JULIA EXTRA Band 0286
erwiderte er ruhig. „Meinst du nicht, dass das wichtig ist, wenn wir zusammenarbeiten wollen?“
Sie hatte diesen täuschend harmlosen Blick schon oft genug bei ihm gesehen und wusste, dass er sich an einem Thema richtig festbeißen konnte. „Melone?“, versuchte sie ihn abzulenken. „Ich dachte, das wäre eine nette Vorspeise.“
„Mir wäre die Wahrheit lieber.“
Sofort setzte die bekannte Anspannung ein, doch sie versuchte, das gekonnt zu überspielen, indem sie nach einer Flasche Pinot Grigio und zwei Gläsern griff. „Könntest du den Wein öffnen?“
„Gerne“, murmelte er genauso ruhig wie zuvor und streckte die Hand aus.
Während sie aßen, lockerte sich die Atmosphäre wieder. Ihr einfacher Lunch war wirklich köstlich. Ellie dachte schon, sie hätte überreagiert, als eine große Welle bis zu ihnen an den Strand schwappte. Lachend sprang sie auf. „Ich hoffe, das ist das letzte Mal, dass ich nass werde!“, rief sie aus.
Alexander hatte ebenfalls blitzschnell reagiert und nach ihrer Tasche gegriffen, damit deren Inhalt nicht nass wurde.
„Was ist das?“
Ellies Magen zog sich krampfhaft zusammen, als sie sah, was Alexander ihr entgegenhielt.
„Ich habe dir eine Frage gestellt“, sagte er verdächtig ruhig. „Warum trägst du Pfefferspray mit dir herum? Vertraust du mir nicht?“, hakte er nach, als sie nicht antwortete.
„Natürlich tue ich das.“
„So sieht es für mich aber nicht aus.“
„Alexander, bitte …“
„Es gibt nur einen Grund dafür, dass eine Frau so etwas mit sich herumträgt. Sie hat Angst davor, angegriffen zu werden. Also? Willst du es mir nicht erklären?“
„Er ist schon seit Ewigkeiten in meiner Tasche.“
„Seit wann genau?“
„Alexander …“
„Dräng mich nicht? Ist es das, was du mir sagen willst, Ellie? Warum sollte ich dich nicht drängen? Was verbirgst du vor mir?“ Er ließ das Spray wieder in die Tasche fallen und warf sie ihr vor die Füße. „Willst du es mir nicht verraten?“ Die Hände in die Taille gestemmt, stand er vor ihr und blickte sie fordernd an.
Sie zögerte, doch dann holte sie tief Luft. „Ich war nicht ganz ehrlich zu dir …“
„Das habe ich bereits selbst herausgefunden.“
„Nicht …“
„Was nicht? Ich soll dich nicht mit meiner Ex-Frau vergleichen?“
Ellie starrte ihn schreckensbleich an. „Ich bin kein bisschen wie sie.“
„Du hast deine Seele an einen alten, reichen Mann verkauft.“
Da, jetzt war es heraus. Würde er die Bitterkeit niemals loswerden? Würde Demetrios Lindos immer gewinnen? Er sah, wie sie die Arme um sich schlang und sich abwandte, und er fühlte sich schlecht. „Ich möchte dir helfen, aber du lässt mich nicht.“
„Ich brauche deine Hilfe nicht“, erwiderte sie. Stolz war kein Vorrecht von Multimillionären, dachte sie plötzlich und drehte sich zu ihm um. „Was auch immer du glauben magst – ich bin nicht käuflich …“
„Der Kerl, der das mit deinem Gesicht angestellt hat, denkt darüber wahrscheinlich anders.“
Ellie verlor alle Farbe. Sie hätte daran denken müssen, dass Alexander immer noch eine Trumpfkarte im Ärmel hatte. „Wer hat dir das gesagt?“, stammelte sie.
„Ich kann zwei und zwei zusammenzählen“, versetzte er schonungslos. „Was war deine Entschuldigung dafür, mit ihm zu schlafen, hm?“, höhnte er. „Mochte er es, wenn du ihm ‚vorliest‘? Oder konnte er erst einschlafen, wenn du bei ihm warst?“
Ellie hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst, damit die Verachtung aus seinem Gesicht verschwand, doch dann erkannte sie, dass er nur das noch einmal durchlebte, was ihm passiert war. Seine Verletzung reichte tief. Das Gefühl, betrogen worden zu sein, hatte ihn nie verlassen.
„Ich habe nie mit dem Mann geschlafen, der mir das angetan hat.“
„Du hast gesagt, dass du es getan hast!“, schrie er. „Wie kannst du mich jetzt anlügen?“
„Weil es die Wahrheit ist“, entgegnete sie und schaute ihn an. „Ich habe dir gesagt, dass ich keine Jungfrau bin, und das bin ich auch nicht. Ich habe dir gesagt, dass ich Sex mit einem Mann hatte, aber ich habe nie mit ihm geschlafen.“
„Oh, soll ich mich jetzt besser fühlen? Wo hattet ihr denn Sex? In seinem Arbeitszimmer? Auf dem Fußboden? Oder war es auf seinem Schreibtisch?“
„Alexander!“ Ellie war so laut geworden, dass er verstummte. „Es war in seinem Arbeitszimmer.“ Als die Erinnerungen zurückkehrten, verebbte ihre Empörung.
„In seinem
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