Julia Extra Band 0293
das sagst. Jetzt kommt der schwierige Teil.“
Die Anspannung zwischen seinen Schulterblättern wurde noch größer.
„Eigentlich bin ich nicht diejenige, die dir das erzählen sollte. Cristina ist schwanger.“
„ Was!“ Tallie umklammerte ihre Tasse. „Bitte. Pst. Du weckst sie auf.“
„Oh ja, das werde ich. Schwanger? Wie konnte das passieren?“
„Ich … glaube nicht, dass es geplant war.“
Elias fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Ich nehme an, Mark ist der Vater?“
„Natürlich.“
Dieses Wissen machte Elias auch nicht glücklicher. Er stand auf und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen.
„Manchmal bringt ein Baby das Beste in den Menschen zum Vorschein“, versuchte Tallie ihn zu beschwichtigen. „Außerdem werden sie heiraten.“
Elias verdrehte die Augen. „Und inwiefern soll ich mich deswegen besser fühlen?“
„Um deine Gefühle geht es hier überhaupt nicht.“
Elias ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen. Es war nicht sein Kind. Es war nicht seine Entscheidung. Er rieb sich über den Nacken. „Wann wollen sie heiraten?“
Freudestrahlend schaute Tallie ihn an. „Ich wusste, dass du vernünftig bist.“
Ja, klar, das wusste schließlich jeder. Wann war er in seinem Leben nicht vernünftig gewesen? In seiner verrückten Familie war er der einzig Vernünftige.
„Sie heiraten morgen.“
„Morgen?“
„Warum sollten sie warten?“ Das war eine rhetorische Frage, denn Tallie ließ ihn gar nicht erst antworten. „Ich habe Cristina gesagt, du würdest dich für sie starkmachen.“
„Du hast was?“ Er war ernstlich entsetzt.
„Ich weiß, dass du das tun willst. Du liebst deine Schwester und kümmerst dich um deine Familie.“
Es waren schlichte Worte, und doch ließ Tallie sie klingen wie eine in Stein gemeißelte Wahrheit. Und dann, gerade als er protestieren wollte, griff sie nach seiner Hand und drückte sie zärtlich.
Elias starrte sie an, schaute in ihre geweiteten dunklen Augen, in denen eine stumme Bitte schimmerte. Er senkte den Kopf und betrachtete ihre übereinandergelegten Hände.
Wann hatte ihn das letzte Mal jemand auf diese Weise berührt? So persönlich, intensiv, aufrichtig. Es war, als rege sich durch die Berührung etwas tief in seinem Inneren – als führe man mit einem Stock durch die Asche eines fast erloschenen Feuers, um die Funken neu zu entfachen.
Er wappnete sich gegen diese Empfindung.
„Ich weiß, dass es nicht das ist, was du für sie willst“, sprach Tallie ernst weiter. „Cristina weiß das auch, aber hier geht es nur um sie und Mark und das Baby. Sie will Mark heiraten. Natürlich hätte sie es gerne anders gehabt, doch manchmal passieren die Dinge im Leben einfach so.“
„Vor allem Cristina“, sagte Elias trocken.
Ganz leicht drückte Tallie seine Hand. „Vor allem Cristina“, wiederholte sie lächelnd.
„Was werden die anderen Familienmitglieder wohl dazu sagen?“
„Sehr wenig, wenn du ihre Entscheidung unterstützt“, meinte Tallie. „Sie werden sich ein bisschen aufregen, weil sie so schnell und ohne Beisein der Familie geheiratet hat.“
„Was soll das heißen, ohne die Familie?“
„Cristina will unter keinen Umständen, dass sie kommen. Sie meint, dann gäbe es nur Stress und Ärger. Aber wenn sie eure Eltern vor vollendete Tatsachen stellen kann, und du ihre Entscheidung unterstützt, dann werden sie keine Einwände erheben.“
So seltsam es auch schien, ahnte Elias doch, dass seine Schwester mit ihrer Einschätzung richtiglag. Vielleicht wusste Cristina zur Abwechslung wirklich, was das Richtige war.
„Trotzdem können sie nicht morgen heiraten“, sagte er. „Es dauert länger, um einen Termin im Standesamt zu bekommen und eine Hochzeit zu organisieren.“
„Mark hat sich bereits darum gekümmert.“
„Wie?“
„Keine Ahnung. Er hat vor ein paar Stunden angerufen und gesagt, alles sei für morgen, zwei Uhr, vorbereitet.“
„Morgen um zwei haben wir ein Meeting mit Corbett.“
Tallie sah ihn einfach nur an. „Elias.“ In ihrer Stimme lag ein leiser Vorwurf.
Seine Mundwinkel zuckten, doch bevor er noch etwas erwidern konnte, klingelte es an der Tür.
„Mark“, prophezeite sie.
Er ballte die Hand zur Faust. „Am liebsten würde ich ihn k. o. schlagen.“
Tallie schloss ihre Finger um seine. „Ich weiß.“ Zärtlich drückte sie seine Hand ein letztes Mal, ließ dann los und erhob sich mühsam. „Aber das wirst du nicht. Du öffnest die Tür, ich wecke
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