Julia Extra Band 0293
Zuhause. Es erinnerte eher an einen Campingplatz.
Und er war nicht alleine.
Jemand saß im Schatten verborgen auf dem Sofa. Eine Frau, die langsam aufstand.
„Martha?“
„Nein, ich bin es, Tallie.“ Auf die Krücken gestützt humpelte sie ins Licht.
Ungläubig starrte Elias sie an. „ Tallie?“
Sie legte einen Finger auf ihre Lippen. „Schh. Nicht so laut. Sonst weckst du Cristina noch.“ Sie deutete auf die Tür zu seinem Schlafzimmer.
„Was zum Teufel macht Cristina hier? Warum ist sie in meinem Schlafzimmer.“
„Schh“, zischte Tallie, griff nach seinem Arm und zog Elias in Richtung Küche – was mit den Krücken gar nicht so einfach war.
„In Ordnung, lass mich los. Ich schreie nicht mehr. Was ist los? Ist Cristina krank?“
„Nein.“
„Was dann?“
Tallie blickte ihn nervös an. „Das ist etwas … kompliziert. Möchtest du vielleicht eine Tasse Tee?“
„Tee?“ Er konnte ihr nicht ganz folgen. „Wovon sprichst du überhaupt? Ich habe keinen Tee.“
„Jetzt schon“, erklärte sie ihm und nickte zu einer Dose hinüber, die auf der Theke stand. Sie wandte sich um und humpelte zum Herd, auf dem ein Kessel stand, den er ebenfalls noch nie gesehen hatte. Die beiden Tassen daneben erkannte er immerhin. Sie waren benutzt. Er beobachtete Tallie, wie sie einen Schrank öffnete und eine weitere Tasse herausnahm.
„Du fühlst dich hier ganz wie zu Hause, oder?“
„Ich dachte, du hättest nichts dagegen. Schließlich hast du dasselbe auch in meiner Wohnung gemacht.“
Elias setzte eine finstere Miene auf, steckte die Hände in die Hosentaschen und schaukelte auf den Absätzen vor und zurück. „Okay, trinken wir Tee. Und dann kannst du mir endlich sagen, warum meine Schwester hier ist.“
„Das ist der leichte Teil. Sie wartet auf Mark.“
„Mark?“ Elias schrie fast. „Warum kommt der denn hierher?“
Mit einer Geste hieß Tallie ihn wieder schweigen. „Cristina abholen. Im Moment ist er noch in Greenport. Oder er war dort. Ich konnte ihn erst um sieben Uhr erreichen.“
Warum sie überhaupt versucht hatte, ihn zu erreichen, war Elias ein Rätsel. Eines von vielen, wenn er es recht bedachte. Er wartete, bis das Wasser kochte, und brühte dann den Tee auf. Dann ging er mit den beiden Tassen ins Wohnzimmer hinüber.
Dort stellte er sie auf die Umzugskiste, die er zurzeit als Tisch benutzte, und wartete, dass Tallie sich ein wenig unbeholfen auf das Sofa fallen ließ.
„Okay“, sagte er. „Jetzt die ganze Geschichte.“
Tallie holte tief Luft. „Du weißt ja, dass wir zusammen zu Mittag gegessen haben. Wir haben uns ein bisschen kennengelernt. Ich mag Cristina. Sie ist lustig.“
„Ein Scherz pro Minute“, erwiderte Elias trocken.
Tallie bedachte ihn mit einem missbilligenden Blick. „Sie denkt, du magst sie nicht.“
„Ich liebe sie. Sie treibt mich nur in den Wahnsinn. Sie springt von einer Sache zur nächsten. Und sie erwartet, dass ich jeden Unsinn finanziere, den sie sich ausdenkt.“
„Das hat sie auch gesagt.“
Elias zog eine Augenbraue hoch. „Hat sie?“
„Ja. Aber von nun an wird sie damit aufhören. Sie ist fest entschlossen, ruhig und verantwortungsbewusst zu werden.“
„Na klar.“
„Sei nicht so zynisch. Du gibst ihr ja gar keine Chance.“
„Es ist nicht meine Schuld, dass sie eine unrealistische Träumerin ist.“
„Nein, natürlich nicht. Es ist ihre. Aber sie ist nicht wirklich eine Träumerin. Sie ist …“ Tallie schien nach dem passenden Wort zu suchen.
Gespannt wartete Elias, was ihr einfallen würde.
Schließlich zuckte sie hilflos die Schultern. „Eine Träumerin“, gab sie zu und unterdrückte ein Lachen.
Und plötzlich spürte er, wie die Spannung zwischen seinen Schultern nachließ. Er lächelte schief, empfand aber zugleich eine seltsame Erleichterung, dass jemand – sogar Tallie Savas – ihn tatsächlich verstand.
„Aber eine niedliche Träumerin“, fügte Tallie rasch hinzu.
„Eine niedliche Träumerin, die in meinem Bett liegt. Warum eigentlich?“
„Es war während des Lunchs. Wir unterhielten uns, und sie ist ein wenig hysterisch geworden.“
„Hysterisch?“ Die Verspannung kehrte zurück.
„Ich wollte sie nicht alleine nach Hause schicken. Rosie meinte, ich sollte sie einfach nach oben, in deine Wohnung bringen. Sie hat mir den Schlüssel gegeben. Cristina hatte damit nichts zu tun.“
„Weiter“, sagte er.
Unbehaglich zupfte Tallie an einer ihrer Locken. „Ich habe befürchtet, dass du
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