommen, dass so viele Menschen sich um sie sorgten. Eine Kappelle spielte auf, und die Leute begannen zu tanzen.
„So, und nun lass uns verschwinden“, raunte Alexander ihr zu.
„Was? Alexander, wo bringst du mich hin?“, fragte Ellie, als er sie an der Hand nahm.
„Warte es ab“, antwortete er nur.
Rasch kletterten sie auf Ellies Fischerboot.
„Willst du den Anker einholen, oder soll ich es tun?“, fragte er.
„Willst du mir nicht zuerst verraten, wohin wir fahren?“, entgegnete sie trocken.
„Nein, das will ich nicht.“
„Okay, dieses eine Mal gebe ich mich geschlagen.“
„Kann ich das schriftlich haben?“ Alexander warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu.
Ihr Herz machte sofort einen Satz. Spielte es eine Rolle, wohin sie fuhren, solange sie nur zusammen waren? Manchmal gab das Meer einem Antworten, die man sonst nirgends gefunden hätte. „Ich übernehme das Steuer“, sagte sie.
Sie segelten ungefähr eine Stunde und steuerten auf eine der kleineren, unbewohnten Inseln zu.
„Bald werfen wir Anker“, sagte Alexander, der sich zu ihr ans Steuer gesellte.
„Aye, aye, Captain.“
„Dann gibst du also zu, dass ich die Leitung habe?“
„Nie im Leben“, versetzte Ellie sofort und schlug seine Hand vom Steuer. „Also, wo genau soll ich anlegen?“
„Klingt das etwa wie ein Kompromiss, Ellie? Ich erkenne dich ja kaum wieder!“
„Vierundzwanzig Stunden Schlaf verändern vieles“, entgegnete sie schelmisch.
Alexander enthielt sich eines Kommentars, doch Ellie spürte, wie sich etwas in ihrer Brust regte, als sie zu ihm hinüberschaute. Er war glücklich, erkannte sie. Sie beide waren es.
10. KAPITEL
Sie hatten die Insel erreicht und ankerten in einer verträumten Bucht. Alexander trug Ellie an den Strand. „Das heißt also, dass du mir jetzt vertraust?“, fragte er sanft.
„Ich vertraue dir immer“, erwiderte sie impulsiv.
An einem besonders schönen Flecken veranstalteten sie ein spontanes Picknick, indem sie das verzehrten, was sie in Ellies Kühlschrank und Regalen gefunden hatten. Es war nicht unbedingt das, was ein Multimillionär gewohnt war, doch Alexander schien zufrieden zu sein.
Ja, ich vertraue ihm wirklich, dachte Ellie, während sie sich leicht und ungezwungen unterhielten. Der Sand war warm und weich, der Himmel strahlend blau, und sie fühlte sich unglaublich entspannt.
Nach einer Weile griff sie in ihre alte Strohtasche und holte eine Tube mit Sonnencreme heraus. Neben der Creme enthielt die Tasche noch weitere Strandsachen, die sie eigentlich nie ausleerte, weil sie so immer alles griffbereit für den nächsten Ausflug hatte.
Der Strand war in ein wunderschönes, rotgoldenes Licht getaucht. Es könnte gar nicht romantischer sein, dachte Ellie und warf einen verstohlenen Seitenblick auf Alexander. Ein Prickeln durchlief ihren Körper, weil ihr in diesem Moment so richtig bewusst wurde, dass sie ganz allein waren und niemand sie stören würde …
„Ich glaube, dass es da in deiner Vergangenheit etwas gibt, was dich schwer belastet, Ellie“, murmelte Alexander plötzlich.
Ellie war sofort auf der Hut. Seine Beiläufigkeit täuschte sie nicht eine Sekunde. Es war nicht Alexanders Art, ein Thema anzuschneiden, ohne sich vorher ernsthafte Gedanken darüber gemacht zu haben. Wie viel wusste er über sie?
„Wie kommst du darauf?“, versetzte sie unsicher.
Er wandte ihr den Kopf zu. „Jedes Mal, wenn ich dich etwas annähernd Persönliches frage, verschließt du dich.“
„Versuche jetzt nicht, mir die Schuld zu geben.“
„Da sind Dinge, die ich wissen sollte.“
„Warum? Warum solltest du sie wissen, Alexander?“ Ellie setzte sich auf.
„Weil ich dich verstehen möchte“,
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