Julia Extra Band 0328
Peinlich berührt und voller Abscheu wurde ihr wieder bewusst, dass sie ihren Körper an seinen gepresst hatte, als er sie küsste … Nicht einmal in den leidenschaftlichsten Momenten ihrer Beziehung mit Achilles hatte sie ein so intensives Verlangen verspürt, das jeden Gedanken ausgeschaltet hatte. Genau das war Teil des Problems gewesen, wie sie sich verbittert erinnerte.
Bei der schmerzlichen Erinnerung fühlte Angel sich verletzlich und bloßgestellt, als ob das, was eben geschehen war, nicht schon schlimm genug wäre.
Als sie hörte, dass Bewegung in die Gäste im Salon kam, sah sie sich hastig nach einem Fluchtweg um. Sie entdeckte ein paar Stufen, die von der Terrasse nach unten und vermutlich nach hinten zur Küche führten. Eilig hastete sie hinunter, auch wenn sie wusste, dass sie ihren Job vergessen konnte. Der Vorfall mit dem verschütteten Wein hatte ihr Schicksal schon besiegelt. Und das Stelldichein mit dem Ehrengast setzte dem Ganzen die Krone auf.
Bald würde ihr Chef wissen, wer sie war, doch sie wollte nicht dabei sein, wenn er davon erfuhr.
Eilig sammelte sie in der Küche ihre Sachen zusammen, ehe sie die Auffahrt hinunterlief, ohne einen Blick zurück zu werfen.
Leo stand da und hörte der gefühlsgeladenen Rede seines Vaters zu. Georgios Parnassus machte kein Hehl daraus, dass er seinem Sohn Leo nun die Zügel übergeben wollte. Erneut spürte Leo Stolz in sich aufsteigen und das Gefühl, am richtigen Platz zu sein. Obwohl er dem alten Mann nicht die Befriedigung schenken wollte, so schnell zu kapitulieren, konnte er nicht leugnen, dass er für sich beanspruchen wollte, was ihm durch seine Geburt zustand.
Sein alter Herr war kein Narr. Zweifellos hatte er genau darauf gebaut, als er ihn bat, nach Griechenland zu kommen.
Obwohl er, nachdem der stürmische Applaus für seinen Vater verebbt war, seine Gedanken und Absichten in wohlgesetzten Worten darlegte, verlangte sein Körper immer noch nach der Frau, die er draußen auf der Terrasse zurückgelassen hatte. Er warf einen Blick zu den Türen, die wieder offen standen, konnte sie jedoch nicht entdecken. Verwirrt überlegte er, ob sie vielleicht gegangen war. Er hatte ihr doch gesagt, sie solle warten. Und er war hier gefangen, belagert von den üblichen Schmeichlern, die um seine Gunst wetteiferten.
Dass er erpicht darauf war, hinauszukommen, um das zu beenden, was sie begonnen hatten, verdross ihn. Er stand an einer Weggabelung in seinem Leben, ein großer Moment, und konnte doch an nichts anderes denken als die verführerische Kellnerin, die die Frechheit besessen hatte, ihm ein Wechselbad der Gefühle zu präsentieren. Dass er mit Wut reagierte, überraschte ihn und war ihm neu. Die Frauen, die er kannte, waren erfahren und kannten ihr Ziel. Gefühle spielten dabei keine Rolle.
Doch als sie ihn angesehen hatte, als sei er ein unerfahrener Junge, der versuchte, sie zu betatschen, hatte er rotgesehen. Noch nie hatte er das Bedürfnis gehabt, einer Frau etwas beweisen zu wollen. Noch nie ein solch unbarmherziges Verlangen bei einer Frau verspürt, sie zu küssen. Als er dann spürte, dass sie ihren anfänglichen Kampf gegen ihn aufgab, in seinen Armen dahinschmolz und ihn küsste, als ob ihr Leben …
„Georgios hätte sich nicht klarer ausdrücken können. Also, bist du bereit, den Köder anzunehmen, Parnassus?“
Er war so in seine Gedanken vertieft, dass er einen Moment brauchte, um in die Wirklichkeit zurückzukehren. Die Gäste, die um ihn herumgeschwänzelt waren, waren verschwunden. Nur Aristotle Levakis, der Geschäftsfreund seines Vaters, stand vor ihm und sah ihn erwartungsvoll an. Leo mochte Ari Levakis. Sie hatten während der Übernahmeverhandlungen eng zusammengearbeitet, auch wenn Leo in New York gewesen war.
Leo zwang sich zu einem Lächeln und meinte scherzend: „Glaubst du wirklich, dass ich dir etwas verrate, damit ganz Athen morgen weiß, wie ich mich entschieden habe?“
Gutmütig schnalzte Ari mit der Zunge. Leo versuchte, sich auf das Gespräch zu konzentrieren, obwohl er weiter Ausschau nach schimmernden braunen Haaren hielt, zu einem Knoten hochgesteckt.
Deshalb bekam er nicht mit, was Ari gerade gesagt hatte, und verfluchte sich im Stillen. „Entschuldige, was meintest du?“
„Dass ich überrascht war, sie hier zu sehen. Ich habe mitbekommen, wie du sie nach draußen geführt hast. Hast du ihr gesagt, dass sie gehen soll?“ Ari schüttelte den Kopf. „Die traut sich was, das muss ich schon sagen
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