Julia Extra Band 0305
ganze Beziehung beruhte auf einer Lüge. Wie sollten sie daraus jemals wieder zurückfinden? „Du hast mir den Job und die Wohnung aus Schuldgefühl angeboten, stimmt’s?“
„Clare, bitte …“
„Hast du?“ Ihr brach die Stimme.
„Teilweise ja. Jamie hat dich in aller Öffentlichkeit gedemütigt und verschuldet zurückgelassen. Du brauchtest einen Job, ich hatte einen. Dann brauchtest du eine Wohnung, ich hatte eine. Es war einfach sinnvoll. Aber ja, ich habe mich schuldig gefühlt. Ich hatte zu Jamie gesagt, er solle um eure Beziehung kämpfen oder verschwinden. Dass er mit seiner Entscheidung bis zu eurem Hochzeitstag warten würde, habe ich nicht geahnt. Als das passiert ist, habe ich ihm befohlen, niemals zurückzukehren.“
„Ich wette, so ruhig wie jetzt hast du mit ihm nicht gesprochen.“
„Nein, habe ich nicht.“
Clare nickte. Irgendwie brachte sie die Kraft auf, Quinn in die Augen zu blicken. „Hast du ihn geschlagen?“
Plötzlich erinnerte sie sich, dass er an ihrem Hochzeitstag mit Schmutzflecken auf dem Jackett zu ihr gekommen war, um ihr mitzuteilen, dass Jamie weg war.
Quinn seufzte laut.
Und sie hatte die Antwort. „Er hat es mir erspart, das zu tun, schätze ich.“
„Wir haben auch noch über anderen Kram geredet und sind darüber schrecklich wütend geworden. Es gab schon vor deinem Auftauchen Dinge, über die wir uns ewig gestritten haben.“
Weil Jamie ein Spieler war und ein Ehrenmann wie Quinn Probleme hatte. Clare verstand. Wenn sie Jamie so gut gekannt hätte, wie Quinn es getan hatte, wäre sie ihm gar nicht erst in die Staaten gefolgt. Aber dann hätte sie Quinn niemals getroffen …
„Vielleicht hätte ich niemals nach New York kommen sollen.“
„Inzwischen gehörst du hierher.“
Das Panorama des funkelnden Lichtermeers von Manhattan verschwamm ihr vor den Augen. „Ich dachte, ich tue es.“
„New York ist dein Zuhause.“ Quinn legte die Fingerspitzen an ihre Wange. „Du gehörst zu …“
Aufschluchzend wandte Clare das Gesicht zur Seite. „Nicht. Nicht jetzt.“
Er ließ die Hand sinken. „Bitte mich nicht um Abstand. Ich wollte ihn dir beim letzten Mal schon nicht geben.“
Ruckartig drehte Clare den Kopf und blickte Quinn stirnrunzelnd an. „Soll ich behaupten, es würde mir trotz allem gut gehen? Soll ich es einfach vergessen?“
„Das verlange ich ja nicht.“
„Und was erwartest du dann von mir?“
„Ich möchte, dass du lernst, mir wieder zu vertrauen! Ich bin ehrlich zu dir gewesen, weil ich keine Geheimnisse zwischen uns haben will. Wir müssen alle Probleme gemeinsam lösen. Denn wenn wir das nicht können …“
„Quinn, diese Sache mit Jamie ist sehr viel. Ich kann nicht …“
„Doch, du kannst. Du musst nur dazu bereit sein.“
Es war nicht so, dass Clare nicht dazu bereit war. Sie wollte Quinn nicht verlieren. Aber sie brauchte Zeit, um nachzudenken. Um alles zusammenzufügen und zu bewältigen.
Um einen Weg zu finden, über ihre zerstörten Illusionen hinwegzukommen. Sie hatte sich etwas vorgemacht über die Beziehung zu Quinn – und die Beziehungen zu den Menschen, die sie als Freunde lieb gewonnen hatte. Gerade hatte Quinn ihre kleine Welt erschüttert.
Clare hob das Kinn. „Traust du mir zu, dass ich die richtige Entscheidung für mich treffe?“
Argwöhnisch sah er sie an. „Warum?“
„Weil, wenn du es tust, musst du mir Zeit dafür geben. Es ist viel, das weißt du. Und du kannst mich nicht einfach so damit konfrontieren, ohne mir Gelegenheit zu geben, es zu durchdenken.“
„In Ordnung, ich habe es kapiert.“ Quinn zog die Augenbrauen hoch. „Und welche Frist soll es diesmal sein?“
„Fang nicht so an! Du hast mich angelogen!“
„Für dich existiert noch immer kein Graubereich, oder? Ich hätte es auch mein ganzes Leben für mich behalten können.“
„Was ich nicht weiß, tut mir nicht weh?“
„Ja!“, brauste Quinn frustriert auf. „Du warst schon genug verletzt worden. Meinst du, ich würde dir jemals den Schmerz zufügen wollen, den Jamie dir zugefügt hat?“
„Es war kein Schmerz.“ Clare schüttelte den Kopf. „Es war Demütigung. Ich kannte Jamie nicht gut genug, um seinen Heiratsantrag anzunehmen und ihm hierherzufolgen.“
„Warum hast du es dann getan?“
„Ich wünschte, ich wüsste es!“ Einfach so kamen die Tränen. „Verdammt, Quinn, genau deshalb muss ich diesmal nachdenken. Verstehst du das nicht? Ich bin keine naive Träumerin mehr. Und wenn ich es noch wäre,
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