JULIA EXTRA Band 0286
würde ein Vermögen kosten – da war sie sich hundertprozentig sicher.
„Meine Verlobte bevorzugt einen schlichten Stil“, hörte sie Matt gewandt erklären.
„Dann vielleicht ein einzelner Stein in einer ansprechenden Fassung? Ein Solitaire? Ich bringe Ihnen einige Exemplare zur Ansicht.“
Als die junge Frau nicht mit einem kleinen Tablett, sondern mit mehreren Schatullen zurückkehrte, die allesamt die Art Diamantring enthielten, die Harriet bislang nur an den Fingern der Superreichen gesehen hatte, musste sie unwillkürlich schlucken und heftig blinzeln – nur mit großer Mühe gelang es ihr, den Blick von einem ganz besonderen Ring abzuwenden, der hell und strahlend schimmerte und funkelte und ihr eine ganze Menge verführerischer Dinge zuzuflüstern schien.
„Ich … ich dachte an etwas Kleineres …“, sagte sie, wobei ihre Stimme leicht zitterte. Sie schaute auf die beeindruckende Auswahl vor ihr und wisperte: „Etwas wesentlich Kleineres.“
Harriet konnte Matts wachsende Verärgerung förmlich spüren, und auch das Lächeln der Angestellten begann hinsichtlich des Verhaltens der potenziellen Braut zu verblassen.
„Mir gefällt dieser hier!“, verkündete Matt mit Bestimmtheit. Zielsicher griff er nach genau dem Ring, der es Harriet ohnehin schon angetan hatte.
„Ah.“ Der Seufzer der Angestellten verriet Beifall und uneingeschränkte Zustimmung.
Harriet konnte den beiden innerlich nur recht geben. Ausgiebig bewunderte sie den rechteckigen Stein in seiner schlichten Fassung, der so rein und strahlend wirkte, dass das Licht, das in ihm schimmerte, beinahe in den Augen schmerzte.
„Eine exzellente Wahl, wenn ich das sagen darf. Und ein wunderschöner Stein. Vielleicht würden Sie ihn gerne einmal anprobieren, Madam? Der Ring ist für recht schmale Finger gemacht, aber natürlich kann er angepasst werden, falls er zu eng sein sollte.“
Harriet betete mit aller Macht, dass das Schmückstück nicht passen würde, dass Matt gezwungen sein würde, etwas Bescheideneres auszusuchen – denn sie wusste, dass er das Geschäft nicht ohne einen Ring verlassen würde. Doch obwohl sie geschworen hätte, dass der Reif zu eng sein würde, glitt er mühelos über ihren Finger und saß dort, als wäre er nur für sie gemacht worden.
„Perfekt.“ Die Angestellte lächelte breit.
„Wir nehmen ihn“, verkündete Matt sofort.
Zehn Minuten später, nachdem man ihnen auf die glückliche Wahl noch ein Glas Champagner serviert hatte, verließen sie den Juwelier – mit dem Ring.
Harriet wartete kaum ab, bis sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, da drehte sie sich auch schon zu Matt um und platzte heraus: „Ich kann diesen Ring nicht tragen!“
„Warum nicht? Weil es nicht Ben ist, der ihn dir schenkt?“, schoss Matt zurück.
„Nein!“, versetzte sie heftig. „Damit hat es nichts zu tun!“
„Woran liegt es dann?“, fragte er scharf.
„Er ist viel zu teuer.“
„Von einem Verlobungsring erwartet man, dass er teuer ist.“
„Nein!“, widersprach sie mit Inbrunst. „Ein Verlobungsring sollte ein Zeichen der Liebe sein, ein Versprechen auf eine gemeinsame Zukunft. Sollte ich jemals einen tragen, sind das die Kriterien, nach denen ich ihn bemesse … nicht sein finanzieller Wert. Aber es ist typisch für einen Mann wie dich, Matt, dass du darauf bestehst, etwas derart Teures auszusuchen – ein Statussymbol, damit jeder sehen kann, wie reich und mächtig du bist!“
Harriet wusste, dass ein Grund für ihren heftigen Ausbruch auch in ihren eigenen aufgewühlten Gefühlen lag. Schließlich ging sie eine falsche Verlobung mit dem Mann ein, gegen den sie sich bislang immer als immun gegeben hatte. Doch nichts davon entsprach der Wahrheit. Sie liebte ihn – mehr als sie jemals für möglich gehalten hätte! Der Kauf eines Verlobungsrings sollte ein Ereignis sein, das von Liebe und Zuneigung zeugte, doch stattdessen war es eine kalte finanzielle Transaktion gewesen, die tief in Harriets Innern eine brennende, unerfüllte Sehnsucht hinterlassen hatte. Schmerz nagte an ihr – und ein wachsender Groll darüber, falsch beurteilt und für ein nicht-existentes Vergehen bestraft zu werden. Aus irgendeinem Grund symbolisierte Matts Kauf des Rings für sie die Qual all dieser unerträglichen, widerstreitenden Gefühle.
Da sie den Tränen gefährlich nahe war, begann sie, von Matt fortzumarschieren, doch sie keuchte erschrocken auf, als sich seine Hand blitzschnell um ihren Arm schloss und er
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