Julia Extra Band 0325
seine Cousine herein.
„Javier. Es tut mir so leid, ich kann deine Freundin heute Abend nicht rumführen. Gerade hat ein Käufer für das Monsterhaus in Scottsdale angerufen. Es wäre ein Wunder, wenn der Verkauf zustande käme. Das wird deine Freundin doch verstehen, oder? Ich habe ein paar Seiten unseres Katalogs ausgedruckt. Die könnt ihr zwei euch mal durchschauen. Ein paar von den Häusern haben heute Besichtigungstag. Wenn ihr eins gefällt, ruf mich an, und ich verspreche, dass ich mich mit ihr treffe.“
Sie drückte ihm einen Stapel Papier in die Hände, drehte sich mit fliegenden Haaren wieder um – und verschwand.
Als Emily ein paar Minuten später vor dem Restaurant hielt, war sie unerklärlicherweise nervös. Aber wenn sie ganz ehrlich war, war nicht das Treffen mit Anna oder die Suche nach einem eigenen Haus der Grund für ihre nervliche Anspannung.
In ein paar Minuten würde sie Javier wiedersehen. Ob er auf einen Blick erkannte, wie seine Worte auf sie gewirkt hatten? Ob er sah, dass sie sich die ganze Nacht hin und her gewälzt hatte, weil sie sich vorgestellt hatte, wie sie sich bei ihm ganz persönlich bedanken würde?
Sie öffnete die Tür. Javier stand auf der anderen Seite des leeren Restaurants und betrachtete stirnrunzelnd ein paar Blätter Papier, die er in der Hand hielt. Sein Anblick verschlug ihr den Atem.
Das dunkle Haar hatte er aus der gebräunten Stirn zurückgekämmt und so die natürlichen Locken ein wenig gezähmt. Aber sie konnte jetzt schon sehen, dass der Erfolg seiner Mühen nur von kurzer Dauer sein würde. Spätnachmittäglicher Sonnenschein fiel durch ein Fenster und umspielte Javiers markante Gesichtszüge und seinen sinnlichen Mund. Emilys Haut prickelte immer noch an den Stellen, wo er sie geküsst hatte.
Mit der Handfläche rieb sie über ihre Hose, als ob sie so die Erinnerung wegwischen könnte. Sie wagte nicht zu hoffen, dass Javiers Kuss oder seine Berührung oder sonst etwas, das mit ihm zu tun hatte, von Dauer sein könnte.
Trotzdem bot das Restaurant den überzeugenden Beweis dafür, dass für ihn doch nicht alles nur Spiel und Spaß war. Sogar im Gastraum sah Emily, wie viel er bereits geschafft hatte – die Fußbodenleisten waren abgerissen und Teile der Rigipswand bis auf das Skelett abgetragen.
Wie viel Arbeit schon geleistet war, selbst wenn er tagsüber Helfer gehabt hatte, überraschte sie. Im Augenblick jedoch war sonst niemand hier.
Auch nicht seine Cousine Anna.
War etwas dazwischen gekommen? fragte sich Emily. Und er so beschäftigt gewesen, dass er vergessen hatte, sie anzurufen?
Plötzlich schaute Javier auf. „Hey“, rief er. Ein fröhliches Lächeln ließ sein Stirnrunzeln verschwinden. „Ich fürchte, ich habe schlechte Neuigkeiten. Anna hat mir Ausdrucke aus ihrem Katalog vorbeigebracht, aber sie musste wieder weg, weil sie sich mit einem Kunden treffen muss. Sie kann dir heute Abend leider keine Häuser zeigen.“
„Du hast aber doch gesagt, dass sie dir Angebote dagelassen hat, oder?“
Javier schnitt eine Grimasse. „Hat sie auch, aber sie hat das Zeug ausgedruckt, bevor ich ihr sagen konnte, nach was du suchst.“
„Wie hättest du das auch machen sollen? Ich weiß doch selbst noch gar nicht, wonach ich suche.“
„Ja, ich weiß, aber …“ Er hielt die Blätter hoch, „… danach suchst du nicht.“
„Das klingt aber sehr überzeugt. Sind die Häuser verflucht?“
„Natürlich nicht. Es ist nur so …“ Javier seufzte. „Gestern Abend habe ich ihr erzählt, dass eine Bekannte von mir ein Haus sucht. Aber die Sache ist die, ich habe ihr nicht gesagt, dass du …“ Er beendete den Satz nicht.
„Dass ich was, Javier?“ Sie konnte seinen dunklen Augen ansehen, wie er mit sich rang.
Schließlich sagte er mit einem tiefen Seufzer: „Reich. Ich habe ihr nicht gesagt, dass du reich bist.“
Bei diesen Worten fuhr Emily zusammen. „Und das macht einen Unterschied?“ Für Todd hatte es eine Rolle gespielt.
„Nein“, behauptete Javier. „Das tut es nicht. Nicht für mich.“
Mit zwei großen Schritten trat er näher, kam ihr zu nahe. Ihren Gefühlen. Ihrer Haut … Es erforderte ihre ganze Kraft, nicht zurückzuweichen.
„Ich bin nicht dein Verlobter.“
Noch ganz in seinen Bann geschlagen, brauchte Emily einen Augenblick, bis seine Worte zu ihr durchdrangen. Und noch länger, bis sie antwortete. „Das weiß ich.“ Auch wenn sie sofort an Todd hatte denken müssen, als Javier das Geld ihrer Familie
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