Julia Extra Band 0345
Karten aus. „Hier wird lediglich die Wahrheit enthüllt, keine Körper. Auf den Karten steht jeweils eine Frage, und die stellt ihr eurem Nachbarn, der rechts von euch sitzt. Paul, Sie fangen an.“
Paul verdrehte die Augen, folgte aber brav der Anweisung. „Was wolltest du werden, als du zehn warst?“, las er vor und wandte sich an Lenny.
„Die Antwort ist leicht! Ich wollte Maler werden … quasi der nächste Rembrandt.“
„Das erklärt, warum Ihre Entwürfe immer so sorgfältig und detailliert ausgearbeitet sind. Sie haben eine künstlerische Ader!“, rief Carter.
„Danke“, murmelte Lenny verlegen, und zum ersten Mal an diesem Wochenende kam ein Kontakt zwischen Carter und einem seiner Mitarbeiter zustande. Jetzt war Lenny an der Reihe. „Ja, Carter“, begann er. „Was ist die verrückteste Idee, die Sie jemals hatten?“
„Daphne zu bitten, mich zu heiraten.“
Plötzlich hätte man in dem Raum eine Stecknadel fallen hören können. Das Knistern und Knacken des Feuers wirkte plötzlich übermäßig laut.
„Und was hat sie geantwortet?“ Alle Augenpaare waren jetzt auf Daphne gerichtet.
„Sie hat abgelehnt“, antwortete Carter, der sie ebenfalls unverwandt anschaute.
Wieder schwiegen alle. Die Blicke der Männer wanderten zuerst zu Carter, dann zu Daphne. „Ach … irgendwie war die Situation etwas ungünstig“, sagte sie.
„Und jetzt? Wäre sie jetzt günstiger?“, konnte Carter sich nicht verkneifen zu fragen. „Ich will dich nämlich noch immer heiraten.“
Auf Reillys Gesicht erschien ein zufriedenes Lächeln. Er sah wie eine Katze aus, die gerade am Sahnetopf genascht hatte, aber Daphne blieb ernst.
„Carter“, setzte sie an. Nervös hantierte sie mit den Karten herum. „Wir sind gerade mitten in einem Spiel. Jetzt ist keine Zeit, so etwas zu besprechen.“
„Na gut. Machen wir weiter“, erwiderte er und wandte sich Daphne zu seiner Rechten zu. „Auf meiner Karte steht „, er hob sie zum Beweis hoch, „was ist der Herzenswunsch in Ihrem Leben?“
Daphne warf Carter einen Blick zu, als unterstellte sie ihm, er habe geschummelt. „Mit jemandem zusammen zu sein, der ehrlich und aufrichtig ist.“ Damit griff sie nach der fast vollen Schüssel Chips, stand auf und verließ den Raum mit den Worten: „Ich hole noch etwas zu knabbern.“
Reilly nahm ihren Platz ein. „Dann mache ich mal weiter.“
Carter hörte gar nicht mehr zu. Er sprang auf und ging ebenfalls hinaus. Als er die Küchentür aufstieß, sah er, wie Daphne eine Tüte Chips mit mehr Schwung als nötig aufriss. „Was haben dir denn die armen Chips getan?“
Daphne fuhr herum. „Ich warne dich, Carter. Tu nicht so, als sei auch nur ein einziges Wort ernst gemeint gewesen!“
Langsam nahm er ihr die Tüte aus der Hand. „Ich habe es ernst gemeint“, antwortete er sanft. Er blickte sie an und spürte, wie sich ein Lächeln auf seinem Gesicht breitmachte. Sein ganzer Körper schien buchstäblich zu lächeln. Ihm war so warm ums Herz wie noch nie in seinem Leben. „Daphne, ich will dich wirklich heiraten. Noch heute.“
„Ach, Carter.“ Daphne seufzte kopfschüttelnd. „Das Thema haben wir doch bereits diskutiert.“
Carter nahm ihre Hände in seine. „Aber jetzt geht es mir nicht um meinen Ruf oder um Geschäftsinteressen. Es geht nicht darum, dir Sponsoren zu beschaffen, es ist keine Laune, kein Spiel. Ich will dich heiraten, weil keine Frau bis heute diese Gefühle in mir geweckt hat. Ich habe mich in dich …“
Daphne entzog ihm ihre Hand und hob sie warnend. „Sprich es nicht aus, Carter. Du kannst gar nicht solche Gefühle für mich hegen, wir kennen uns doch kaum. Das ist nur eine deiner verrückten Ideen.“
„Stimmt“, wieder lächelte er verschmitzt. „Genau deshalb sollten wir es ja tun.“
„Einfach Hals über Kopf heiraten?“
„Ja!“ Carter dachte an das Schild an einer Kapelle, an der sie auf dem Weg vom Flughafen hierher vorbeigekommen waren. „Wir sind doch in Boothbay Harbor. Das ist so etwas wie Gretna Green. Kein Aufgebot, keine Trauzeugen – nur du und ich und ein Standesbeamter.“
Daphne schüttelte den Kopf und entzog ihm jetzt auch ihre andere Hand. „Du bist vollkommen verrückt. Du kannst doch nicht ernsthaft erwarten, dass ich aus einer Laune heraus etwas tue, was den Rest meines Lebens beeinflusst.“ Entnervt hob sie die Hände. „Nein, vielen Dank. Ich kenne dich kaum … ich würde vorschlagen, du gehst einfach zurück und nimmst weiter an dem
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