Julia Extra Band 0327
Istanbulbesuch drei Tage vorzuverlegen? Und wieso war er so mieser Stimmung? Am liebsten wäre sie der Sache sofort auf den Grund gegangen und hätte Rafael getröstet.
Nein!
Das kam überhaupt nicht infrage! Rafael war der Typ Mann, den jede Frau gern getröstet hätte, wenn er es darauf anlegte. Skrupellos setzte er diese Verführungsmasche ein, wann immer er sich versprach, dadurch schnell bei einer Frau zu landen. Sie flogen nur so auf den argentinischen Millionär mit dem Weltschmerzblick.
Louisa hatte unzählige Frauen kommen und gehen sehen, die sich eingebildet hatten, nur sie könnten Rafaels gebrochenes Herz kitten. Nur sie selbst kannte die Wahrheit.
Rafael Cruz hatte gar kein Herz.
Und trotzdem liebte sie ihn. Sie musste völlig verrückt geworden sein. Schließlich wusste sie doch, wie er wirklich war: kalt, skrupellos und unversöhnlich!
Schwör mir, dass du nicht schwanger werden kannst, Louisa, hatte er in dieser atemberaubenden Nacht gefordert. Und was hatte sie geantwortet? Ich kann nicht schwanger werden.
Ich bin nicht schwanger . Erneut redete sie sich das energisch ein. Es ist unmöglich!
Aber sie fürchtete sich, einen Test zu machen. Wenigstens hätte sie dann Gewissheit. Doch sie hatte Angst vor dem Ergebnis und beruhigte sich weiterhin mit der Möglichkeit, dass sie einfach einige Tage über der Zeit lag.
An der Haustür schlüpfte sie aus ihren feuchten Schuhen, bevor sie den Rosenkorb in einen kleinen Abstellraum neben der großen modernen Küche brachte. Dort ließ sie Wasser in eine kostbare Kristallvase laufen und stellte die Rosen hinein. Anschließend reinigte sie die Gartenschere und legte sie zurück in die Schublade. Oben in ihrem Zimmer tauschte sie die regennasse Kleidung gegen ein neues graues Kostüm, steckte das braune Haar auf und putzte sich die Brille, bevor sie einen flüchtigen Blick in den Spiegel warf und zufrieden nickte. Unauffällig, ordentlich und unsichtbar, das war der Look, den sie zu erzielen wünschte.
Sie hatte es nie darauf angelegt, von Rafael bemerkt zu werden, im Gegenteil. Ihre Unsichtbarkeit bot ihr Schutz. So etwas wie in ihrer vorherigen Anstellung durfte nie wieder passieren! Doch irgendwann hatte Rafael sie trotzdem bemerkt. Noch immer fragte sie sich, warum er mit ihr geschlafen hatte. Aus Mitleid? Weil gerade keine andere Frau zur Stelle war?
Entschlossen verscheuchte Louisa diese Gedanken und lief die Treppe hinunter. Zuerst stellte sie die mit den duftenden Rosen dekorierte Vase in die Küche.
Ihre Laune besserte sich sofort, als sie sich zufrieden umschaute. Das war ihr Werk. Gleich nach ihrer Ankunft in Istanbul hatte sie geeignetes Personal eingestellt, um der vernachlässigten Villa wieder zu ihrem alten Glanz zu verhelfen. Fast rund um die Uhr hatten sie alle dafür gearbeitet. Behutsam strich Louisa über das polierte Holz des Türrahmens und betrachtete lächelnd den bunt gemusterten, sauber glänzenden Mosaikboden.
Es hatte ihr unglaubliche Freude bereitet, das alte Gemäuer mit neuem Leben zu erfüllen. Und sie dachte gar nicht daran, ihren geliebten Job wegen eines einzigen schwachen Moments widerstandslos aufzugeben. Für Rafael war es sowieso nur ein bedeutungsloser One-Night-Stand gewesen – wie so viele andere zuvor. Und sie selbst musste ihre Liebe zu ihm einfach ignorieren und sich voll und ganz auf ihren Job konzentrieren.
Sie würde seine heißen, leidenschaftlichen Küsse vergessen. Ebenso wie das Gefühl, von seinem harten Körper gegen die Wand gedrängt zu werden und das heiße Verlangen in Rafaels Blick, als er sie wortlos hochgehoben und zu seinem Bett getragen hatte …
Verträumt stand Louisa mitten in der Küche. Schließlich fiel ihr ein, dass Rafael nach einem Abendessen verlangt hatte. Da der Koch ja erkrankt war, musste sie sich selbst darum kümmern. Vermutlich litt er an Magenproblemen, wie sie selbst vor sechs Wochen in Paris. Dann wäre er in drei Tagen wieder fit – rechtzeitig zu Rafaels Dinnerparty anlässlich seines Geburtstags.
Louisa war zwar keine ausgebildete Köchin, jedoch durchaus in der Lage, einfache Gerichte zu bereiten. Also machte sie sich ans Werk. Zum Glück hatte sie frisches Brot gebacken. Sie schnitt einige Scheiben ab und belegte sie mit Schinken. Fertig war das Sandwich. Sorgfältig richtete sie ein Tablett her, strich die blütenweiße Leinenserviette glatt und stellte nach kurzem Zögern eine kleine Vase mit einer roten Rosenknospe dazu.
Wieso nicht? Sie als
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