Julia Extra Band 0345
Spiel teil.“
Unbeeindruckt lächelte Carter sie weiter an. „Das wäre doch eine tolle Geschichte für deine Enkelkinder.“
Einen Moment lang glaubte Daphne, Carter hätte „unsere Enkelkinder“ gesagt. Dann erkannte sie, dass hier ihr Wunsch der Vater des Gedankens gewesen war. Natürlich ging Carter davon aus, dass sie nicht zusammenblieben, dass sie irgendwann einen anderen heiraten würde. Wahrscheinlich irgendeinen „John“ oder „Bill“, der zweimal die Woche den Rasen mähte und samstags das Auto in der Auffahrt wusch. Natürlich würden sie Kinder haben und ein geregeltes Leben führen und ab und zu mal mit den Nachbarn grillen.
Es hörte sich gnadenlos langweilig an … und es entsprach genau dem, was die „alte“ Daphne sich zeitlebens vorgestellt hatte. Schon von Kindesbeinen an, nur um nicht so zu werden wie ihre flatterhafte Mutter. Stabilität war das, wonach sie sich sehnte, und sie tat alles dafür, um diese Stabilität zu erreichen.
Und was brachte es ihr ein? Sie war allein, unglücklich, und ihr Leben so leer wie die Schluchten des Grand Canyon.
„Heirate mich, Daphne“, beschwor Carter sie.
„Aber …“
Tu doch einmal etwas Spontanes! Etwas Wildes, Abenteuerliches!“
„Genau das versuche ich mein Leben lang zu vermeiden!“
„Dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, das zu ändern.“ Carter ergriff ihre Hände, und tatsächlich gab ihr die Wärme seiner Haut das Gefühl, sicher zu sein.
„Was könnte denn schlimmstenfalls passieren?“
„Dass wir uns bei unserer Scheidung vor dem Richter gegenseitig die Köpfe einschlagen.“
Carter strich ihr sanft über die Wange. „Glaubst du wirklich, mit uns würde es so enden?“
„So etwas passiert andauernd.“
„Stimmt. Aber auch bei Paaren, die sich zwanzig Jahre lang kannten, bevor sie geheiratet haben.“
„Genau.“
„Und dann gibt es Menschen, die sich Hals über Kopf verlieben, heiraten und die nächsten fünfzig Jahre glücklich sind. Das Leben ist ein Glückspiel, Daphne. Du kannst das große Los ziehen!“
„Und wenn ich eine Niete erwische?“
„Und wenn nicht?“
Nervös kaute Daphne auf ihrer Unterlippe herum. Sicher, die Idee war verführerisch … eine Versuchung, die sie lockte … „Wir könnten uns ja einfach erst einmal kennenlernen, ab und zu treffen, wie alle anderen auch.“
„Ich möchte mich nicht ab und zu mit dir treffen! Ich will dich nicht zum Essen ausführen, hinterher noch tanzen gehen, dich nach Hause bringen und dir versprechen, dich anzurufen. Ein Versprechen, das ich sowieso brechen werde, weil ich in meinen ganzen Leben noch nie etwas gehalten habe.“ Er blickte Daphne ernst an. „Ich bin es leid, schon von vornherein zu wissen, wie etwas ausgehen wird. Ich möchte nicht mehr so weitermachen … ich will kein Leben mehr, das so leer ist.“
Daphne fühlte sich ertappt. Denn gerade hatte Carter das ausgesprochen, was sie ebenfalls gedacht hatte. Ihr Entschluss geriet ins Wanken. „Und wenn du eines Tages aufwachst und meiner überdrüssig bist?“
Carter strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Die Geste war so zärtlich und fürsorglich, dass Daphne fast in Tränen ausgebrochen wäre. „Glaube mir, ich war schon mit vielen Frauen zusammen. Bei keiner anderen habe ich auch nur annähernd so viel empfunden wie bei dir.“
Die Angst ließ Daphne nicht los. Tausend Bedenken schossen ihr durch den Kopf. „Aber …“, setzte sie an.
„Was kann schon groß passieren? Du heiratest mich, gewinnst jede Menge Sponsoren … und nach ein paar Wochen schießt du mich einfach auf den Mond.“
„Und was hättest du davon?“
Carter strahlte sie an. „Dich.“
Sie konnte es kaum glauben, aber anscheinend meinte er tatsächlich jedes einzelne Wort so, wie er es sagte. Vielleicht spielten ja tatsächlich die genannten Gründe eine Rolle. Er wollte sie nicht nur, um seine Firma zu retten, er mochte sie. Womöglich liebte er sie sogar! Aber genau dieser Gedanke flößte ihr viel Angst ein. „Carter, wir sollten wirklich vernünftig sein.“
„Davon habe ich endgültig die Nase voll. Vernunft ist sowieso nicht meine Stärke. Ich weiß nur eins: Ich will dich heiraten. Ich will einfach ins kalte Wasser springen …“ Wieder griff er nach ihrer Hand und streichelte sie. „Daphne, einmal in deinem Leben – tu etwas völlig Unvernünftiges!“
„Etwas völlig Unvernünftiges“, wiederholte Daphne versonnen. Sie sah auf, und ihr Blick traf den seinen – und beide
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