Julia Extra Band 0345
sehe ich ganz anders. Mir kommt es so vor, als wäre der Korb nur ein Vorwand, um endlich diesen Jerry loszuwerden. Eigentlich habe ich Ihnen einen Gefallen getan. Und damit wären wir quitt.“ Er versuchte, ihr die Tür vor der Nase zuzumachen.
Daphne stellte einen Fuß in die Tür. „Sie irren sich gewaltig. Unsere Beziehung war wundervoll.“
„Und warum kämpft Jerry dann nicht um Sie?“
Carter Matthews blickte in Daphne Williams’ Gesicht. Sie ist wirklich absolut reizend, wenn sie wütend ist … und keine Antwort weiß. Die junge Frau öffnete ein paar Mal den Mund, brachte aber keinen Ton heraus.
„Ich wünsche Ihnen weiterhin einen schönen Abend, Miss Williams.“ Und damit schloss Carter endgültig die Tür.
Aber irgendwie war es ein schaler Sieg. Er war immer noch allein in seiner Wohnung – mit einer toten Katze und einem Korb voller Verwünschungen.
Kochend vor Wut stürmte Daphne zurück in ihre Wohnung und erging sich dabei in Fantasien, wie sie Carter Matthews genüsslich folterte und dann langsam vierteilte – immer noch eine viel zu sanfte Methode für ihn, wie ihr schien.
Wie konnte es dieser Mann wagen, sie zu analysieren! Immerhin war der Korb für ihn bestimmt gewesen. Sie war immer eine verlässliche und gute Partnerin gewesen. Hatte sie sich nicht sogar mit Jerrys Leidenschaft für Computerspiele abgefunden? Man musste sich in einer Partnerschaft schließlich gegenseitig unterstützen!
Aber fühlte sie sich von Jerry eigentlich unterstützt? Er hörte ihr ja nicht einmal zu. Stattdessen behauptete er immer, ihre Tätigkeit als Kreativitätstrainerin übersteige seinen Horizont.
Zumindest damit konnte er recht haben.
Anfangs hatte Daphne seine scheinbare Zerstreutheit irgendwie süß gefunden. Später hatte sie angefangen, sich darüber zu ärgern, dass er nie zuhörte.
Schließlich hatte sie sich nur noch verletzt gefühlt.
Dabei fand er ursprünglich ihre Idee gut, ein Kreativitätszentrum für sozial benachteiligte Kinder zu gründen. Diesem Projekt widmete Daphne sich mit ganzem Herzen. Sie wollte diesen Kindern etwas geben, was ihr als Kind versagt geblieben war: einen Ort, an dem geistige Freiheit möglich war. An dem man gefördert wurde und seine Kreativität entwickeln konnte. Und an dem es Menschen gab, die einem das Gefühl vermittelten, dass man in dieser Welt willkommen war.
Jerry, verwöhntes Einzelkind reicher Eltern, hatte für die Anschubfinanzierung bei einer Bank gebürgt und sich dann bei seiner Familie dafür eingesetzt, dass Daphne weitere Mittel erhielt. In zwei Wochen sollte die Grundsteinlegung sein …
Zumindest war es bis jetzt so geplant gewesen.
Alles war reibungslos verlaufen. Für ihr Projekt hatte es genug Geld gegeben, die Beziehung zu Jerry hatte sich unkompliziert und stressfrei gestaltet – bis Daphne so … so unüberlegt und voreilig gehandelt hatte.
Es klingelte an der Tür. Vielleicht stand ja Jerry vor der Tür, nervös seine Basketballmütze in den Händen knetend und nach Worten der Entschuldigung suchend. Das Ganze wäre doch ein reines Missverständnis. Einerseits wünschte Daphne sich das, andererseits hoffte sie, es möge nicht so sein.
Womöglich war diese Katastrophe ja ein Zeichen. Ein Zeichen, dass das Leben mehr bedeutete als Arbeit und eine leere, langweilige Beziehung.
Unwillig schüttelte sie den Kopf. Sie musste sich einfach nur beruhigen und eine Nacht über die ganze Sache schlafen.
„Wie war es in Reno?“ Vor der Tür stand Kim, Daphnes beste Freundin aus Kindergartentagen. In einer Hand hielt sie eine Tüte mit chinesischem Essen und in der anderen eine Flasche Tequila für Margaritas.
Es gab viele Gründe, weshalb Kim Daphnes beste Freundin war. Zwei davon hielt Kim in der Hand.
Einladend riss Daphne die Tür auf, zog Kim in die Wohnung und nahm ihr die Mitbringsel ab. „Die Kreativkonferenz in Reno war super, aber der Rückflug eine Katastrophe. Der Direktflug wurde zweimal verschoben, dann gab es eine Zwischenlandung, weil der Pilot mit einem durchgebrochenen Blinddarm ins Krankenhaus musste. Dann wurde mir übel, weil wir in Turbulenzen kamen, und nach der Landung stellte sich heraus, dass sich mein Gepäck an einem anderen Flughafen befand … und dann war mein Auto verschwunden.“
„Dein Auto ist weg?“
„Ich wusste nicht mehr, auf welchem Platz ich es abgestellt hatte, und der Parkplatzwächter konnte es auch nicht finden. Am Ende hat er mir eine Telefonnummer in die Hand gedrückt, die
Weitere Kostenlose Bücher