Julia Extra Band 0313
aufzuhalten, das Hemd zuzuknöpfen, hob er sein Jackett vom Boden auf.
„Du kannst mich nicht zwingen, dich zu heiraten!“, protestierte Luccy zornig.
„O doch, Luccy. Ich bin überzeugt, dass ich das kann.“
Sein eisiger Ton ließ sie aufhorchen. „Wegen des Babys?“
„Weswegen sonst?“ Er lächelte kalt.
„Du würdest unser Kind dazu verurteilen, in einer lieblosen Ehe aufzuwachsen?“
„Du kennst die Alternative, Luccy.“
Schützend schlang sie die Arme um ihre Taille. „Ich werde dir mein Baby nicht geben!“
„ Mein Baby“, korrigierte er sie sofort. „Der rechtmäßige Erbe der Sinclairs. Und ich werde, wenn nötig, mein Recht vor Gericht gegen dich erstreiten.“
In ihren Augen schimmerten Tränen. „Wenn du mich dazu zwingst, Sin, werde ich dich für den Rest meines Lebens hassen.“
„Tu dir keinen Zwang an, Luccy“, lud er sie ein. „Es gibt ein altes Sprichwort, das mich mein Großvater schon sehr früh gelehrt hat: Halte deine Freunde nah bei dir, aber deine Feinde noch näher. Ich beabsichtige, dich für die nächsten fünfzig Jahre oder so sehr nah bei mir zu halten.“
„Ich bin nicht dein Feind .“
„Und das ist das eigentliche Problem, oder? Ich habe immer noch keine Ahnung, was du wirklich bist. Einen Moment glaube ich, du bist eine intrigante kleine Hexe, und im nächsten Moment scheinst du etwas ganz anderes zu sein.“
Traurig schüttelte sie den Kopf. „Weil du zu sehr von deinen Vorurteilen geblendet bist, um die Wahrheit zu erkennen. Vor Jahren hat dich eine andere Frau benutzt, und nur weil ein verlogener, ehebrecherischer Widerling wie Paul Bridger dir weismacht, ich hätte das Gleiche vorgehabt, glaubst du ihm! Siehst du denn nicht, dass du mich nie verstehen wirst, solange du das von mir glaubst?“
Sekundenlang blickte er unbewegt auf sie herab, bevor er auf dem Absatz kehrtmachte, das Schlafzimmer verließ und die Tür nachdrücklich hinter sich schloss.
Verwirrt von dem unerwarteten Zorn, der auf ihr himmlisches Liebeserlebnis gefolgt war, blickte Luccy ihm nach. Und zutiefst verstört von dem Wissen, dass sie Sin trotz allem von ganzem Herzen liebte.
10. KAPITEL
Als Luccy, bekleidet mit einem roten T-Shirt und einem weit schwingenden weißen Leinenrock, die Terrasse betrat, wo das Frühstück gedeckt war, erhob Sin sich höflich. Dass er einen maßgeschneiderten grauen Anzug, kombiniert mit einem weißen Hemd und einer silbergrauen Krawatte, trug, verriet, dass er vermutlich in die Stadt fahren würde.
Als wäre in der vergangenen Nacht nichts zwischen ihnen geschehen. Zumindest das heiße Liebeserlebnis nicht, denn der Zorn war unterschwellig deutlich spürbar, als Sin Luccy mit unbewegter Miene den Stuhl zurechtrückte, bevor er selbst wieder Platz nahm.
Zwischen ihnen herrschte ein angespanntes Schweigen, das nur schwer zu ertragen war. Aber in Wallaces Gegenwart wollte Luccy das Streitgespräch aus der vergangenen Nacht nicht wiederaufnehmen. Dabei drängte es sie sehr. Denn nachdem Sin gegangen war, hatte sie lange nicht schlafen können, weil sich ihre Gedanken unaufhörlich um seine letzten Worte drehten. Er war genauso unerschütterlich zur Heirat entschlossen, wie sie entschlossen war, diese zu verhindern.
„Kaffee, Miss Harper-O’Neill?“
Lächelnd blickte sie zu Wallace, der mit der Kaffeekanne in der Hand an ihre Seite gekommen war. „Tee wäre mir lieber, wenn es nicht zu viel Mühe macht?“
„Ganz und gar nicht“, versicherte der Butler herzlich. „Darf ich Ihnen etwas zu essen bringen? Eier? Speck? Oder vielleicht exquisite schottische Räucherheringe?“, fügte er verlockend hinzu.
Nur, dass Luccy sich überhaupt nicht verlockt fühlte. Allein die Erwähnung von Fisch genügte, um ihren Magen rebellieren zu lassen. Allerdings durfte sie sich nicht beklagen, denn bislang war sie von der gefürchteten Morgenübelkeit verschont geblieben und fühlte sich, abgesehen von der Empfindlichkeit gegenüber Fisch, sehr wohl.
„Vergessen Sie die Heringe, Wallace“, mischte Sin sich sofort ein, als er sah, wie Luccy blass wurde. „Erst einmal nur etwas Tee und Toast, denke ich.“
„Danke“, murmelte Luccy leise, als der Butler im Haus verschwunden war.
„Gern geschehen“, meinte Sin spöttisch. „Übrigens, ich werde nicht verschwinden, nur weil du mich nicht ansiehst“, fügte er hinzu, als sie weiter auf den Park blickte.
Wütend richtete sie den Blick auf ihn. „Zu schade!“
„Nicht wahr?“ Seine Mundwinkel
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