Julia Extra Band 0313
zuckten. „Sicher freut es dich, zu hören, dass ich heute im Büro in der Stadt zu tun habe.“
Sie nickte. „Das ist sicher das Beste.“
Sin verkniff sich einen Kommentar, weil so viel Stress bestimmt nicht gut sein konnte … weder für Luccy noch für das Baby. Allerdings behinderte die Tatsache, wie überirdisch schön sie an diesem Morgen aussah, seine Fähigkeit, klar zu denken. Das lange schwarze Haar hatte sie zu einem dicken Zopf geflochten, was den Blick auf die zarten Wangen und ihren schlanken Hals lenkte. T-Shirt und Rock betonten ihre immer noch sehr schlanke und dennoch hinreißend weibliche Figur.
Ihr ständiges Streiten verhinderte wahrscheinlich, dass sie genug aß. Gestern Abend hatte sie deswegen sogar das Abendessen verpasst. Auch das konnte nicht gesund sein. „Wenn ich weg bin, schaffst du es vielleicht sogar, etwas zu frühstücken?“, meinte er deshalb.
„Vielleicht.“
Er seufzte. „Ist das ein Vorgeschmack darauf, wie es sein wird, wenn wir verheiratet sind?“
Darauf lächelte sie zuckersüß. „Nicht sehr angenehm, was?“
Höllisch traf es besser, aber Sin war fest entschlossen, es an diesem Morgen nicht zu einem weiteren Streit kommen zu lassen. Luccy sah nicht aus, als hätte sie in der vergangenen Nacht gut geschlafen. Er selbst hatte sich allerdings auch nur ruhelos herumgewälzt, verfolgt von der Erinnerung an ihren hässlichen Streit. Daher hatte er sich fest vorgenommen, es an diesem Morgen zu keiner Auseinandersetzung kommen zu lassen. Bislang leider nicht sehr erfolgreich.
Abrupt stand er auf. „Dann gehe ich jetzt.“
Luccy wandte das Gesicht ab. „Adieu.“
„Luccy …“
Mit unbewegter Miene begegnete sie seinem Blick.
„Weißt du, das ist nicht gerade sehr hilfreich.“
Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper. „Ich denke, nach gestern Nacht steht so etwas wie Freundschaft zwischen uns nicht mehr zur Debatte, meinst du nicht?“
„Du willst doch gar nicht wissen, was ich denke!“
„Ich bin überzeugt, mit etwas Mühe könnte ich es erraten“, erwiderte sie spöttisch.
In Sin kämpfte der Wunsch, ihr den Hals umzudrehen, gegen den, sie auf die Arme zu nehmen und ins Bett zurückzutragen. Wenn sie sich liebten, stritten sie wenigstens nicht! „Irgendwie bezweifle ich …“
„O vielen Dank, Wallace“, wandte Luccy sich mit einem betont herzlichen Lächeln an den Butler, der in diesem Moment mit Tee und Toast auf der Terrasse erschien. So blieb Sin nichts anderes übrig, als in hilfloser Wut zuzusehen, wie Wallace ihr eine Tasse Tee einschenkte. „Mm, das ist gut“, seufzte sie, nachdem sie vorsichtig einen Schluck getrunken hatte.
„Master Sin lässt freundlicherweise einmal im Monat meine Lieblingsmarke aus England kommen“, erklärte Wallace, sichtlich erfreut.
„Ach wirklich?“ Luccys kühler Ton war ein Hinweis an Sin, dass sie sich keineswegs von derartigen Nettigkeiten gegenüber seinem Butler beeindrucken ließ.
„Dann geh ich jetzt wohl besser“, bemerkte Sin scharf.
„Bevor Sie gehen, Master Sin … Ich habe so lange für den Tee gebraucht, weil Mrs. Claudia angerufen hat.“
Wider Willen war Luccys Aufmerksamkeit sofort geweckt. Wer war Mrs. Claudia? Eine von Sins Freundinnen vielleicht? Warum nicht? Er war ein attraktiver, begehrter Junggeselle, weshalb es lächerlich wäre, sich einzubilden, es hätte in den zwei Monaten, die sie sich nicht gesehen hatten, keine Frau – oder keine Frauen – in seinem Leben gegeben.
Auch wenn dieVorstellung von Sin in denArmen einer anderen Luccy gar nicht behagte!
„Vielleicht mache ich einen kleinen Spaziergang im Garten, damit Wallace und du ungestört reden könnt?“, schlug sie zögernd vor.
„Das wird nicht nötig sein“, wehrte Sin ungeduldig ab. „Im Gegenteil, es ist vielleicht sogar besser, wenn du bleibst. Was wollte sie, Wallace?“ Als Luccy erneut etwas einwenden wollte, winkte er ab und fügte erklärend hinzu: „Mrs. Claudia ist meine Mutter.“
Seine Mutter? Diese Erklärung hatte Luccy nicht erwartet. Wobei Sin ihr natürlich keine Erklärung schuldete, genauso wenig wie sie ihm.
„Nun, wie Sie wissen ist am Wochenende Ihr sechsunddreißigster Geburtstag“, fing Wallace etwas umständlich an.
„Meine Mutter hat doch nicht etwa vor, mich mit ihrem Besuch zu ‚überraschen‘?“, fiel Sin ihm ins Wort. Das konnte er jetzt wirklich nicht gebrauchen!
„Nicht, dass ich wüsste“, antwortete Wallace vorsichtig.
Zu vorsichtig. Sin horchte
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