Julia Extra Band 0328
Wünschen gefragt, als du mich vor fünf Jahren verlassen und mein Leben ruiniert hast. Du hast mich nicht gefragt, als du wiederaufgetaucht bist. Was schert es dich jetzt, welche Wünsche ich haben mag?“ Sie zuckte die Schultern und sah ihm mit gespielter Leichtigkeit in die Augen. „Wenn du in meinem Leben herumstochern möchtest, dann tu es doch. Ich kann dich nicht aufhalten.“
Seine Miene verfinsterte sich. „Glaubst du immer noch, dass ich nicht Ernst mache?“ Er wurde laut, und sein Akzent wurde mit wachsender Erregung härter. „Du hast kein Recht, mein Kind vor mir zu verbergen. Meinen Thronfolger!“
Er weiß es nicht, redete Jessa sich ein. Es ist ein bloßer Verdacht. Er kann es nicht wissen.
„Wer gibt dir das Recht, so mit mir zu sprechen?“, konterte sie.
„Wo ist das Kind?“, fragte er mit donnernder Stimme.
Sie durfte nicht nachgeben. Ihre Knie zitterten und ihre Lungen drohten zu platzen. Doch nicht einmal den kleinen Finger würde sie ihm reichen.
Sie schüttelte den Kopf. Zu viele Gefühle kämpften miteinander, allesamt zu verworren, zu kompliziert, zu verschachtelt.
„Jessa!“ Sein Ärger schien verflogen, und etwas wie schiere Verzweiflung lag in seiner Stimme. „Du musst mir die Wahrheit sagen. Was ist geschehen? Du musst! “
Kein Wort kam mehr über ihre Lippen, und sie brachte es nicht fertig, ihn anzublicken. Sie war am Ende eines langen, beschwerlichen Weges angekommen. Jeder Wind war ihr aus den Segeln genommen.
Jessa hatte nicht den blassesten Schimmer, was zu tun war. Nie im Leben wäre sie auf die Idee gekommen, dass Tariq seine Vaterschaft entdecken könnte. Die Zeit, es ihm früher zu gestehen, war lange verstrichen.
„Ich werde vor nichts zurückschrecken, um mein eigen Fleisch und Blut aufzufinden“, gab Tariq bekannt. Seine Stimme klang sanft, doch es lag eine schneidende Endgültigkeit in seinen Worten. Als ob er einen Schwur ablegen würde. Er machte einen Schritt auf sie zu, und sie musste ihren ganzen Mut zusammennehmen, um nicht zurückzuweichen. „Bisher musste ich annehmen, dass ich der Letzte aus meiner Linie bin, Jessa. Dass meine Familie aussterben wird. Wenn dem nicht so ist …“
Er beendete den Satz nicht. Er musste ihn auch nicht beenden.
Jessa war unfähig zu reden. Es war, als hätte sich ein Schalter umgelegt.
„Du kannst nicht ewig schweigen“, erklärte er. Wie eine Peitsche knallte seine Stimme durch den Raum. „Es gibt in dieser Sache nur eine einzige Lösung, glaube mir. Ich werde das Kind finden. Die Frage ist, wie viel von deinem Leben dabei vor die Hunde gehen wird.“
„Hör auf, mich zu tyrannisieren!“, rief sie aus, genauso überrascht wie er über ihre Worte, die sie sich aus dem Herzen gerissen zu haben schien.
„Ich tyrannisiere dich?“ Er sprach das Wort aus, als hätte er es nie zuvor gehört.
„Drohen, einschüchtern.“ Jessa presste eine Hand gegen ihre Schläfe. „Gibt es dafür eine passendere Bezeichnung?“
„Ich drohe dir nicht, Jessa“, sagte er nüchtern, aber mit unüberhörbarer Härte. „Ich beschreibe nur, was sein wird, wenn du mir weiterhin die Wahrheit vorenthältst.“
„Was für ein Mann bist du eigentlich?“, flüsterte sie. Sie wusste selbst nicht genau, was sie damit sagen wollte. Sie hatte das Bedürfnis, zu weinen, zu schreien, auf irgendeine Weise die Spannung loszuwerden, die sich in ihr aufgestaut hatte.
Tariq wandte den Blick von ihr ab und schien zu überlegen. Es sah aus, als müsse er sich sammeln, bevor er vielleicht etwas zu ihr sagte, was er später bedauern würde.
„Ich schlage vor, du überdenkst deine Haltung noch einmal“, sagte er ruhig.
Da löste sich ihre Zunge. „Ich schlage vor …“
„Ruhe!“ Er fuhr mit der Hand durch die Luft und sagte etwas auf Arabisch. „Ich habe genug gehört.“
Ohne sie noch einmal anzusehen, schritt er zur Tür. Jessa mochte es nicht glauben. Erleichterung durchflutete sie. Wollte er gehen? Sollte es das gewesen sein? Konnte sie mit so viel Glück rechnen?
„Wo gehst du hin?“, fragte sie. Sie wollte es wissen.
„Es mag dich in Erstaunen versetzen, aber ich bin in Staatsangelegenheiten unterwegs“, grollte er. „Oder denkst du vielleicht, mein Königreich kann warten, während du deine kleinen Lügen fabrizierst? Betrachte diese Unterhaltung als verschoben.“
„Ich werde nicht herumsitzen und warten, bis du zurückkommst und mir noch schrecklichere Dinge an den Kopf wirfst“, konterte sie verbittert.
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