Julia Extra Band 0330
wollen als ich.“
Die Realität konnte manchmal grausam sein. „Es war Jo, der Emma geschwängert hat, nicht wahr?“, fragte Sophie. „Er hat sie vergewaltigt.“
Daniel konnte zuerst nur stumm nicken. „Und er wusste nicht, woran genau sich dein Bruder erinnern konnte. Jo wollte sich mit einem Teil der Abfindungssumme aus dem Staub machen, und das wäre ihm auch gelungen, wenn du ihm nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht hättest. Ich kann mich nur bei dir entschuldigen und bedanken, Sophie.“
„Warum ist Emma damals nur nicht zur Polizei gegangen?“, wunderte sie sich laut.
„Keine Ahnung. Ihre Eltern waren ausgesprochen streng und hätten ihr eventuell nicht geglaubt, nachdem sie ja eigentlich meine Freundin war. Vielleicht hatte sie einfach Angst.“
Lange Zeit schwiegen sie, jeder für sich in den eigenen Gedanken verloren.
„Du hast das Tropical Palms vor meiner Nase weggeschnappt, nicht?“
Daniel nickte. „Ja, ich habe dich belogen. Und dafür gibt es keine Entschuldigung.“
„Und du wolltest mich auf der Insel festhalten, solange mein Bruder bei deiner Schwester bleibt?“, hakte sie nach. „Auge um Auge?“
„Bitte, Sophie, du musst mir einfach glauben. Das war nur ganz am Anfang meine Intention. Ich habe ganz schnell andere Gründe gefunden, dich bei mir zu behalten.“
„Sex?“
Die Stille dauerte zu lange, und Sophie gab die letzte Hoffnung auf, dass zwischen ihr und Daniel doch mehr war als nur körperliche Anziehungskraft.
„Sophie, ich möchte, dass du mit mir nach Kallista kommst“, sagte er schließlich mit belegter Stimme.
„Nein, ich werde nach Hause gehen, Daniel. Zurück nach Brisbane.“
„Aber was ist denn mit der Hochzeit?“
„Hast du es denn noch nicht gehört?“, fragte sie mit einem bitteren Lachen. „Ich werde nicht mehr gebraucht. Die Hochzeit ist abgesagt.“
Wie vom Donner gerührt blickte er sie an, und es dauerte eine ganze Weile, bis er den Sinn ihrer Worte verstanden hatte. Eigentlich wollte Daniel Sophie nur abholen und zurück auf die Insel bringen, um sie für die Schrecken der vergangenen Stunden zu entschädigen. Und jetzt das?
„Was ist passiert?“
„Offenbar hörte Monica Jake mit mir am Telefon sprechen und fand heraus, was ihr perfekter Bruder getan haben soll. Aber da sie dich für einen Heiligen hält, folgte ein riesiger Streit mit Jake, und die beiden haben sich getrennt. So, du hast also, was du wolltest, und bist hoffentlich glücklich damit.“
„Nein, Sophie! Ich rede mit den beiden und bringe das wieder in Ordnung.“
„Vergiss es!“ Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum, die sich ohnehin schon recht wund anfühlte. „Du hast mich verführt und mir weisgemacht, ich würde dir wirklich etwas bedeuten. Dabei brauchtest du mich die ganze Zeit über nur als Geisel, also warum sollte ich jetzt nicht einfach zurück nach Hause verschwinden?“
„Weil ich dich liebe.“
Ihr fehlten die Worte, und Daniel sprach eilig weiter.
„Mir ist das ja selbst nicht gleich klar gewesen. Aber warum sonst sollte ich wohl stetig meine Arbeitszeit verkürzen und zurück nach Hause eilen? Weil du mir nie aus dem Kopf gehst. Ich will immer in deiner Nähe sein, Sophie, weil ich dich über alles liebe.“
„Nein“, sagte sie fest. „Emma hast du geliebt, und so wird es auch immer bleiben.“
„Ich habe sie einmal geliebt, ja. Und natürlich hat sie einen Platz in meinem Herzen. Aber sie ist tot, und ich lebe. Und ich verzehre mich nach dir. Ich liebe dich.“
Alles war so vertrackt, und Sophie konnte sich nicht vorstellen, wie eine Beziehung unter so ungünstigen Voraussetzungen funktionieren sollte. Deshalb traf sie eine einsame Entscheidung. „Bitte geh jetzt und lass mich allein!“
EPILOG
Es war ein Tag wie im Bilderbuch. Keine Wolke am Himmel, und der leichte Seewind verhinderte, dass die gefühlte Temperatur in den unangenehmen Bereich anstieg.
Meg hatte ganze Arbeit geleistet und Kallista für den großen Tag herausgeputzt, während Sophie in Brisbane die Stellung hielt. Und wie geplant erschien sie erst in letzter Sekunde auf der Insel, obwohl die vergangenen Wochen der Abwesenheit ihre Sehnsucht nach Daniel nicht gelindert hatten – ganz im Gegenteil.
Er dagegen schien die plötzliche Trennung sehr gut verkraftet zu haben. Das zeigte zumindest, wie wenig sie auf seine Liebeserklärung geben konnte.
Sophie kamen die Tränen, als sie ihren Bruder sah, der sich nervös seinen Kragen zurechtzupfte. Und Monica
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