Julia Extra Band 0328
verheiratet sind und einen Erben präsentieren können, wird Ihr Vater seine Firmenanteile veräußern. Seiner Meinung nach haben Sie als einziger Sohn einfach die Pflicht, die Zukunft der Cavelli-Dynastie zu sichern. Außerdem behauptet er, sein größter Herzenswunsch sei es, Sie endlich im trauten Kreis einer eigenen Familie zu sehen.“
Antonio schnaubte hörbar. Was für ein elender Heuchler!
Das sagte ein Mann, der ihn und seine Mutter verließ, als Antonio gerade mal zehn Jahre alt gewesen war. Damals hatte Luc keinen Gedanken an Familie verschwendet! Dafür war er viel zu beschäftigt gewesen, seine Frau zu demütigen, indem er sich jede Woche mit einer anderen Geliebten am Arm in der Öffentlichkeit zeigte.
„Er scheint wirklich sehr entschlossen“, betonte Ricardo sicherheitshalber noch einmal.
„Nicht halb so sehr wie ich, ihm die Stirn zu bieten“, konterte Antonio schnell.
„Hmm …“ Einen Moment herrschte tiefes Schweigen. „Der positive Aspekt an der Sache ist natürlich der, dass er Ihnen sofort seine Anteile überschreibt, sollten Sie sich entschließen, mit seinen Wünschen konform zu gehen“, formulierte der Anwalt vorsichtig. „Das habe ich schriftlich.“
„Verstehe …“ Eine kalte Faust schloss sich um Antonios Herz. Okay, wenn sein Vater nun mal auf diesem albernen Spielchen bestand, galt es, die Bedingungen zu verschärfen. Sein alter Herr würde noch bedauern, den Versuch gemacht zu haben, ihm seinen Willen aufzuzwingen.
„Ich kann es auch kaum erwarten, mir seine Anteile einzuverleiben“, bekannte er offen, „allerdings nicht zu seinen Bedingungen.“
„Nun, leider kann ich keine andere Möglichkeit sehen. Ihr Vater besteht auf Heirat und Kind, und er wird Sie im Auge behalten. Zwei Jahre fliegen schnell vorbei …“
„Für jedes Problem gibt es eine Lösung, Ricardo“, erklärte Antonio in abschließendem Ton. „Faxen oder mailen Sie mir die betreffenden Unterlagen, sodass ich die absurde Idee meines Vaters noch einmal persönlich unter die Lupe nehmen kann. Ich rufe Sie dann später zurück.“
Antonio steckte das Handy weg, verdrängte die Gedanken an seinen Vater und konzentrierte sich wieder aufs aktuelle Geschäft. Abrupt wandte er sich erneut dem Mann an seiner Seite zu. „Wo waren wir stehengeblieben …?“, wechselte er mühelos in nahezu akzentfreies Englisch.
Tom betrachtete ängstlich Antonios hartes Profil. Verstanden hatte er kein Wort, doch das ärgerliche Funkeln in den dunklen Augen war ihm nicht entgangen, und er wusste, er musste sehr vorsichtig sein. Seinem Boss eilte der Ruf voraus, im Geschäftsleben zwar fair zu sein, aber ausgesprochen rücksichtslos, wenn jemand seinen hohen Ansprüchen nicht genügte oder ihm aus anderen Gründen missfiel.
„Ich … ich wollte nur sagen, dass ich mich bemühen werde, einen Weg zu finden, Miss Heart …“
„Ach ja, das Restaurant …“ Antonio winkte ungeduldig ab. „Das Ganze dauert schon viel zu lange, Tom. Und geradeheraus gesagt frage ich mich, ob Sie dieser Situation überhaupt gewachsen sind.“
„Sir, ich bin mir dessen sehr bewusst, dass die Angelegenheit länger als …“
„Dann sollten Sie nicht noch mehr Zeit vergeuden und lieber zur Sache kommen. Erhöhen Sie die Offerte und wickeln Sie das Geschäft endlich ab“, forderte Antonio ultimativ.
„Mit Respekt, Sir, aber das wird nicht nötig sein. Miss Hearts Weigerung, das Restaurant aufzugeben, liegt in erster Linie an ihrer Begeisterung für die Gastronomie. Und natürlich ist sie besorgt darüber, dass die Angestellten ihre Jobs verlieren würden.“
„Um Himmels willen! Dann bringen Sie die Leute eben irgendwo in meiner Firma unter!“, schlug Antonio ungeduldig vor. „Immerhin eröffnen wir in Kürze direkt nebenan ein Luxushotel. Also machen Sie sich an die Arbeit. Ich werde inzwischen einen Lunch einnehmen.“
„Hier?“, fragte Tom irritiert.
„Warum nicht? Es sieht ganz nett aus, und ich stehe direkt vor der Tür zum Restaurant. Sie fahren am besten zurück ins Büro, nehmen sich die Zahlen und Fakten noch einmal vor und bringen das Geschäft heute zu einem Ende.“
Obwohl es in der Limousine angenehm kühl gewesen war, genoss Antonio nun den leichten Windhauch in der gnadenlosen Mittagshitze. Es tat gut, sich nach dem langen Flug und der Fahrt hierher endlich wieder an der frischen Luft bewegen zu können.
Zudem ging ihm Tom Roberts gründlich auf die Nerven. Der Typ war offensichtlich doch nicht so
Weitere Kostenlose Bücher