Julia Extra Band 0345
leeren Taxistand. „Gib dir also bitte einen Ruck und fahr mit. Außerdem habe ich deinem Vater versprochen, mich um dich zu kümmern.“
„Und du hältst natürlich dein Versprechen!“
„Dein Misstrauen verletzt mich.“ Geduldig beobachtete er, wie sie mit sich kämpfte. „Aber wenn du Angst hast, zu mir ins Auto zu steigen …“
Energisch hob sie das Kinn. „Wie kommst du denn darauf?“ Zu spät bemerkte sie, dass er sie schon wieder manipuliert hatte. Jede Zweijährige hätte seine Taktik durchschaut!
Nun blieb ihr nichts anderes übrig, als sich von ihm durch Madrid kutschieren zu lassen.
Schweigend sah sie zu, wie er sich geschickt in den fließenden Verkehr einfädelte. „Ich finde, du solltest dich bei mir entschuldigen“, sagte sie schließlich.
„Ach ja? Weshalb denn?“
„Du hast mich geküsst.“
Emilio lächelte selbstzufrieden. „Das ist mir durchaus bewusst. Und dafür soll ich mich entschuldigen?“
„Nein, aber dafür, dass du mich benutzt hast, um deine Ex eifersüchtig zu machen.“
Emilio wirkte verblüfft. „Eifersüchtig?“
„Genau. Aber ich fürchte, du hast dich umsonst so ins Zeug gelegt. Es war ihr völlig gleichgültig.“ Vermutlich, weil Rosanna genau wusste, dass sie nur mit dem kleinen Finger zu schnippen brauchte, um Emilio zurückzubekommen. „Ich bin wirklich enttäuscht.“
„Von meinem Kuss?“
Megan dachte gar nicht daran, darauf einzugehen. „Ich war immer der Meinung, du kennst dich bestens mit Frauen aus, du Casanova.“
„Du scheinst dich ja brennend für mein Sexleben zu interessieren.“
Sie verbarg ihre Verlegenheit gekonnt. „Das lässt sich kaum vermeiden“, konterte sie.
Im ersten Moment hatte er keine Ahnung, was sie damit andeuten wollte. Dann fiel es ihm ein. „Ach, du hast diesen unsäglichen Artikel gelesen. Wie lange mich dieser Schund wohl noch verfolgt.“
Seine angewiderte Miene brachte Megan zum Lachen. „Was regst du dich so auf? Der Artikel war doch durchaus schmeichelhaft. Einige Varianten, die sie erwähnt hat, hätte ich nicht für möglich gehalten. Darf ich dir einen Rat geben?“
„Solltest du mir empfehlen wollen, nicht mit Frauen zu schlafen, die es gar nicht erwarten können, die Klatschpresse damit zu füttern, kannst du dir die Worte sparen.“
Normalerweise nahm er keine Notiz davon, was in den Medien über ihn berichtet wurde, aber in diesem Fall hatte er sich doch darüber geärgert, denn an dem unglaublich geschmacklosen, schlüpfrigen Artikel war kein Wort wahr.
Emilio hatte sogar mit dem Gedanken gespielt, das Boulevardblatt zu einer Gegendarstellung zu zwingen, doch dadurch wäre die Öffentlichkeit erst recht auf den Schund aufmerksam geworden. Daher hatte er es vorgezogen, die Angelegenheit einfach zu vergessen.
„Das wollte ich eigentlich nicht sagen, aber es klingt durchaus vernünftig“, meinte Megan.
„Aber nur, wenn ich tatsächlich mit der Frau geschlafen hätte.“
Megan horchte auf und schaute ihn überrascht von der Seite an. „Du hast also nicht mit ihr geschlafen. Aber sie hat doch behauptet …“
„Glaubst du wirklich alles, was in diesen Skandalblättern steht, Megan?“
„Nein.“
„Nur das, was du über mich liest?“
Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Dieser Mann muss wohl immer das letzte Wort haben, dachte sie wütend.
„Welchen Rat wolltest du mir denn nun geben?“, erkundigte er sich schließlich. „Ich bin sehr gespannt auf deine Weisheiten.“
„Wenn du es unbedingt wissen willst … Ich bin ja keine Expertin …“
Emilio lächelte frech. „Klingt da ein ‚Aber‘ mit?“
„Willst du nun hören, was ich zu sagen habe, oder nicht?“
Mit einer Geste deutete er an, dass er ganz Ohr wäre.
„Aber eine andere Frau zu küssen, scheint mir nicht die beste Methode zu sein, deine Exfrau wieder für dich zu gewinnen.“
Langes Schweigen folgte.
„Glaubst du wirklich, ich hätte dich deshalb geküsst?“, fragte Emilio schließlich. Beim nächsten Kuss musste er seine Absichten wohl deutlicher zum Ausdruck bringen. Wenn man nicht von etlichen Hundert Menschen umgeben war, wäre das wohl auch bedeutend einfacher.
Megan setzte eine amüsierte Miene auf, obwohl ihr nicht zum Lachen zumute war. „Willst du etwa behaupten, unkontrollierbare Lust hätte dich bei meinem Anblick übermannt?“
„Auf Flughäfen wird nun mal viel geküsst“, behauptete er ausweichend.
„Aber nicht so.“
„Gewehrt hast du dich jedenfalls nicht“, stellte er
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