Julia Extra Band 0325
alte Gebäude im Ranchstil zu Emily Wilson.
„Reicht’s dir langsam für heute?“, fragte Javier.
„Aber wir haben noch nicht alle Häuser gesehen“, protestierte Emily.
„Warst du in der Schule auch so?“, fragte er und warf ihr aus dem Augenwinkel einen Blick zu. „Und hast die Anweisungen der Lehrer immer bis aufs i-Tüpfelchen befolgt?“
„Schon, ja“, gab sie zu. Ihr Lachen milderte ihre Reaktion. „Ziemlich erbärmlich. Macht sich immerzu Sorgen, was die anderen Leute über sie denken, was?“
Ungefähr mit diesen Worten hatte er sie auf der Tanzfläche am Abend von Connors und Kelseys Hochzeit aufgestachelt. Jetzt, wo er Emily besser kannte, wünschte er sich, er hätte das nicht getan. „Nein, Emily. Ganz und gar nicht erbärmlich. Du wolltest deinen Eltern Grund geben, stolz auf dich zu sein. Und das hast du auch getan.“
Von sich selbst konnte er das nicht behaupten.
Noch immer sah er die Enttäuschung in den Augen seines Vaters, als er verkündet hatte, dass er nicht aufs College gehen würde. Er hatte sein eigenes Leben anfangen wollen – ein Leben, zu dem auch die Ehe mit der Frau gehörte, die er liebte.
Er und Stephanie hatten schon alles geplant. Sie hatte eine Freundin in Kalifornien, die kurz vor dem großen Durchbruch stand und sicher war, ihnen Jobs vermitteln zu können.
Diese Bombe hatte Javier am Abend nach seinem Schulabschluss platzen lassen. An dem Abend hatte er auch mit einem Imitatring um Stephanies Hand angehalten, weil er sich mehr nicht leisten konnte. Er hatte damals einen Streit erwartet, und sein Vater hatte ihn nicht enttäuscht. Noch heute konnte Javier sich fast Wort für Wort an ihre Auseinandersetzung erinnern.
Du bist selbstsüchtig und verantwortungslos. Wie kannst du glauben, dass du ein guter Ehemann sein wirst, wenn du in deinem ganzen Leben noch nie etwas zu Ende gebracht hast?
Heftig hatte er alle Anschuldigungen abgestritten. Aber innerhalb weniger Wochen waren die Worte seines Vaters wahr geworden. Sein Vater wurde krank, und die Versprechen, die Javier Stephanie gemacht hatte, blieben auf der Strecke, genau wie seine Träume von Liebe und Ehe. Es war eine harte Lektion für ihn gewesen, dass Stephanie nicht bereit gewesen war, auf ihn zu warten.
Und dann, als ob das nicht genug gewesen wäre, brach das Feuer im Restaurant aus und brannte die Enttäuschung seines Vaters tief in Javiers Herz ein.
Er wechselte das Thema. „Warum gehen wir nicht etwas essen und heben uns den Rest für ein andermal auf?“
„Nur noch eines“, bat sie. „Das hier hat heute für Besichtigungen geöffnet. Also können wir es auch von innen ansehen.“
„Ich kenne diese Gegend“, rief Emily ein paar Kilometer später. „Kelseys Eigentumswohnung ist nicht weit weg.“
Ihre Aufregung wuchs, als sie sich umsah: Die kleinen, ordentlichen Häuser hier hatten blumengesäumte Rasenflächen und mit Basketballkörben bestückte Einfahrten. Javier folgte den Hausnummern, bis sie eine Reihe von Stadthäusern erreichten.
„Oh, schau nur! Sind die nicht entzückend?“
Noch bevor Javier vor einem einstöckigen Haus hielt, hatte sie sich abgeschnallt. Auf einem Schild, das mit ein paar bunten Luftballons geschmückt war, stand „Zu besichtigen“. Gelb-weiß gestreifte Markisen schützten die unteren Fenster vor der Sonne.
„Das sieht aus … wie ein Lebkuchenhaus!“, rief Emily.
„Die Größe von einem hat es jedenfalls“, murmelte Javier, als er sich neben Emily stellte.
Sogar von außen sah man, dass das Haus winzig war. Aber als Emily sich umdrehte und ihn mit ihren blauen Augen anstrahlte, waren all seine Bedenken – und auch alle anderen Gedanken – auf einmal wie weggeblasen.
„Ich finde es toll“, strahlte sie und schlang sich die Arme um die Taille, als ob sie ihre Aufregung im Zaum halten müsste.
Javier sah von weiteren Warnungen ab. Er war hier, um Emily bei ihrer Suche nach dem Glück zu unterstützen. Und nicht, um sie von ihren Träumen abzubringen.
Und er wusste, dass er sich richtig entschieden hatte, als Emily ihm ihr betörendes Lächeln schenkte. „Ich glaube, das ist jetzt der Augenblick, um mich bei dir ganz persönlich zu bedanken.“
Als Emily einen Schritt auf ihn zu machte, war sein Mund auf einmal ganz trocken. Sein Herz klopfte heftig und erwartungsvoll. Am liebsten hätte er sie in seine Arme gezogen und ihre Lippen erobert. Aber Emily hatte seine Herausforderung angenommen. Und jetzt war sie am Zug.
Die Aufregung und
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