Julia Extra Band 0328
kompetent, wie es zunächst den Anschein gehabt hatte. Die Expansion der Hotelkette hatte sich schneller als gedacht in Richtung Australien entwickelt und Cavelli Enterprises besaß inzwischen das zehnte Hotel auf diesem Kontinent, da war es unerlässlich gewesen, so schnell wie möglich einen Mann vor Ort zu haben. Doch wie es aussah, genoss Tom seine Machtposition mehr, als es der Firma guttun konnte.
Gemächlich schlenderte Antonio über den breiten Gehweg auf das Restaurant zu und gratulierte Victoria Heart insgeheim zu ihrem Geschäftssinn. Eine bessere Lage hätte sie kaum wählen können. Das Restaurant lag direkt an einer Hauptstraße neben einem kleinen lauschigen Park und gleichzeitig dicht genug am Strand, um von einer erhöhten Terrasse die fantastische Aussicht aufs Meer genießen zu können.
Das Problem war nur, dass es quasi an dem Gebäudekomplex klebte, den er im letzten Jahr erworben hatte. Wenn er den Kopf hob, konnte er das frisch restaurierte, hochaufragende Cavelli-Hotel sehen, das zwei Blocks der Sydney Street einnahm. Keine Kosten waren gescheut worden, um diesen Platz in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.
Der Name Cavelli stand für Luxus und Eleganz, und der Neubau war bereits zwei Monate vor der offiziellen Eröffnung komplett ausgebucht. Alles war fantastisch und nahezu perfekt verlaufen.
Antonio seufzte. Miss Heart war der einzige Haken an der Sache. Ihr Restaurant musste einer Kette von Designerboutiquen und einem notwendigen Seiteneingang des Hotels weichen, daran führte kein Weg vorbei.
Nachdem er das Restaurant betreten hatte, blieb er mitten im hellen Foyer stehen und schaute überrascht um sich. Der Holzboden war auf Hochglanz poliert und entlang der Fenster standen blassgelbe bequeme Sofas, die so aufgestellt worden waren, dass man in den belaubten Park schauen konnte.
Miss Heart hatte offensichtlich einen guten Geschmack. Entwurf und Design überzeugten, und soweit er es nach seinem flüchtigen Blick beurteilen konnte, war das Restaurant gut besucht. Offensichtlich zum größten Teil Geschäftsleute, die hier ihren Lunch einnahmen. Einige wenige Tische waren noch frei.
Da niemand an der Rezeption stand, wollte Antonio schon weitergehen. Doch in diesem Moment öffnete sich eine Tür hinter dem Empfangstresen und eine junge Frau trat heraus.
„Guten Tag, Sir. Kann ich Ihnen helfen?“
„Ja, ich hätte gern einen Tisch zum Lunch.“
„Für wie viele Personen?“
„Nur für mich.“
Das strenge schwarze Kostüm und die hochgeschlossene weiße Bluse machten eine genaue Schätzung ziemlich schwer. Doch Antonio hielt die Frau trotzdem für nicht älter als Anfang bis Mitte zwanzig. Allerdings wirkte sie wie eine altmodische Gymnasiallehrerin oder Bibliothekarin Ende des neunzehnten Jahrhunderts.
Das dunkle Haar trug sie streng zurückgekämmt und in einem festen Knoten im Nacken zusammengehalten. Die schwarze Hornbrille wirkte viel zu schwer für das schmale, zarte Gesicht.
Victoria, die inzwischen den Reservierungsplan studiert hatte, schaute auf und stutzte, als sie Antonios abwägendem Blick begegnete. Zu ihrem Entsetzen fühlte sie Hitze in ihre Wangen aufsteigen. Gerade hatte sie insgeheim festgestellt, dass er Italiener sein musste, zumindest verhieß das der verdammt sexy Akzent, der ihr eine wohlige Gänsehaut machte. Und dazu sah er auch noch umwerfend aus!
Aber warum starrte er sie so unverschämt an?
„Nun, können Sie mich noch irgendwo dazwischenquetschen?“, fragte er betont herzlich.
„Vielleicht … mal sehen …“ Erneut senkte sie den Blick. Natürlich wusste sie genau, welche Tische noch unbesetzt waren, doch es konnte nie schaden, ein bisschen zu bluffen. „Ja …“, antwortete sie gedehnt und fuhr mit der Fingerspitze eine imaginäre Linie im Reservierungskalender entlang. „Sie haben Glück.“
Antonio lächelte amüsiert, und Victoria hatte das untrügliche Gefühl, er wusste genau, dass es keinen echten Platzmangel im Restaurant gab. Ein gefährlicher Mann, konstatierte sie. Unverschämt attraktiv in dem maßgeschneiderten Designeranzug, der seine kraftvolle, durchtrainierte Figur nicht verbarg – und sich seiner Wirkung sehr bewusst. Und der Blick aus seinen nachtschwarzen Augen … einfach verheerend!
Victoria riss sich zusammen. Er sollte ja nicht glauben, sie sei auch nur ein Deut an ihm interessiert. Zudem spielte er absolut nicht in ihrer Liga! Ein Mann wie er würde sich unter Garantie nur mit den schönsten und
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