Julia Extra Band 0305
wollte ihn kränken, damit er ebenso litt wie sie. Ihm begreiflich machen, wie sehr sie ihn dafür hasste, ihren Traum vom Glück zerstört zu haben. Er hatte die Seifenblase zerplatzen lassen, in der sie gelebt hatte – wieder. Nicht, dass sie Quinn jetzt anders sah oder ihn weniger liebte. Sie war nur so …
Verletzt.
Genau, wie er gesagt hatte. Aber sie konnte nicht klein beigeben und es zugeben. Warum hatte er gemeint, sie müsse es erfahren? Warum jetzt, da doch alles längst hinter ihr lag?
Wollte er sie dazu bringen, ihn zu hassen, bevor er ihr eine kleine blaue Schachtel von Tiffany überreichte? Nein, das war unlogisch. Warum sollte Quinn solch einen fantastischen Abend organisieren und derart offen mit ihr über sich sprechen, wenn er vorhatte, sich von ihr zu trennen?
Doch Clare hörte nicht auf Vernunftgründe. Sie konnte sich nur darauf konzentrieren, die letzten Puzzleteile zusammenzusetzen. „Was genau hast du getan? Ich möchte alles wissen.“
Quinn verzog das Gesicht und ließ ihre Hände los. „Bitte, Clare …“
„Nein, komm schon. Du dachtest, ich müsste es unbedingt erfahren. Also erzähl es mir. Du hast dir Jamie vorgenommen. Was hast du zu ihm gesagt? Wie hast du dich für mich eingesetzt?“
„Er hätte dich niemals hierherholen dürfen, wenn er sowieso nicht die Absicht hatte, dir treu zu bleiben. Du hattest etwas Besseres verdient. Das habe ich ihm klargemacht.“
„Und wie lange nach meiner Ankunft war das?“
„Vier Wochen.“
Die Wahrheit tat wirklich weh. Dass sie die Aufmerksamkeit ihres Verlobten nicht einmal einen Monat hatte fesseln können, war ein echter Tiefschlag. Zu wissen, dass Jamie ein Mistkerl war, half da nicht gegen ihr angeschlagenes Selbstvertrauen. Blinzelnd sah Clare in den Himmel, während sie sich fragte, was ihr gefehlt hatte.
Quinns Stimme wurde weicher. „Es hat nicht an dir gelegen. Jamie war ein Dummkopf, Clare. Auch das habe ich ihm gesagt.“
„Im Grunde hast du ihn also davor gewarnt, mich weiter zu betrügen. Hast du gedroht, es mir zu erzählen?“ Sie blickte wieder Quinn an. „Eine ziemlich leere Drohung, oder?“
„Was sollte ich denn tun? Auf einen Kaffee vorbeikommen und es bei dir abladen? Dafür kannte ich dich nicht gut genug. Es war nicht meine Sache.“
„Aber du hast es doch zu deiner Sache gemacht!“
„Ja.“ Quinn nickte. „Habe ich. Irgendjemand musste sich einmischen. Bis dahin war ich Jamies bester Freund. Deshalb habe ich ihm in aller Deutlichkeit erklärt, dass er sich falsch verhält. Ich habe ihm eine Chance gegeben, es in Ordnung zu bringen. Das war er dir schuldig.“
Clare verstand es noch immer nicht. Weil Quinn ja recht hatte: Es war nicht seine Sache gewesen. Damals hatte sie ihm nichts bedeutet. Er hatte kaum mit ihr geredet. Warum sollte er gegen seinen besten Freund ihre Partei ergreifen?
Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Du hast ihn doch nicht etwa davongejagt, weil du mich haben wolltest?“
„Wie bitte?“ Sofort war Quinn fuchsteufelswild.
„Das hat Jamie getan. Ich bin ein paar Wochen lang mit einem Mann ausgegangen, bis Jamie dahergekommen ist und seine Charmeoffensive gestartet hat. Hinterher hat er gescherzt, er habe mich ihm ausgespannt und so etwas erfordere eine langfristige Strategie. Hattest du eine langfristige Strategie, Quinn? Ich erinnere mich, dass Morgan erwähnt hat, du und Jamie hättet schon in der Highschool um die Mädchen gekämpft. Ihr beide würdet immer um Frauen rivalisieren.“
„Jetzt bin ich wieder der Mistkerl, ja? Ich habe mich eingemischt, weil falsch war, was Jamie dir angetan hat! Er wollte dich heiraten! Nicht nur hat er dir die Ehe versprochen, er hat dich auch hierhergeholt – weg von deiner Familie und deinen Freunden. Und nachdem du so viel aufgegeben hattest, um mit ihm zusammen zu sein, hat er …“
Quinn atmete tief ein und aus, während er sich abmühte, seine Wut zu beherrschen.
Aufmerksam musterte Clare ihn, und sie erkannte, dass seine Worte der Wahrheit entsprachen. Es lag an seinem ehrenhaften Charakter, an seiner Anschauung über Richtig und Falsch und daran, dass er dazu fähig war, sich um das Wohl anderer zu sorgen …
All das machte den Mann aus, in den sie sich verliebt hatte. Quinn war auf diese altmodische Art für sie eingetreten, von der Frauen träumten. Wie ein Ritter in glänzender Rüstung. Clare wünschte nur, sie hätte es gewusst.
„Du hättest es mir sagen sollen.“ Tränen traten ihr in die Augen. Ihre
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