Julia Extra Band 0328
gehört, was ich gesagt habe, Angel? Ich bin schwanger.“
Angel umklammerte die Hände ihrer Halbschwester und sah in deren dunkelbraune Augen. Sie selbst hatte hellblaue, obwohl sie den gleichen Vater hatten.
Darum bemüht, sich den Schock nicht anmerken zu lassen, meinte sie: „Wie ist denn das passiert, Delph?“ Sie verzog das Gesicht. „Ich meine, ich weiß natürlich wie, aber …“
Schuldbewusst senkte ihre Schwester den Blick, die Wangen gerötet. „Das mit Stavros und mir ist ernster geworden …“ Delphi hob den Blick. Als Angel merkte, wie aufgewühlt ihre Schwester war, war sie von Mitleid überwältigt.
„Wir wollten es beide, Angel. Wir hatten das Gefühl, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war. Und wir wollten, dass es in Liebe geschieht …“
Angels Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Das Gleiche hatte auch sie bis jetzt gewollt, aber … Ihre Schwester riss sie aus ihren dunklen Erinnerungen.
„Und wir haben ein Kondom benutzt, aber …“ Wieder ergoss sich Röte über ihre Wangen. Offenbar war es ihr peinlich, über all das zu reden. „Es ist gerissen. Wir wollten aber erst warten, ob tatsächlich etwas passiert ist, über das wir uns den Kopf zerbrechen müssen. Das ist jetzt der Fall.“
„Weiß Stavros es schon?“
Delphi nickte unglücklich und wirkte nun verlegen. „Ich habe dir nie davon erzählt, aber Stavros hat mich letzten Monat an meinem Geburtstag gefragt, ob ich ihn heiraten würde.“
Angel war nicht sonderlich überrascht, weil die beiden sich schon lange liebten. „Hat er mit seinen Eltern gesprochen?“
Erneut liefen Delphi Tränen über die Wangen. „Ja. Sein Vater meinte, er würde ihn enterben, wenn er mich heiratet. Du weißt, dass sie uns nie gemocht haben …“
Angel konnte Delphis Schmerz nachempfinden. Stavros entstammte einer der ältesten und angesehensten Familien in Griechenland, und seine Eltern waren unverbesserliche Snobs. Doch ehe sie etwas sagen konnte, fuhr Delphi mit erstickter Stimme fort: „Und jetzt ist alles noch schlimmer, weil die Parnassus-Familie wieder zu Hause ist. Jeder weiß, was passiert ist und dass Vater bald bankrott ist …“
Ein vertrautes Gefühl von Scham erfasste Angel, als sie den Namen hörte: Parnassus. Vor vielen Jahren hatte ihre Familie den viel ärmeren Parnassus-Clan fälschlich eines schrecklichen Mordes bezichtigt. Es war noch nicht allzu lange her, dass sie diesen entsetzlichen Fehler wiedergutgemacht hatten. Nachdem ihr Großonkel Costas in einem Abschiedsbrief gestanden hatte, das Verbrechen selbst begangen zu haben, waren die Parnassus, inzwischen eine reiche Familie, triumphierend aus Amerika nach Athen zurückgekehrt, auf Rache bedacht. Der anschließende Skandal und die Umkehrung der Machtverhältnisse hatten zur Folge, dass ihr Vater, Tito Kassianides, geschäftlich immer mehr Verlust erlitten hatte, bis er sich nun einem Konkurs gegenübersah.
„Stavros will mit mir durchbrennen …“
Abrupt wurde Angel in die Wirklichkeit zurückgeholt. Sie wollte Einspruch erheben, doch Delphi hob die Hand. „Aber ich werde das nicht zulassen.“ Sie kämpfte verzweifelt gegen die Tränen an. „Ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass er mit allem bricht und enterbt wird. Ich weiß doch, dass ihm nichts wichtiger ist, als eines Tages in die Politik zu gehen. Wegzulaufen könnte ihm alle Chancen verbauen.“
Angel wunderte sich über die Selbstlosigkeit ihrer Schwester. Erneut nahm sie deren Hände und meinte sanft: „Und was ist mit dir, Delph? Du verdienst es genauso, glücklich zu sein. Und du verdienst es, dass dein Baby einen Vater hat.“
In diesem Moment schlug unten im Haus eine Tür, und beide zuckten zusammen.
„Er ist wieder da …“ In Delphis Stimme lagen Angst und Abscheu, während ihr Vater in seiner trunkenen Wut unartikuliert brüllend die Treppe heraufpolterte. Als Angel sah, dass wieder Tränen über Delphis Wangen liefen, wurde ihr bewusst, dass sie ihrer jüngeren Schwester unbedingt helfen musste, um sie vor einem schmerzlichen Skandal oder dem Verlust von Stavros zu schützen. Zärtlich umfasste sie Delphis Schultern und zwang ihre Schwester, ihr in die Augen zu sehen.
„Es war richtig, dass du mir alles erzählt hast, Liebes. Lass dir nichts anmerken. Uns wird schon etwas einfallen. Alles wird wieder in Ordnung kommen …“
Delphis Stimme klang nun beinahe hysterisch. „Aber Vater hat sich immer weniger unter Kontrolle, und Mutter ist völlig aufgelöst
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